Page 22 - xpress_Ausgabe 21.1
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Thema




                                              91 Prozent der Patienten,
        bis Ende 2020 (Stand Redaktionsschluss) per                            Pandemie stehen, wie zum Beispiel Bequem-
        Videosprechstunde durchführen und abrech-  die eine Videosprech-       lichkeit oder Neugier.
        nen dürfen.                                                              Bei den meisten Patienten ist die neue digi-
          Von den niedergelassenen Ärzten haben im   stunde genutzt haben,     tale Kommunikationsform offenbar recht gut
        Mai 2020 knapp die Hälfte der Hausärzte und                            angekommen. 56 Prozent der Befragten gaben
        der nichtoperativ tätigen Fachärzte die Vi-  würden sie im Freundes-   an, dass der Arzt während der Videosprechstun-
                                                  und Familienkreis
        deosprechstunde bereits genutzt oder geplant,                          de gut auf sie eingegangen sei. 91 Prozent wür-
        diese zumindest kurzfristig anzubieten.                                den sie im Freundes- und Familienkreis weiter-
        Fachärzte, die operieren, machten zu zwei Drit-  weiterempfehlen.      empfehlen und 80 Prozent wünschen sich, dass
        tel keinen Gebrauch von der Videosprechstunde.                         das Angebot ausgebaut wird. Überhaupt sind
          Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass                            sehr  viele  Patienten  digitalaffin.  Der  Bit-
                                           Wie es die Patienten sehen
        die Videosprechstunde auf dem Land stärker                             kom-Umfrage zufolge nutzen drei Viertel Ge-
        genutzt wird als in der Stadt. Die Erhebung in  Auch bei den Patienten kommt die Video-  sundheits- oder Fitness-Apps. So zeichnet zum
        der Pandemie hat jedoch ergeben, dass etwas  sprechstunde überwiegend gut an. Einer Um-  Beispiel die Hälfte der Patienten bereits Körper-
        mehr Ärzte in den städtischen Regionen Vi-  frage des Branchenverbands Bitkom zufolge  und Fitnessdaten mittels App auf oder hat das
        deosprechstunden angeboten haben als auf  stieg der Anteil der Patienten, die Videosprech-  zumindest vor. Groß ist auch das Interesse an
        dem Land. Insgesamt bieten 72,2 Prozent der  stunden in Anspruch genommen haben, von  Anwendungen, die es in Deutschland noch gar
        2 240 Befragten in der Pandemie mehr Vi-  Mai 2019 bis Juli 2020 von 39 auf 45 Prozent.  nicht gibt, die aber in der Pandemie durchaus
        deosprechstunden an. 60,1 Prozent der Ärzte  Hauptmotivation für die Nutzung der Vi-  hilfreich wären, wie zum Beispiel die elektro-
        empfehlen ihren Patienten, die Videosprech-  deosprechstunde war die Angst vor einer In-  nische Patientenakte ePA, die laut Umfrage 83
        stunde zu nutzen. Die meisten Ärzte rechnen  fektion mit dem Corona-Virus in der Praxis.  Prozent nutzen möchten oder zumindest in Er-
        zwar mit einem Rückgang nach der Pandemie,  Außerdem wollten viele Patienten in der Pan-  wägung ziehen. Auch das elektronische Rezept
        gehen aber davon aus, dass sie auch in Zukunft  demie schnell den Rat des Arztes einholen und  findet großen Anklang (66 Prozent).
        deutlich mehr Videosprechstunden anbieten  lange Wartezeiten vermeiden. Es gab aber auch   Die Patienten sind mehrheitlich (65 Pro-
        werden als früher.                 Gründe, die nicht in Zusammenhang mit der  zent) der Meinung, dass der Ausbau digitaler


        INFO    LESSONS LEARNED

          COVID-19. Die niedergelassenen Ärzte haben in der Covid-19-Pandemie die positiv getesteten Patienten ambulant versorgt und nur Patienten mit schweren
          Verläufen in die Kliniken überwiesen. Dadurch haben sie einen wesentlichen Anteil daran, dass es nicht zu einer Überlastung des stationären Bereichs
          gekommen ist. Aus dieser Erfahrung im Umgang mit der Pandemie fordert die Bundesärztekammer:

          1.  Flächendeckender Ausbau und unkomplizierter, diskriminierungsfreier    7.  Flächendeckende Einführung einer einheitlichen und sicheren
           Zugang zu nach Möglichkeit BSI-zertifizierten Videokonferenzmöglichkei-  Messenger-App/Anwendung für eine schnelle asynchrone, unproblemati-
           ten.                                                 sche Kommunikation im gesamten medizinischen Bereich.

          2.  Besserer Zugang zu Wissensdatenbanken und aktuellen Forschungsergeb-  8.  Etablierung von (elektronischen) Signalisierungs-, Melde- und
            nissen für Ärztinnen und Ärzte.                     Informationswegen für die Koordinierung der Versorgung sowie für
                                                                die Beschaffungen beispielsweise von Schutzausrüstungen in vergleich-
          3.  Ausbau von Telekonsilen (beispielsweise zu Fragestellungen bei der Beat-  baren Situationen.         Quelle: Digitale Transformation in der Medizin in Pandemiezeiten (Behandlung - Information - Kommunikation – BIK) – Erfahrungen und Perspektiven,
            mung von an Covid-19 erkrankten Patienten) mit Experten, unmittelbar
            beteiligten Kollegen und auch anderen Berufen und Einrichtungen im    9.  Dauerhafte Möglichkeit der Bescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit über
            Gesundheitswesen, insbesondere für die ärztliche Betreuung von Pflege-  Telefon- und Videokontakt für Bestandspatienten von Haus- und
            einrichtungen und Altersheimen.                     Kinderärzten.

          4.  Ausbau von Monitoring-Möglichkeiten für ambulante Patientinnen und   10.  Erweiterung von Registern für medizinische Ressourcen (zum Beispiel
            Patienten.                                           DIVI-Intensivbettenregister).

          5.  Die Qualifizierung der Ärzteschaft, der medizinischen Fachangestellten   11.  Medizinische und ethische Begleitforschung bei der Weiterentwicklung
            und der Angehörigen der Pflegeberufe für den Umgang mit digitalen    digitaler Anwendungen.
            Anwendungen stellt eine besondere Herausforderung dar.                                                 Bundesärztekammer 20.05.2020
                                                              12.  Zurverfügungstellung von digitalen Kommunikationsmöglichkeiten
          6.  Etablierung eines einheitlichen Identity-Access-Managements für Ärzte in   zwischen Patienten und ihren Angehörigen, insbesondere bei bestehen-
            der Verantwortung der Ärztekammern.                  den Besuchseinschränkungen.



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