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PORTRÄT





                                                                               denn „anders als viele denken, ist das Fach unheimlich
                                                                               vielfältig und spannend. Man behandelt Patientinnen
                                                                               und Patienten aller Altersklassen mit so unterschiedli-
                                                                               chen Krankheitsbildern wie Krebs, hormonellen Störun-
                                                                               gen oder Steinerkrankungen und Inkontinenz.“ Siegel
                                                                               fährt fort: „Außerdem habe ich Urologen immer als bo-
                                                                               denständige Ärzte wahrgenommen, die sich selbst nicht
                                                                               zu ernst nehmen. Das mochte ich.“
                                                                                 Das wundert nicht weiter, denn er selbst scheint
                                                                               ebenso. Seine Neugierde und Offenheit für neue Her-
                                                                               ausforderungen führen ihn immer wieder auf neue in-
                                                                               teressante berufliche Wege – und leiten ihn auch, wenn
                                                                               er seinem Hobby, dem Kochen, nachgeht. Unterschied-
                                                                               liche Länderküchen zu entdecken, macht ihm Spaß,
                                                                               „aber ich koche nicht einfach nur so vor mich hin. Ich
                                                                               finde es schön, Freunde einzuladen, sie zu bewirten und
                                                                               mit ihnen über Gott und die Welt zu reden“, betont
                                                                                 Siegel. Die Geselligkeit ist vielleicht auch ein bisschen
                                                                               typisch für den Rheinländer, denen diese Eigenschaft
                                                                               im Allgemeinen ja auch gerne nachgesagt wird.

                                                                               Erste Schritte in die Transfusionsmedizin
                                                                               In ebenjenes Rheinland zieht es ihn nach dem Studi-
                                                                               um für seine Facharztausbildung. Mit seiner damali-
                                                                               gen Freundin und späteren Frau geht es wieder nach
                                                                                 Düsseldorf. Von 2013 bis 2018 lebt  Siegel hier, arbeitet
                                                                               in der Urologie und lernt zusätzlich in der Transfusions-
                                                                               medizin. Dabei gefällt ihm, dass die Transfusionsmedi-
                                               MICHAIL SIEGEL                  zin eine andere Arbeitsweise erfordert. Während der
                                                                               Urologe ein typischer Kliniker mit engem Patientenkon-
       G          ihm die Medizin-IT quasi in die Wiege  Der                   bor, betreibt Diagnostik und arbeitet beratend und ver-
                                                                               takt ist, bewegt sich der Transfusionsmediziner im La-
                  eboren wird Siegel 1986 in der russi-
                                                                               mittelnd mit unterschiedlichen Abteilungen zusammen.
                  schen Hauptstadt Moskau. Dabei wird
        nieder. Die Mutter weckt schon früh sein Interesse für  Vermittler
                  gelegt: Seine Mutter ist Informatikerin
        und sein Vater Mediziner. 1992 kommt seine Familie
        nach Deutschland und lässt sich im Raum Düsseldorf

        Technik. Mit neun Jahren bekommt er seinen ersten
        Computer. Siegel erinnert sich: „1995 waren ein Penti-  Mehr als zehn Jahre hat   Nach seiner Zeit in der Transfusionsmedizin schließt
        um mit 60 Megahertz und eine Festplatte mit 630 Me-  Michail Siegel als Arzt   Siegel 2018 seine Facharztweiterbildung zum Urologen
        gabyte noch aktueller Stand der Technik.“ Mit der Pro-  gearbeitet. Dann ist er   ab und ist zunächst für ein Pharmaunternehmen im Be-
        grammierung kleiner textbasierter Spiele schnuppert   zum Praxissoftwareher-  reich Onkologie tätig. Doch der Arzt merkt schnell, dass
        er in die Programmierung. „Ich fand toll, was man mit   steller medatixx gewech-  ihm der Kontakt zu den Patientinnen und Patienten fehlt.
        dem Computer machen konnte und wie schnell neue   selt. Hier kann er in sei-  „Ich habe gemerkt, dass ich wieder zurückwollte. Als Me-
        Möglichkeiten dazukamen.“             ner neuen Tätigkeit im           diziner studiert man ja auch, um Arzt zu werden, und bis
          In der Schule begeistert sich Siegel für Naturwissen-                man sich erlaubt, das aufzugeben, braucht es eine ge-
        schaften. Der Aufbau und die Funktionsweise des   Produktmanagement zwei   wisse Zeit. Damals war es noch zu früh für mich, um der
        menschlichen Körpers faszinieren ihn und nach dem Ab-  Bereiche vereinen, die   klinischen Medizin den Rücken zu kehren“, sagt Siegel.
        itur im Jahr 2005 beginnt er ein Medizinstudium in Dres-  ihn seit jeher begeistern   Darum verlässt er das pharmazeutische Unternehmen
        den. „Die Universität hatte in Rankings sehr gut abge-  – Medizin und IT.  und lässt sich in einer urologischen Praxis anstellen.
        schnitten und die Mieten in dieser schönen Stadt waren                   Während seiner gesamten beruflichen Laufbahn be-
        noch günstig“, erklärt er seine Wahl für den Studi-                    schäftigt er sich nebenbei immer wieder mit IT. „Schon
        enstandort. Siegel schließt sein Studium 2011 ab. Dann                 als Jugendlicher habe ich mir etwas dazuverdient, in-
        steht die Frage an, für welche fachärztliche Richtung er               dem ich Arztpraxen und andere Selbstständige bei Com-
        sich entscheiden soll. Die Wahl fällt auf die Urologie,                puterproblemen unterstützt habe“, erinnert sich der


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