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GESUNDHEITSKARTE KOLUMNE DIERKS‘ ANTWORT
KBV plädiert für elektronisches Impfbuch
Rechtssichere Arzt-Pati-
Der stellvertretende KBV-Vorsitzende zehn Jahren rund 190 000 Menschen an enten-Kommunikation im
Zeitalter der EU-Daten-
Dr. Stephan Hofmeister hat sich für die Erkrankungen gestorben sind, gegen die
schutz-Grundverordnung
Einführung eines elektronischen Impf- es Impfstoffe gibt. Als Hauptgründe für
buches ausgesprochen, welches auf der die Impflücken nannte er Nichtwissen,
Gesundheitskarte gespeichert Vergesslichkeit sowie Angst
Impfstatus
wird. Dadurch könnten die vor möglichen Nebenwirkun- Î ÎMessenger-Dienste spie-
Praxismitarbeiter bei jedem gen. Hofmeister appellierte len eine wichtige Rolle in der PROF. DR. DR.
Arztbesuch überprüfen, ob einfach an die Ärzte, engagiert für Kommunikation zwischen CHRISTIAN DIERKS
ist Rechtsanwalt und
überprüfen Facharzt für Allge-
der Impfstatus vollständig ist das Impfen einzutreten und Arzt und Patient. Wie sieht Abb.: Prof. Dr. Dr. Christian Dierks
und den Patienten gegebenen- auch das Praxisteam zu mo- dafür die rechtliche Basis aus? meinmedizin. Vorwie-
gend berät er mit sei-
falls an eine notwendige Auf- tivieren, damit es auf Impf- ner Kanzlei Leistungs-
frischung erinnern. „Das wäre sicher ein lücken hinweist. Sein Credo: Wenn au- Jüngste Umfragen des British erbringer im Gesund-
erster Schritt unterhalb der Impfpflicht“, tomatisch mit dem Einstecken der Ge- Medical Journal zeigen eine heitswesen. Ein
Schwerpunkt liegt da-
sagte er im Interview mit KV-on, dem sundheitskarte in das Kartenlesegerät fast hundertprozentige Markt bei in den Rechtsfra-
Web-TV der Kassenärztlichen Vereini- eine Überprüfung des Impfstatus statt- durchdringung in der ArztPa gen von Teleme dizin
und E-Health.
gungen. Hofmeister zeigte sich erschüt- finden würde, wären Impfungen und tientenKommunikation mit
tert angesichts von Zahlen des Robert Impfauffrischungen viel leichter durch- WhatsApp. Dies ist ein alarmierender Befund, ist
Koch-Instituts, wonach in den letzten zuführen.< C KBV.DE doch bekannt, dass WhatsApp Zugriff auf das Ad
ressbuch der Benutzer hat. Schon die Benutzung
von WhatsApp verletzt deshalb die Persönlichkeits
rechte der Kontakte, die nicht in eine Übermittlung
TELEMEDIZIN ihrer Daten an WhatsApp Inc., California, eingewil
Beratungsangebot für hessische Ärzte ligt haben.
Die Übermittlung personenbezo
ZAHL DES
Hessen hat in Gießen ein Kompetenzzen- wertung sowie weitere Leistun- QUARTALS gener Gesundheitsdaten über
WhatsApp ist dann sogar
gen. Dabei legen die Experten
trum für Telemedizin und E-Health er-
Justus-Liebig-Universität, die beide in Kommunikation, IT- und 99,8 strafbar. Wie das Amtsge
öffnet. Die Einrichtung profitiert vom den Fokus auf die Bereiche
%
richt in Hersfeld schon
fachlichen Know-how der Technischen Datenschutz, digitale Ar-
letztes Jahr festgestellt
Hochschule Mittelhessen und der chivierung, intersektorale
hat, gilt dies aber nicht
für verschlüsselte Dienste
Gießen angesiedelt sind. Das Kompetenz- Datensicherheit, Medizin-
der Einwohner Deutschlands haben
zentrum berät kostenlos Ärzte, Ärztenet- produkte, Kommunikation wie Hoccer oder Threema,
höchstens 10 Kilometer bis zum
ze, Krankenhäuser, Apotheken, Rettungs- zwischen Praxissoftware die gegenwärtig als sicher
nächsten Hausarzt.
dienste sowie weitere Akteure des Ge- und Krankenhausinformati- gelten. Natürlich ist es nicht
Quelle: KBV
sundheitswesens bei der Implemen- onssystem, Risikomanagement in einfacher, sich mit dem Patien
tierung von neuen telemedizinischen und IT-Netzen sowie Standardschnittstel- ten auf eine weniger verbreitete App
E-Health-Lösungen. Das Beratungsange- len. Während der Einweihungsfeier ver- zu einigen, aber für eine rechtssichere Kom
bot umfasst alles rund um Entwicklung, anschaulichte eine Live-Demonstration, munikation ist nun einmal ein gewisser Aufwand
Betrieb, Nutzung und Integration von wie der Einsatz von Telemedizin die Mit- notwendig. Das für diese Dienste einschlägige Tele
E-Health-Anwendungen, Schulungen und arbeiter des Rettungsdienstes unterstüt- mediengesetz wird voraussichtlich im Laufe dieses
Seminare, Technologieauswahl und -be- zen kann.< C EHEALTH-ZENTRUM.DE Jahres noch an die DatenschutzGrundverordnung
Abb.: HMSI angepasst. Daraus ergibt sich allerdings auch noch
nicht die erforderliche einheitliche und systemüber
greifende Lösung für die Speicherung von perso
nenbezogenen Gesundheitsdaten in einem vom Pa
tienten verwalteten, unabhängigen Medium. Eine
solche zentrale Gesundheitsakte wäre dann auch
die Plattform für eine rechtssichere Kommunikati
on, bei der der Patient den beteiligten Akteuren Zu
griffsrechte selektiv einräumen kann. Dies ist die
Herausforderung für die kommenden Jahre, der wir
uns dringend stellen müssen.<
VORFÜHRUNG: Ein Arzt unterstützt aus der Ferne die Rettungsassistenten bei einem Notfall.
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