Page 13 - xpress_Ausgabe 21.1
P. 13

Titelgeschichte




                                              Abb.: iStock.com © AaronAmat
        Patienten als sehr hoch oder hoch. Ähnlich
        hohe Zuspruchswerte erfahren im Grundsatz
        der eNotfalldatensatz oder die digitale Verord-
        nung, auch wenn diese Anwendungen noch
        nicht im Versorgungsalltag etabliert sind.
        Den Nutzen haben oft andere

        „Unsere Vertragsärzte und -psychotherapeuten
        wollen eine aktive Rolle bei der Digitalisierung
        und ihrer praktischen Umsetzung spielen, so-
        weit diese einer Verbesserung der medizini-
        schen Versorgung der Patienten dient“, stellt
        die KBV in einem offenen Schreiben vom 24. Juli
        2020 an Gesundheitsminister Jens Spahn fest.
        Eine Forderung der KBV zielt darauf ab, dass
        für den Arzt „der Mehrwert der Digitalisierung
        und insbesondere der Anbindung an die TI“ klar
        – deutlich klarer als bisher – erkennbar sein
        müsse. Damit spricht die KBV an, dass insbe-
        sondere Anwendungen der TI aus ärztlicher
                                                    Die Ärzte sind
        Sicht Probleme mit sich bringen, die im Kern                           der Patient erhält somit lediglich sein eigenes
        zumeist aus folgendem Widerspruch erwach-                              Exemplar und das für seinen Arbeitgeber als
                                                  wenig begeistert,
        sen: Wegen der zentralen Funktion des nieder-                          Ausdruck. In einer späteren Phase soll die Kas-
        gelassenen Arztes in der Versorgung werden   wenn sie Aufgaben         se die eAU automatisch an den Arbeitgeber
        von ihm und seinem Personal zusätzliche Ar-                            versenden, sodass auch diese Aufgabe für den
                                                      für andere
        beiten, veränderte organisatorische Abläufe,                           Patienten entfällt. Auch hier entsteht neuer
        neue Investitionen und höhere Ausgaben ein-                            Aufwand für den Arzt; der Nutzen wiederum
        gefordert, damit digitale Anwendungen etab-  übernehmen sollen.        entsteht beim Patienten, den Krankenkassen
        liert werden können. Jedoch verschafft ein                             und perspektivisch den Arbeitgebern, die
        großer Teil dieser Aufwände dem Arzt und der                           schnell und ohne Medienbruch die Krank-
        Praxis keinerlei Nutzen, sondern schafft Vor-  waltungsaufgabe übernehmen, die zu den urei-  schreibung erhalten.
        teile für andere Akteure im Gesundheitswesen  genen Aufgaben der Krankenkassen gehört.
                                                                               Pauschalen oft nicht ausreichend
        oder für den Patienten. Diese ungleiche Vertei-  Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbe-
        lung von Aufwand und Nutzen ist für die Praxen  scheinigung (eAU), die 2021 verpflichtend  Für Anwendungen wie VSDM oder eAU inves-
        unbefriedigend und wird als nicht fair empfun-  eingeführt wird, ist im Kern eine prozessual  tiert der Arzt in seine IT-Infrastruktur, Modu-
        den. Vor diesem Hintergrund ist die Forderung  ähnliche Anwendung wie das VSDM. Bislang  le seiner Praxissoftware und setzt seine und
        der Ärztevertreter im Schreiben an den Minis-  erstellt der Arzt die Krankschreibung mit sei-  die Arbeitszeit seiner Mitarbeiter ein. Sofern
        ter, „die Kosten der Anbindung an die TI sowie  ner Praxissoftware und druckt sie für den Pa-  die Pauschalen, die er hierfür von der KV erhält,
        alle Folgekosten müssen angemessen finanziert  tienten dreifach aus, der sie dann eigenverant-  nicht ausreichen, ist es dem Praxisinhaber auf-
        werden“, nachvollziehbar und richtig.  wortlich beim Arbeitgeber und der Kranken-  grund der regulatorischen Limitationen seiner
           Eine weitere Forderung der Ärzte ist nicht  kasse einreicht. Bei der elektronischen Über-  Vergütungsansprüche – anders als bei einem
        von der Hand zu weisen: „Vor der Einführung  mittlung wird die AU-Meldung an die Kasse  Gewerbetreibenden im freien Markt – nicht
        von Systemen der Digitalisierung muss deren  über die Telematikinfrastruktur übermittelt;  möglich, seine Preise neu zu kalkulieren.
        Funktionsfähigkeit gewährleistet sein.“ Es ist
        naheliegend, dass diese Kritik auf das Versi-
                                              INFO
        chertenstammdatenmanagement (VSDM) ab-        DIGITALE ANWENDUNGEN IN ARZTPRAXEN
        zielt, das als erste Anwendung der TI mit Start-
        schwierigkeiten bei der Inbetriebnahme und   VERPFLICHTENDE ANWENDUNGEN (TI-BASIERT)   FREIWILLIGE ANWENDUNGEN
        einer Reihe technischer Pannen mit erhebli-   Versichertenstammdatenmanagement VSDM   Videosprechstunde
        chen Auswirkungen auf den Praxisbetrieb die    Elektronischer Medikationsplan eMP   Elektronische Terminvergabe
        Sorge verstärkt, dass IT-Probleme den Praxis-    Elektronisches Notfalldatenmanagement NFDM   Online-Terminmanagement
        alltag zukünftig deutlich stärker beeinträch-   Elektronisches Rezept eRezept   Impfmanagement
        tigen, je mehr Anwendungen in der Versorgung     Elektronische Arbeitsunfähigkeits-    Praxismanagement
        etabliert werden. Vor allem aber sind Ärzte   bescheinigung eAU
        wenig begeistert, dass sie beim VSDM mit der    Elektronische Patientenakte ePA
        Aktualisierung der eGK-Daten jetzt eine Ver-

                                                                                                             x.press 21.1   13
   8   9   10   11   12   13   14   15   16   17   18