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bunt gemixxt
MELDUNGEN AUS ALLER WELT
Verhütungspanne KI hilft Rettungsdienst Abb.: iStockphoto.com © sdart; Hilch
SCHWEDEN. So hatten sie sich das nicht vorgestellt. Me- DÄNEMARK. Wer in Kopenhagen eine Notrufnummer wählt,
dienberichten zufolge sind in Schweden 37 Frauen schwan- trifft in der Regel auf gut geschultes Personal. Wie das Magazin
ger geworden, die „natürlich“ verhütet haben. Die Frauen Fast Company in seiner Onlineausgabe berichtet, erkennen die
haben jeden Morgen mit einem Thermometer ihre Tempe- Mitarbeiter der Notrufzentrale in 73 Prozent aller Fälle, ob der An-
ratur erfasst und die Messwerte in die App „Natural Cycles“ rufer gerade einen Herzinfarkt hat. Hört hingegen ein auf künstli-
eingetragen. Der Algorithmus der App berechnete dann cher Intelligenz basierendes Programm den Anruf mit, lässt sich
die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft für diesen die Trefferquote auf 95 Prozent steigern. Das Programm „Corti“,
Tag und empfahl den Frauen ab einem bestimmten Wert, entwickelt vom gleichnamigen Start-up, übersetzt das Gespräch
beim Sex zusätzlich zu verhüten. Herausgekommen ist die via Spracherkennungssoftware und analysiert die Sätze mittels künstlicher In-
Verhütungspanne, weil die 37 Frauen im selben Stockhol- telligenz. In seine Analyse bezieht Corti auch Hintergrundgeräusche ein. Dies
mer Krankenhaus eine Abtreibung vornehmen lassen woll- alles geschieht in Echtzeit, und das selbstlernende System wird mit jedem An-
ten und alle angaben, die App „Natural Cycles“ verwendet ruf schlauer. Corti schlägt dem Mitarbeiter der Rettungsstelle die Fragen vor,
zu haben. Die Schwedische Arzneimittelbehörde hat sich die dieser aufgrund der von Corti interpretierten Situation als nächstes stellen soll. Wie
inzwischen eingeschaltet und prüft, ob die als Medizinpro- Corti in der Praxis funktioniert, schildert das Magazin anhand eines Beispiels: Ein Mann ist
dukt der Klasse IIb zugelassene App falsch rechnet oder ein vom Dach seines Hauses gestürzt und hat sich schwer verletzt. Seine Frau alarmierte den
Rettungsdienst. Die Software verfolgte nicht nur das Gespräch, sondern interpretierte auch
die Atemgeräusche des Verletzten, die im Hintergrund zu hören waren. Überraschende Dia-
gnose: Der Mann fiel vom Dach, weil er einen Herzinfarkt erlitten hatte.< C CORTI.AI
E-Health in der Formel 1
SCHWEIZ. Der Automobilweltverband FIA führt 2018 biometrische Handschuhe in der For-
Abb.: Natural Cycles an den Rettungswagen der FIA, sobald sich dieser der Unfallstelle nähert. Dieser Schritt zu
mel 1 ein. Sensoren im Handschuh messen Vitalfunktionen und senden sie bei einem Unfall
mehr Sicherheit war nötig geworden, weil es in der Vergangenheit immer wieder vorkam,
RISKANT: Verhütung via App dass Fahrer nach einem Crash unter der Streckenbegrenzung begraben waren. Die Ärzte
wussten erst nach der Bergung des Fahrers, wie schwer er verletzt war und welche Ret-
Bedienfehler vorlag. Der Hersteller schließt erwartungsge- tungsmaßnahmen sie einleiten mussten. In der ersten Version ist ein drei Millimeter dicker,
mäß einen Softwarefehler aus und verweist auf eine Stu- sehr leichter Sensor in die Handschuhe eingenäht, der den Puls, die Sauerstoffkonzentration
die, nach der Natural Cycles einen sogenannten Pearl-Index im Blut sowie die Bewegungsintensität des Fahrers überwacht. Dadurch erfahren die Ret-
von 7 habe. Dies bedeutet, dass sieben Prozent der Anwen- tungskräfte, ob der verletzte Fahrer sich bewegt und atmet. Später sollen auch noch Körper-
derinnen statistisch gesehen mit dieser „Verhütungsme- temperatur und Atemfrequenz erfasst werden. Da bei einem Unfall schnell die Antennen
thode“ schwanger werden können. Zum Vergleich: Laut abbrechen können, erfolgt die Datenübertragung nicht über den Fahrzeugfunk, über den
pro familia hat die Antibabypille einen Pearl-Wert von 0,1 der Rennstall mit seinen Fahrern Kontakt hält. Stattdessen wird eine neuartige Bluetooth-
bis 0,9, das Kondom liegt bei 2 bis 12. Viele Gynäkologen Technik verwendet, die eine Reichweite von bis zu 500 Metern erlaubt. Den neuen Sensor
halten nichts von Verhütungs- haben die FIA-Mediziner selbst entwi-
WIE Apps. Sie argumentieren, ckelt, weil die am Markt verfügbaren
dass die Messung der
weder die Feuertests der FIA bestanden
GEFÄLLT IHNEN Körpertemperatur zu noch den Tragekomfort boten, den die Abb.: Fotolia.com © Tan Kian Khoon
X.PRESS? ungenau sei, weil sie Fahrer benötigen. Die FIA plant, einen
Empfänger in die Autos einzubauen, da-
von verschiedenen
Faktoren beein-
mit die Rennteams die Vitalparameter
flusst werde, wel- ihrer Fahrer in Echtzeit erfassen können.
Wir freuen uns über Ihre Meinung,
Ihre Verbesserungsvorschläge che die Apps nicht in Die feuerfesten und superleichten Senso-
und Ihre Anregungen: ihre Berechnungen ren sollen nach den Vorstellungen der
x.press@medatixx.de einbeziehen würde.< FIA auch anderen Branchen zugänglich
C NATURALCYCLES.COM gemacht werden.< C FIA.COM SICHERHEIT: Sensoren für Formel-1-Piloten
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