Page 11 - xpress_Ausgabe 24.2
P. 11
TITEL
NEUSTART DER ELEKTRONISCHEN PATIENTENAKTE
Auf die Plätze.
Fertig. ePA!
Nach eAU und eRezept steht das Jahr 2024 bei der Praxis-IT ganz im
Zeichen der Vorbereitungen auf die elektronische Patientenakte (ePA).
Manche sehen die ePA schon als neues iPhone. Unstrittig ist: Sie bietet
große Chancen.
einzuführen. Diese Quote gilt deswegen als erreichbar, weil sich
künftig niemand mehr aktiv anmelden muss. Das Stichwort lautet
„Opt-out-ePA“. Dr. Susanne Ozegowski, Leiterin der Abteilung 5
„Digitalisierung und Innovation“ im Bundesministerium für Ge-
sundheit (BMG), spricht lieber von „ePA für alle“. Beide Begriffe
bezeichnen eine ePA, die für alle GKV-Versicherten automatisch
angelegt wird. Diese kann dann sofort von den medizinischen Ein-
richtungen ohne PIN-Eingabe durch Patient oder Patientin genutzt
werden – sofern die Versicherten dem nicht aktiv widersprochen
haben („Opt-out“). Seitens der medizinischen Einrichtungen wird
es außerdem eine Pflicht zur Befüllung geben. Bestimmte Daten
müssen künftig über die ePA zur Verfügung gestellt werden. Be-
gonnen wird mit den Medikationsdaten. Laborbefunde, Arztbrie-
m Ende des Jahres 2023 war es so weit: In der letzten Sitzungswo- fe und andere Dokumente und Datensätze sollen folgen.
che verabschiedete der Deutsche Bundestag das Digital-Gesetz
(DigiG) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG). Das Die Alpen-ePAs
Magazin x.press hat in vergangenen Ausgaben über beide Geset- Deutschland ist in Sachen ePA ein Nachzügler. Wenn 2025 die neue
ze bereits ausführlich berichtet. Herzstück des DigiG und zumin- ePA eingeführt wird, wird bereits über zwei Jahrzehnte darüber
dest wichtiger Teilaspekt des GDNG ist die neue elektronische Pati- diskutiert worden sein. Dass es auch schneller gehen kann, zeigt
entenakte, die ePA. Sie soll die bisherige ePA ablösen, der kein gro- das kleine Liechtenstein. Dort wurde eine nationale elektronische
ßer Erfolg beschieden war: Bis Silvester 2023 hatten diese weniger Patientenakte mit Opt-out – das elektronische Gesundheitsdos-
als eine Million Bundesbürgerinnen und Bundesbürger angelegt. sier (eGD) – in Weltrekordzeit eingeführt. Es gab im Jahr 2021
ein „schlankes“ Gesetz, auf das unmittelbar eine Ausschreibung
Von der alten zur neuen ePA folgte. Im Januar 2023 ging das Liechtensteiner eGD an den Start.
Die „alte ePA“ hat zwei Hauptprobleme: Patientinnen und Pati- Schon sehr viel länger in Sachen ePA unterwegs ist Österreich.
enten müssen sich aktiv dafür anmelden. Und es gibt weder Ver- Dort wurde eine Opt-out-ePA mit Verpflichtung zur Befüllung –
pflichtungen noch Anreize für medizinische Einrichtungen, ver- unter dem Namen elektronische Gesundheitsakte oder „ELGA“ –
sorgungsrelevante Dokumente einzustellen. Entsprechend ist die schon im Dezember 2015 eingeführt. Sämtliche öffentlichen Kran-
ePA in der Versorgung bisher praktisch nicht angekommen. Viel kenhäuser, 97 Prozent der Apotheken und 85 Prozent der Kassen-
zu gering ist heute die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient oder ärzte sind angebunden. „Aktuell sind im ELGA-System rund 80
eine Patientin im Wartezimmer sowohl über eine ePA verfügt als Millionen Befunde, rund 150 Millionen Arzneimittelabgaben und
auch dort relevante Inhalte gespeichert sind. Der Aufwand, sich rund 28 Millionen Impfungen dokumentiert“, sagt Dr. Stefan
mit der ePA zu befassen, lohnt sich für Ärztinnen und Ärzte der- Sabutsch, Geschäftsführer der Betreiberfirma ELGA GmbH. Die
zeit schlicht nicht. Akzeptanz in der Bevölkerung ist hoch: Nur etwa drei Prozent der
Das soll anders werden. Geplant ist, die „neue ePA“ im Jahr Österreicher machen derzeit von ihrem Opt-out-Recht
2025 für – so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach – min- Gebrauch, Tendenz fallend. In Liechtenstein sind es etwas mehr,
destens 80 Prozent aller gesetzlich krankenversicherten Menschen rund sieben Prozent.
02 11
24