Page 18 - xpress_Ausgabe 21.1
P. 18

Porträt




                                                                               mag es, mich in Sachen hineinzuarbeiten, ihnen
                                                                               auf den Grund zu gehen.“ Und weil sie so gerne
                                                                               wissenschaftlich arbeitet, schreibt die ange-
                                                                               hende Ärztin neben dem Studium auch noch
                                                                               ihre Doktorarbeit, sodass sie mit 28 Jahren
                                                                               ihren Studienabschluss zusammen mit einem
                                                                               Doktortitel in den Händen hält.
                                                                                 Nach ihrem Abschluss will sie „UMGOTTES-
                                                                               WILLEN nichts mit Patienten machen“, wie sie
                                                                               auf ihrem Blog schreibt. Darum führt sie ihre
                                                                               erste Arbeitsstelle in die Pathologie. Hier lernt
                                                                               Koock viele Grundlagen, die ihr in ihrer späte-
                                                                               ren Arbeit zugute kommen. So weiß sie bei-
                                                                               spielsweise sehr genau, wie ein angegriffenes
                                                                               Herz aussieht oder welche Folgen exzessives
                                                                               Rauchen auf die Lunge hat.
                                                                                 Doch in ihrer Arbeit muss sie auch die stän-
                                                                               dige Konfrontation mit dem Tod und die
                                                                             Abb.: Franziska Finger    Nach eineinhalb Jahren ist die Ärztin bereit für
                                                                               manchmal unangenehmen Gerüche aushalten.
                                                                               eine neue Aufgabe und nimmt eine Stelle in der
         DR. ULRIKE KOOCK                                                      Krebsforschung in Frankfurt an. Statt die Ur-
                                                                               sache für den Tod herauszufinden, will sie nun
                                                                               erforschen, wie man ihn verhindert. Immer
                                                                               noch meidet sie Patientenkontakt. Rückbli-
                                                                               ckend sagt sie, der Grund dafür sei Unsicherheit
                                                                               gewesen. Außerdem kann sie so ungestört ih-
                                                                               rem Wunsch nachgehen, Sachverhalte bis in
                                                                               die Tiefe zu verstehen.
                                                                                 Als sie ihr zweites Kind bekommt, wird es
                                                                               für sie zunehmend schwer, die Kinderbetreu-
        sächsischen Soltau geborene Ärztin berichtet  Die                      ung mit ihrer Arbeit zu organisieren. Sie lieb-
               enn Dr. Ulrike Koock im Netz twittert
                                                                               äugelt mit einer Anstellung in der Pharma-
               oder bloggt, lesen Tausende Men-
                                                                               branche, merkt jedoch schnell, dass sie das
        Wschen ihre Texte. Die 1981 im nieder-                                 nicht glücklich macht. „Da kann ich nicht aus
                                             Bloggerin
        aus ihrem Leben als Landärztin, Autorin, Blog-
        gerin, Mutter, Hobbyköchin und leidenschaft-
        liche Gemüsegärtnerin. Das Schreiben biete
        die ideale Ergänzung zu ihrer Arbeit in der
        Praxis, findet Koock.
           „Ich wollte schon als Kind Ärztin werden“,
                                              Die Landärztin Dr. Ulrike Koock
        sagt die Medizinerin. Dieser Kindheitswunsch                           meiner Haut. Ich will beruflich etwas machen,
                                              engagiert sich nebenher in
        ändert sich im Laufe der Jahre nicht. Nach dem                         das mir sinnvoll erscheint und mich erfüllt“,
        Abitur bekommt sie jedoch zunächst keinen   den sozialen Medien. Sie     sagt Koock über sich selbst. Außerdem ist sie
                                              betreibt einen preisgekrönten
        Studienplatz in der Humanmedizin. Aus diesem                           Pragmatikerin. „Wenn es an einer Stelle nicht
                                              Medizin-Blog und twittert.
        Grund überlegt sie, eine Ausbildung im Gesund-                         mehr weitergeht, kann ich mich schnell um-
        heitswesen zu beginnen. Just an dem Tag, an                            stellen und lasse mich auch auf etwas Neues
        dem sie die Zusage für einen Ausbildungsplatz                          ein.“
        bekommt, erhält sie einen Anruf von der Uni-                             Die Medizinerin scheut nicht die Herausfor-
        versität Frankfurt mit dem kurzfristigen An-                           derung und begibt sich auf für sie unbekanntes
        gebot für einen Studienplatz in Humanmedizin.                          Terrain: Sie geht in eine internistische Abtei-
        „Den habe ich natürlich sofort angenommen“,                            lung eines Krankenhauses, „neben der Allge-
        so Koock.                                                              meinmedizin der patientenorientierteste Be-
          Das lernintensive Studium macht ihr Spaß.                            reich, den es gibt“, schreibt sie auf ihren Inter-
        „Ich habe Bücher schon immer geliebt und ich                           netseiten. Zu ihrer eigenen Überraschung ge-

    18   x.press 21.1
   13   14   15   16   17   18   19   20   21   22   23