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Porträt
Im Gegensatz zum Wunsch, Ärztin zu wer-
den, hatte sie den Gedanken, vielleicht einmal
aufs Land zu ziehen, schon früh. „Ich bin in
einer städtischen Umgebung aufgewachsen.
Ich hatte aber schon nach meiner Schulzeit den
Wunsch, irgendwohin zu gehen, wo man mehr
Weite hat und die Häuser nicht so eng zusam-
menstehen“, erinnert sie sich.
Als ihr Praktisches Jahr anstand, wollte sie
dieses in einer Allgemeinarztpraxis ableisten
und wurde über den Erlanger Lehrstuhl an Dr.
Wolfgang Blank, Mitbegründer des Projektes
„Die Landarztmacher“, verwiesen (siehe
x.press 17.4, Seite 18). Für Friedel war es die
perfekte Gelegenheit, sich zwei Wünsche zu
erfüllen: Einsicht in die Arbeit eines Allge-
meinmediziners zu erhalten und dies auf dem
Land zu tun. Nach vier Monaten in Blanks Pra-
xis in der bayerischen Provinz stand ihr Ent-
schluss fest, Landärztin zu werden und nach
ihrem Studienabschluss in der Blankschen
JULIA FRIEDEL Gemeinschaftspraxis in Kirchberg im Wald
ihren allgemeinmedizinischen Facharzt zu
erwerben.
Die junge Ärztin setzte ihren Vorsatz um
und begann Ende 2015 ihre fünfjährige
Facharztausbildung für Allgemeinmedizin. Das
erste Jahr absolvierte sie in der bayerischen
Gemeinschaftspraxis und arbeitete an deren
Die in der Inneren Abteilung in der Arberlandklinik
unterschiedlichen Standorten. Aktuell ist sie
Viechtach tätig, wo sie noch bis Ende Januar
ulia Friedel hat das getan, was sich viele 2019 bleiben wird. Wie es danach weitergeht,
Politiker und Versorgungsforscher wün- ist noch offen. Sicher ist aber, dass sich Friedel
Jschen: Sie hat sich entschlossen, Landärztin
zu werden. Junge Ärzte wie sie könnten helfen, Vorbildliche
das altbackene Image der Landärzte aufzufri-
schen und andere junge Kollegen zu motivie-
ren, es ihnen nachzutun.
Wenn man das sagt, lacht sie ein wenig ver-
Die Medizinerin Julia Friedel hat
legen, denn so ein Vorbild zu werden, hatte sie so breit wie möglich aufstellen will: „Ich finde
in der Praxis von Dr. Wolfgang
nie im Sinn. Die 29-Jährige hatte noch nicht mal es spannend, dass man als Allgemeinmediziner
von Anfang an vor, Medizin zu studieren. „Nach Blank im Bayerischen Wald die so viele Krankheitsbilder zu sehen bekommt.
dem Abitur war ich sehr unsicher, was ich mal ersten Schritte als Landärztin Es wird nie langweilig.“
beruflich machen will.“ Die junge Frau begann gemacht. Nach ihrer Facharztaus- Dass sie einmal in einer Praxis arbeiten
zunächst ein BWL-Studium, merkte jedoch bildung zur Allgemeinmedizine- würde, hätte sie zu Beginn ihres Studiums
schnell, dass sie mit dieser Berufswahl nicht nicht gedacht. Friedel war sich sicher, irgend-
rin möchte sie in die Blanksche
glücklich werden würde. „Das war mir zu we- wann in einer Klinik zu landen. Seit ihrer Zeit
Praxis zurückkehren.
nig praktisch“, sagt sie. Zu diesem Zeitpunkt in der Gemeinschaftspraxis freundet sie sich
interessierte sie sich schon für Medizin, traute jedoch immer mehr mit dem Gedanken an eine
sich das anspruchsvolle Studium jedoch zu- Niederlassung an. Obwohl sie der unternehme-
nächst nicht so recht zu. Ein Praktikum in ei- rische Aspekt zunächst abschreckte, wie sie
nem Krankenhaus half ihr, diese Zweifel hinter zugibt. „Gute Rollenvorbilder haben mir aber
sich zu lassen, und sie begann schließlich, in gezeigt, dass man zum Beispiel auch als Frau
ihrer Heimat- und Geburtsstadt Erlangen mit Familie eine Praxis leiten kann“, so Friedel.
Medizin zu studieren. Hier sieht sie durchaus Vorteile, in einer
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