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Thema
COVID-19-PANDEMIE
Der Digitalisierungsschub
In der aktuellen Krise profitieren sowohl Ärzte als auch Patienten von den digitalen Diensten im Gesundheits-
wesen. Einige Anwendungen werden als besonders nützlich empfunden, andere warten noch auf ihren Einsatz.
Zeit für eine erste Zwischenbilanz.
esinfektionsspender im Eingangsbe- bilanz weisen die Ärzte weiter darauf hin, dass sonders hervor. Bis zum Auftreten der Pandemie
reich, Abstandsmarkierungen auf dem auch das Telemonitoring bei der Betreuung von nutzten die Ärzte die 2017 eingeführte Vi-
D Boden und Plexiglas-Thekenschutz – die Schwangeren oder psychisch erkrankten Men- deosprechstunde eher zurückhaltend. Nach
deutschen Arztpraxen haben im vergangenen schen schnell ausgeweitet wurde. einer Erhebung des health innovation hub (des
Frühjahr schnell mit Hygienemaßnahmen auf In der Krise treten aber auch die noch be- Bundesgesundheitsministeriums) und der
die Covid-19-Pandemie reagiert. Unterstützend stehenden Defizite bei der Digitalisierung deut- Stiftung Gesundheit nutzten Ende 2017 nur 1,8
kamen Sonderregelungen und Erleichterungen lich hervor. Die Ärztevertreter bemängeln zum Prozent der Niedergelassenen diesen neuen
von KBV und G-BA hinzu, um eine zusätzliche Beispiel, dass es kein flächendeckendes, digi- Kommunikationsweg, fast 60 Prozent lehnten
Ausbreitung des Virus über die Praxen zu ver- tales sensorbasiertes Monitoring von Patienten ihn damals strikt ab. Dass die Zahl der Vi-
hindern. Einige der getroffenen Maßnahmen in häuslicher Quarantäne oder in Pflegeein- deosprechstunden in der Pandemie stark zuge-
haben in den Arztpraxen zu einem Digitalisie- richtungen gibt. Mit einem kontinuierlichen nommen hat, hängt nicht nur mit dem Infekti-
rungsschub geführt. In einer ersten Zwischen- Monitoring könnte eine Verschlechterung des onsgeschehen zusammen. Zum einen haben
bilanz urteilt die Bundesärztekammer: „Die viele Anbieter von Videosprechstundenlösun-
zum Teil kurzfristig implementierten digitalen Bundesärztekammer gen ihr Angebot vorübergehend kostenfrei zur
Angebote sind auf positive Resonanz gestoßen Verfügung gestellt. Zum anderen haben KBV
und sollten nicht nur nach der Pandemie nutz- vermisst sicheren und Krankenkassen für eine befristete Zeit die
bar bleiben, sondern nicht zuletzt im Sinne der abrechnungsbezogenen „Fesseln“ der Vi-
Pandemie-Prävention zügig weiterentwickelt Messengerdienst deosprechstunde gelockert: Vor der Pandemie
für alle Ärzte
werden." war die Anzahl der abrechenbaren Videosprech-
stunden auf 20 Prozent der Patientenkontakte
Die Maßnahmen zu Beginn der Pandemie begrenzt. Die Selbstverwaltung hat aber nicht
Aus Sicht der Ärzteschaft hat die telefonische Gesundheitszustands bei ambulanten chroni- nur diese Limitierung aufgehoben, sondern die
Krankschreibung nicht nur die Praxen entlas- schen Patienten frühzeitig erkannt werden. Videosprechstunde bei allen Indikationen er-
tet, sondern auch die Patienten geschützt. Be- Kritisiert wird außerdem, dass ein Messenger- laubt. Auch Patienten, die zuvor noch nicht beim
währt haben sich der Bundesärztekammer dienst, über den Ärzte sicher kommunizieren Arzt in Behandlung waren, dürfen seither mit-
zufolge auch die Nutzung von Videokonferenz- können, nicht allen Ärzten zur Verfügung steht. tels Videosprechstunde untersucht werden.
systemen und der intersektorale Austausch Interessanterweise schlägt die Bundesärzte- Am häufigsten finden Videosprechstunden
über Telekonsile. Den Patienten sei auch zugu- kammer auch vor, eine feste Test- und Erpro- im psychotherapeutischen Umfeld statt. Der
tegekommen, dass sich die Ärzte durch die von bungsregion zu etablieren, in der alle zukünf- Erhebung von health innovation hub und
der Industrie zeitweise kostenlos ermöglichte tigen digitalen Dienste vor dem Roll-out getes- Stiftung Gesundheit zufolge setzten 86,1 Pro-
Nutzung von meist digitalen Zeitschriften und tet werden können. Die aufwendige Suche nach zent der psychotherapeutisch tätigen Ärzte
Wissensdatenbanken schnell über die neuesten jeweils neuen Testregionen entfiele, und digi- und Therapeuten im Mai 2020 die Videosprech-
Forschungsergebnisse zu Covid-19 informieren tale Anwendungen könnten so beschleunigt in stunde entweder bereits ein oder wollten sie
konnten. Positiv sieht die Bundesärztekammer die Praxen kommen. kurzfristig einrichten. Gepusht wurde die Nut-
auch die offen geführten Diskussionen über zung weiter durch die Entscheidung, dass ärzt-
Boom bei Videosprechstunden Abb.: Adobestock.com © ANR Production
Datenschutz und -sicherheit in digitalen me- liche und psychologische Psychotherapeuten
dizinischen Anwendungen, beispielsweise bei Von allen digitalen Anwendungen, die nieder- bestimmte Leistungen wie zum Beispiel Ein-
den Corona-Apps zur Nachverfolgung oder gelassenen Ärzten in der Pandemie zur Verfü- zeltherapiesitzungen, psychotherapeutische
Erfassung des Immunstatus. In ihrer Zwischen- gung stehen, sticht die Videosprechstunde be- Sprechstunden und probatorische Sitzungen
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