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Kompakt
SCHLAGANFALL PODCAST
Große Daten schaffen Erfolge im Kleinen ICD und OPS
Ein Schlaganfall ist eine große Belastung Vorhersagen für persönliche Therapie-
für Patienten und Angehörige. Um die strategien. Außerdem geben sie Emp- Folge 50 des E-Health-Podcasts behandelt die beiden
Auswirkungen auf die Betroffenen zu fehlungen für die Prävention, Rehabili- Ordnungssysteme in der Medizin, die wahrscheinlich
reduzieren, hat die EU das Verbundpro- tation und Reintegration der individuel- am häufigsten eingesetzt werden: die Internationa-
jekt PRECISE4Q gestartet. Im Projekt len Patienten. Die im Projekt le statistische Klassifikation der Krankheiten und
sammeln Forscher europaweit entwickelten Vorhersagemo- verwandter Gesundheitsprobleme, kurz ICD, und
große Datenmengen aus un- delle sollen in eine digitale den Operationen- und Prozedurenschlüssel, kurz
terschiedlichen Quellen, mit Plattform, „Digital Stroke OPS. Die beiden Professoren Dr. Christian Wache und
denen selbstlernende Com- Patient Platform“, integ- Dr. Renato Dambe erklären den Unterschied zwi-
putermodelle gefüttert wer- riert werden – ein Unter- schen einer Klassifikation und einer Nomenklatur.
stützungssystem für die
den. Die Daten stammen aus Außerdem soll aus dem Pro- Der Hörer erfährt, dass ICD von der Weltgesund-
klinische Entscheidung.
heitsorganisation herausgegeben wird, und warum
klinischen, physiologischen,
Abb.: Fotolia.com © ilovecoffeedesign schen Untersuchungen und bezie- plattform für die Schlaganfall- Modification, gibt. Wie ist der Diagnoseschlüssel ICD
genetischen und biochemi-
es eine deutsche Anpassung, die ICD 10 German
jekt eine europäische Modell-
hen auch die medizinische Bildgebung
10 aufgebaut, wo wird ICD eingesetzt und zu wel-
chem Zweck? Auch der OPS kommt nicht zu kurz. Die
ein. Für die Analyse werden die Daten in forschung namens „EUROPE-Stroke“ her-
Podcaster stellen die einzelnen Kapitel vor und er-
eine strukturierte Form gebracht, sodass vorgehen. PRECISE4Q wird von der
sie von Computermodellen verarbeitet Berliner Charité koordiniert.<
klären, warum einige keinen Text enthalten.<
C EHEALTH-PODCAST.DE
werden können. Diese Modelle liefern C NEUROCHIRURGIE.CHARITE.DE C PREDICTION2020.ORG
EPILEPSIE UMFRAGE
Telemedizinisches Warnsystem Patientenakte gefragt
Abb.: TU Dresden
Datenaufnahme und intelligente Patienten wollen mehrheitlich digital jederzeit auf
ihre Krankheitsdaten zugreifen. 73 Prozent der
Signalverarbeitung Teilnehmer des „ 7. EPatient Survey“ sprachen sich
für die Nutzung einer elektronischen Patientenak-
te aus, auch wenn viele der Befragten zunächst
nichts mit diesem Begriff anfangen konnten. Die
Patienten, auch das ergab die Umfrage, möchten
Warnung bei
bevorstehendem Anfall ihre Daten mit ihrem Arzt teilen. Wo möchten die
Patienten ihre Gesundheitsdaten speichern? Be-
Übermittlung von liebt als Speicherort sind Krankenkassen (55 Pro-
Daten und Ereignissen
zent) und Arztpraxen (54 Prozent). Dem Gesund-
heitswesen oder einer staatlichen Einrichtung
Beratung, Parametrisierung Arzt möchten nur 20 Prozent der Befragten ihre Daten
und ggf. Intervention
Patient mit mobilem Endgerät anvertrauen. Dagegen möchten nur 12 Prozent ihre
Gesundheitsdaten auf Servern der IT-Industrie
Dresdener Neurochirurgen und Ingeni- koppeln, welches den Patienten über ei- lagern. Völlig unbeliebt sind die Angebote der Abb.: iStockphoto.com © ChrisGorgio
eure entwickeln gemeinsam mit einem nen bevorstehenden Anfall so frühzeitig US-Internetgigan-
Unternehmen ein Assistenzsystem, das informiert, dass er präventiv ein Medi- ten Google, Apple
Epilepsiepatienten vor einem bevorste- kament einnehmen oder alternativ einen und Amazon (6, 5
henden Anfall warnt. Das von der EU sicheren Ort aufsuchen kann, an dem er und 1 Prozent).<
geförderte Projekt soll ein Implantat medizinisch betreut wird. Da das Projekt C EPATIENT-RSD.COM
hervorbringen, das Hirnströme fortlau- frisch gestartet ist, gibt es noch keinen
fend aufzeichnet. Die so gewonnenen Prototypen. Das System, das innerhalb
Daten möchten die Forscher zur Analyse der nächsten drei Jahre emtwickelt wer-
abgelaufener Anfälle verwenden und den soll, könnte nach Ansicht der For-
auch, um drohende Anfälle vorherzusa- scher die Basis für weitere Implantate
gen. Die Überlegungen gehen dahin, den sein, die Patienten im „Heimgebrauch“
Sensor mit einem Smartphone zu verwenden können.< C TU-DRESDEN.DE
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