Page 23 - xpress_Ausgabe 18.2
P. 23

Abb.: iStockphoto.com  © stockertop
        pflichtig. Wieder andere, optionale Komponen-
        ten wie die Module für Selektivverträge müs-
        sen vom jeweiligen Anbieter beispielsweise bei
        der AOK-Tochter gevko oder der HÄVG zertifi-
        ziert werden.
        Quartalsupdates sind Pflicht

        Mit der Auslieferung der neuen Pra-
        xissoftware endet keineswegs die
        Arbeit der Entwickler. Denn die Hersteller
        verpflichten sich bei der Erstzertifizierung
        gegenüber der KBV zu regelmäßigen Up-
        dates. Immer in der Mitte eines Quartals
        verschickt die KBV neue gesetzliche Än-
        derungen. Bis zum Quartalsende müssen die
        Praxissoftwarehersteller die neuen Anforde-
        rungen sichten, programmieren, testen und
        ausliefern. Angesichts der kurzen Vorlaufzeit
        haben viele Unternehmen zwangsläufig auf
        agile Entwicklung umgestellt.
           Die Hersteller könnten sich auf die KBV-Än-
        derungen konzentrieren und Verbesserungen
        sowie Ergänzungen ihrer Praxissoftware zu  chen oft nur noch dem Namen nach. Weit an-  müssen sie den voraussichtlichen Entwick-
        einem beliebigen Zeitpunkt, beispielsweise  spruchsvoller: Diese Programmcodes wurden  lungsaufwand einschätzen sowie die Zahl der
        einmal im Jahr mit einem großen Update, an  für eine ältere  Microsoft-Technologie entwi-  Ärzte, die diese neue Funktion nutzen könnten.
        die Anwender verteilen. State of the Art aber  ckelt – die zum Beispiel andere Windows-Be-  Eine aufwendige Spezialfunktion zu program-
        ist es, mittels agiler Entwicklung auch diese  triebssysteme und eine andere Datenhaltung  mieren, die nur für ein oder zwei Ärzte relevant
        Funktionsupdates in das Quartalsupdate zu  verwendet hat. Jeder Umstieg auf eine neue  ist, wäre so, als ob ein Arzt sich ein Gerät für
        integrieren. Dadurch hält der Hersteller seine  Betriebssystemversion stellt die Entwickler  100 000 Euro anschafft, das nur bei einem oder
        Software immer auf dem neuesten Stand. Pra-  deshalb vor große Herausforderungen.   zwei seiner Patienten zum Einsatz kommt.
        xissoftware ist sehr komplex. Vor der Auslie-                             Viele Praxen sind inzwischen dazu überge-
                                            Die Wirtschaftlichkeit im Blick
        ferung eines neuen Updates müssen die Her-                             gangen, das Quartalsupdate nicht mehr aktiv
        steller sicherstellen, dass die neue Version auch  Dieser kleine Blick in die Werkstatt der Soft-  von einer DVD einzuspielen. Die Aktualisie-
        mit den unterschiedlichen Windows- und Da-  wareanbieter zeigt, wie komplex und umfang-  rung der Praxissoftware geschieht automa-
        tenbankversionen läuft, die die Ärzte in ihren  reich Praxissoftware heute hergestellt und  tisch über das Netz und in der Nacht. Bei den
        Praxen installiert haben. Daher werden die  aktuell gehalten wird. Dabei stehen die Her-  Softwareherstellern sorgen viele Spezialisten
        Updates vor der Auslieferung von einem klei-  steller vor dem schwierigen Spagat zwischen  dafür, dass der Anwender von alldem nichts
        nen Kreis sogenannter Betatester auf Herz und  einem hohen Aufwand für die Entwicklung  mitbekommt und reibungslos weiterarbeiten
        Nieren geprüft. Als Betatester stellen sich  einerseits und nachvollziehbaren Kosten für  kann. Während das eine Update ausgeliefert
        meist IT-affine Ärzte zur Verfügung, die in be-  die Ärzte andererseits. Regelmäßig erhalten  wird, ist ein ganzer Stab von Mitarbeitern be-
        sonders engem Kontakt zu den Entwicklern  die meisten Hersteller Anfragen von Kunden,  reits damit beschäftigt, das nächste Update
        stehen.                             die sich zusätzliche Funktionen für ihre Pra-  vorzubereiten: in hoher Qualität, mit neuen
           Eine Herausforderung bei der Weiterent-  xissoftware wünschen. Doch nicht jeder  Funktionen. Auf der Baustelle Praxissoftware
        wicklung von Praxissoftware ist auch die Tat-  Wunsch kann erfüllt werden. Bevor sich die  geht die Arbeit nie aus.<
        sache, dass die große Mehrheit der Programme  Softwarespezialisten an die Arbeit machen,      $ DR.  MICHAEL LANG
        in den Arztpraxen noch aus den Anfängen der
        Praxis-IT stammt. Sie werden seit vielen Jah-
                                              SO MACHT ES MEDATIXX
        ren kontinuierlich gepflegt und erweitert und                              Q
        bieten daher einen ähnlichen Funktionsum-
        fang wie die neueren Programme. Die Pflege   FORSCHUNG & ENTWICKLUNG. Das Unternehmen setzt auf agile Entwicklung und arbeitet eng mit
        dieser etablierten Praxissoftware ist jedoch   den Anwendern – Ärzten und MFAs – zusammen. Feedback erhalten die Entwickler auf vielfältige
        aufwendig. Die älteren Teile des Software-  Weise, zum Beispiel durch die Rückmeldungen der Anwender im Software-Support, Anwender-
        codes sind nicht selten noch in Programmier-  interviews bei medatixx oder durch teilnehmende Beobachtung in den Arztpraxen. Darüber hin-
        sprachen geschrieben, die heute nicht mehr   aus nehmen die medatixx-Mitarbeiter bei Kundengesprächen und Kundenworkshops Anregungen
        gebräuchlich sind. Mitarbeiter, die frisch von   entgegen, die dann im Haus diskutiert und wenn möglich umgesetzt werden.<
        der Universität kommen, kennen diese Spra-

                                                                                                             x.press 18.2   23
   18   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28