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Porträt


































        AUSBILDUNG: Bei Dr. Wolfgang Blank konnte Julia Friedel erste Erfahrungen als Landärztin sammeln.  ARBEIT: Landarztpraxen sind professionell ausgestattet.


          Gemeinschaftspraxis zu arbeiten. Die Mitar-  identifizieren können.“ In Friedel dürften sie
        beiter in Kirchberg im Wald haben beispiels-  ein gutes gefunden haben. Sie ist Allgemein-
        weise ziemlich flexible Arbeitszeiten. „Das ist  medizinerin und Landärztin aus Leidenschaft.
        für die Kollegen mit Kindern sehr wichtig“,   Und an ihrer Entscheidung für die Provinz
        findet die Ärztin.                  hält sie auch in ihrem zweiten Facharztausbil-
           Positive Vorbilder haben auch eine wichtige  dungsjahr fest. Kirchberg im Wald hat es ihr
        Rolle bei ihrer Entscheidung für die Allgemein-  angetan: „Es ist, als wohnte ich in einer Post-
        medizin gespielt. Während des Studiums be-  karte. Da ist diese Kirche auf einem Berg, der
        gegneten der angehenden Medizinerin nur  mitten im Wald liegt“, sagt sie lachend. Natür-
        Klinikärzte. „Die meisten waren von ihrer Ar-  lich musste sie sich umstellen, als sie von Er-
        beit unglaublich frustriert. Das war sehr de-  langen herzog. „Ohne Auto geht es nicht. Das
        motivierend“, berichtet Friedel. Der erste Arzt  ist schon anders als in meiner Heimatstadt, wo
        in ihrer Ausbildung, der sich begeistert über  ich viel mit dem Fahrrad unterwegs war.“ Aber  Alle Abb.: Mandy Kölbl
        seinen Beruf geäußert hat, sei ein Allgemein-  dafür hat sie die Natur quasi vor der Haustür,
        mediziner gewesen. Ein prägendes Erlebnis für  und das nutzt sie gerne aus, um zu wandern
        die Ärztin und auch ein Grund, sich für diese  oder zu joggen. Mit einer Freundin macht   FREIZEIT: Julia Friedel schätzt die Natur vor der Haustür.
        Fachrichtung zu entscheiden.          Friedel Reittouren in die Umgebung – ein guter
           Ginge es nach ihr, gäbe es mehr Landärzte,  Ausgleich zur Arbeit.   nommen.“ Die Patienten sind froh zu sehen,
        die auch als Dozenten an den Universitäten   Sie fühlt sich wohl und vor allem willkom-  dass sie sich um eine medizinische Unterver-
        unterrichten. „Das sind wichtige Vorbilder für  men in der Provinz. „Ich sehe ziemlich jung aus,  sorgung ihrer Region nicht sorgen müssen. Und
        junge Studenten. Sie würden sehen, dass der  und es hat mir immer Sorge bereitet, nicht  auch sie hoffen auf mehr Vorbilder wie die
        Beruf durchaus attraktiv ist“, ist sich Friedel  ernst genommen zu werden. In der Gemein-  junge Ärztin, die andere Kollegen davon über-
        sicher. Auch Allgemeinmediziner sind ihrer  schaftspraxis war das aber nie ein Thema. Ich  zeugen können, dass Landarzt zu sein einer der
        Meinung nach viel zu wenig in der medizini-  wurde sofort anerkannt und freundlich aufge-  besten Berufe der Welt ist.<   $ MIRIAM MIRZA
        schen Ausbildung vertreten. Um dieser Berufs-
                                              INFO    JADE
        gruppe ein besseres Standing zu geben, enga-
        giert sich die angehende Allgemeinmedizinerin
        in der Arbeitsgemeinschaft Junge Allgemein-
                                                Das Kürzel steht für „Junge Allgemeinmedizin Deutschland“, eine bundesweit vernetzte Arbeitsge-
        medizin Deutschland (JADE). Hier ist sie im
                                                meinschaft junger Ärzte in Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin beziehungsweise
        Vorstand für das Thema Weiterbildung zustän-
                                                junger Fachärzte dieses Fachgebiets. Ziel ist unter anderem, den Ärzten eine Plattform zum Netz-
        dig. „Wir wollen die Allgemeinmedizin moder-
                                                werken zu geben, die Weiterbildung voranzutreiben, die Zielgruppe als zentraler Ansprechpartner
        nisieren, Kollegen die Gelegenheit zum Aus-
                                                zu vertreten und diese nach außen zu repräsentieren.<   C JUNGEALLGEMEINMEDIZIN.DE
        tausch geben und jungen Studierenden positi-
        ve Rollenbilder vorleben, mit denen sie sich
                                                                                                             x.press 18.2   19
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