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Thema












        PRAXISSOFTWARE-ENTWICKLUNG
       Blick in die Werkstatt






        Der Umgang mit einer Praxissoftware geht zunehmend leichter von der Hand. Doch zugleich werden die dahin-
        terstehende Softwarearchitektur mit den vielfältigen Anwendungen und die stetigen Aktualisierungen immer
        komplexer. Hier ein kleiner Einblick in die Entwicklungs- und Aktualisierungsarbeit von Softwareanbietern.



            ie Entwicklung einer komplexen Soft-  leiten daraus die Anforderungen an die zu-  Die Software soll aber nicht nur stabil lau-
            ware wie die für Arztpraxen hat mehr  künftige Praxissoftware ab.   fen, sondern den Anwendern auch gefallen und
       Dmit einem Hausbau gemein, als sich auf   Nachdem dieses Anforderungsmanage-  deren Arbeit konkret unterstützen. Wie finden
        den ersten Blick vermuten lässt. Die ersten  ment abgeschlossen ist, wissen die Entwickler  die Entwickler heraus, was bei den Ärzten und
        Programme, die Anfang der 1990er-Jahre in  grundsätzlich, wie sie die Software bauen  MFAs funktioniert und ankommt? Durch er-
        die deutschen Arztpraxen kamen, glichen ei-  sollen. Jetzt geht es darum, die Architektur-  neute Befragung oder noch besser durch Be-
        nem kleinen Einfamilienhaus mit wenigen  pläne zu zeichnen und ein erstes Modell zu  obachtung der potenziellen Anwender beim
        Zimmern: Patientenverwaltung, KV-Abrech-  bauen. Dieser Prototyp hat nur die wichtigsten  Ausprobieren der Software. Hierzu werden sie
        nung und Blankoformulardruck, viel mehr gab  Funktionen an Bord. Soll die Praxissoftware  in ein spezielles Beobachtungslabor gebeten.
        es damals nicht. Im Laufe der Zeit kamen etli-  unter dem Betriebssystem Windows laufen,  Über den Computermonitoren sind kleine Ka-
        che Funktionen – Zimmer – hinzu. Regelmäßi-                            meras angebracht, um die Anwender beim
        ge Renovierungsarbeiten begleiten seit jeher                           Bedienen der Software zu beobachten. Maus-
        den An- und Ausbau. Wie groß der Aufwand   Psychologen kümmern         wege werden aufgezeichnet, beispielsweise
        für den „Bauträger“, das Softwarehaus, ist,   sich um die einfache     beim Anlegen einer Diagnose oder beim Schrei-
        zeigt ein Blick hinter die Kulissen.                                   ben eines Arztbriefes. Im Nachbarraum sitzt
                                              und intuitive Bedienung.
          Wer heute eine neue Praxissoftware                                   das Entwicklerteam und beobachtet genau, ob
        entwickelt, baut kein kleines Ein-                                     die Nutzer grübelnd vor einer Aufgabe sitzen
        familienhaus mehr, sondern                                             oder sie problemlos meistern. Besonders auf-
        eher einen Gebäudekomplex.                                             merksam: Psychologen und Designer, die sich
        Damit sich die späteren Bewoh-                                         bei der Softwareentwicklung um die „ Usability“
        ner, sprich Anwender, wohlfühlen, stehen bei                           – die einfache und intuitive Bedienung – küm-
        der Entwicklung deren Erfordernisse an obers-  ist der Kontakt mit Microsoft wichtig. Der  mern sowie um die „user experience“ – das,
        ter Stelle. Die Baupläne entstehen deshalb nicht  amerikanische Softwareriese stellt nicht nur  was der Benutzer von einer guten Praxissoft-
        im stillen Kämmerlein, sondern erst nach einer  die notwendigen Programmierwerkzeuge und  ware erwartet: selbsterklärende Menüs oder
        intensiven Anwenderbefragung. Im Idealfall  Plattformen zur Verfügung, sondern unter-  effiziente Arbeitsabläufe zum Beispiel.
        finden diese Interviews nicht in den Praxisräu-  stützt die Entwickler bei Architektur und
                                                                               Entwicklung in kleinen Intervallzyklen
        men, sondern beim Softwarehersteller statt.  Design der Software. Dies ermöglicht es den
        Dadurch wird der Praxisbetrieb nicht beein-  Entwicklern, die Praxissoftware so zu bauen,  Schritt für Schritt kommen neue Funktionen
        trächtigt. Die Fragen richten sich an verschie-  dass sie mit den verschiedenen Windows-Ver-  hinzu, genauso wie aus dem Rohbau kontinu-
        dene Benutzergruppen: Ärzte und MFAs, Frau-  sionen optimal zusammenarbeitet, die in den  ierlich das fertige Haus entsteht. Die Arbeiten
        en und Männer, Jüngere und Ältere, Ärzte un-  Arztpraxen verwendet werden. Soll die Pra-  können linear erfolgen, sodass es zum Schluss
        terschiedlicher Fachrichtungen. Dabei sind die  xissoftware Cloud-Funktionen unterstützen,  zu einer großen Endabnahme kommt. Bei grö-
        Anwenderinterviews keine Wunschkonzerte.  empfiehlt es sich überdies, den ersten Proto-  ßeren Bauvorhaben ist es aber inzwischen
        Gefragt wird nicht, wie sich die Anwender die  typen im  Microsoft-„Architekturbüro“ in Mün-  üblich, die Arbeiten kontinuierlich durch ei-
        ideale Praxissoftware vorstellen. Stattdessen  chen einem sogenannten Lasttest auszuset-  nen Sachverständigen begleiten und Fehler
        lassen sich die Produktmanager die verschie-  zen. Die Entwickler erfahren dadurch, ob das  sofort beheben zu lassen. Ein ähnlicher Trend   Abb.: iStockphoto.com  © Bigmouse108
        denen Arbeitsabläufe in der Praxis schildern.  System selbst dann stabil bleibt, wenn 10 000  ist  bei der Softwareentwicklung zu beobach-
        Über Nutzungsszenarien erfahren die Entwick-  Anwender gleichzeitig auf die Cloud-Daten  ten. Der gesamte Prozess ist in kurze Entwick-
        ler die Grundbedürfnisse der Anwender und  zugreifen.                  lungszyklen von beispielsweise 14 Tagen

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