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TITEL
INTERVIEW Die neue ePA wird besser!
Was ist das Neue an der neuen ePA-Architektur? Und welche Konsequenzen hat das?
Der ePA-Experte Mark Langguth gibt einen Überblick.
Die neue Sicherheitsarchitektur der ePA verzichtet auf die Ende-zu- geschaltet sind. Weniger Kom-
Ende-Verschlüsselung der Daten und Dokumente. Warum macht das Sinn? plexität macht weniger Fehleran-
Es geht bei der ePA ja nicht um eine Datenübertragung von Punkt A nach fälligkeit macht mehr Stabilität.
Punkt B, sondern um eine potenziell lebenslange Akte, die Daten und Doku- MARK LANGGUTH
mente enthält, mit denen ich nach Jahren oder sogar Jahrzehnten noch ar- Nun wurde die Ende-zu-Ende-Ver- freiberuflicher E-Health-
Berater und Experte der
beiten will. Das wird jetzt möglich. Ärztinnen und Ärzte werden Do- schlüsselung ja seit der früheren Telematikinfrastruktur (TI)
kumente durchsuchen können, das Handling von Medikations- Gesundheitsministerin Ulla
plan oder Medikationsliste wird unkomplizierter. Und auch Weniger Schmidt als das sicherheitstechnische Nonplusultra propa-
Performance und Stabilität der ePA werden sich verbessern. Komplexität, giert. Werden die Daten in der ePA jetzt viel weniger sicher?
weniger Fehleran- Aus meiner Sicht nicht. Schon heute wird bei der ePA für die Ver-
Wie hängen Sicherheitsarchitektur und Performance oder schlüsselung nicht der Schlüssel der eGK verwendet, sondern
Stabilität zusammen? fälligkeit und mehr ein patientenindividueller Schlüssel eines zentralen, schlüssel-
Wenn man darauf verzichtet, Daten und Dokumente vor Ort in Stabilität haltenden Dienstes, gegenüber dem sich Patient oder Patientin
der Arztpraxis zu verschlüsseln und später wieder zu entschlüs- mit dem eGK-Schlüssel authentifiziert. Das deswegen, damit bei Ver-
seln, dann kann man sich auch den Konnektor-Fachmodul-Anteil spa- lust und Neuausstellung einer eGK nicht die gesamte ePA verloren ist.
ren. Das wiederum heißt: Bei der neuen ePA greift die Praxissoftware direkt Bei der künftigen ePA wird im Prinzip der gleiche Mechanismus genutzt. Die
auf das ePA-Aktensystem zu. Beides, der Verzicht auf die Verschlüsselung im Daten werden weiterhin patientenindividuell verschlüsselt gespeichert und
Konnektor und der Verzicht auf die Konnektor-Fachmodule, macht das System auch verschlüsselt transportiert. Der Unterschied ist das temporäre Aufbre-
schneller. Zusätzlich bekommen wir eine Verringerung der Komplexität, weil chen der Verschlüsselung für die serverseitige Verarbeitung der Daten, die bei
nur noch die Praxissoftwarelösungen mit den Aktensystemen interagieren der ePA in einer speziell geschützten Umgebung unter Ausschluss des Betrei-
und nicht noch Konnektoren von drei verschiedenen Herstellern dazwischen- bers erfolgt. Das ist der Preis für mehrwertstiftende Services.<
Die Grundprinzipien der neuen ePA Eine Löschung sollen zudem andere Institutionen mit Autorisierung des anwe-
In Deutschland ist die neue ePA gesetzlich in § 334 Abs. 1 SGB V senden Patienten gezielt freischalten können. Wird die eGK ein-
verankert. Wie genau sie aussehen soll, ist seit Januar 2024 be- der gesamten gelesen, kann die jeweilige Einrichtung die ePA bearbeiten – aller-
kannt. Technisches Highlight ist eine neue, modernere Sicher- Akte erfolgt dings in unterschiedlichem Umfang. Eine Apotheke etwa kann auf
heitsarchitektur, die auf das Prinzip der Ende-zu-Ende-Verschlüs- medikationsbezogene Daten zugreifen, nicht aber auf Arztbriefe
selung verzichtet. Dadurch werden medizinische Einrichtungen nur, wenn der und Befunde. Das Zugriffsrecht erlischt für Arztpraxen und Kran-
sehr viel besser mit den ePA-Daten arbeiten können, und auch Versicherte kenhäuser nach neunzig, für Apotheken nach drei Tagen.
Performance und Stabilität der ePA dürften dadurch besser wer- Wichtig zu verstehen ist, dass im Rahmen dieser Grundeinstel-
den (siehe Interview oben). sich dazu ent- lungen keine ePA-App erforderlich ist. Arztpraxen, Krankenhäuser
Für die neue ePA wurden mehrere Grundprinzipien definiert. und Apotheken können mit der ePA arbeiten, ohne dass Patient
Eines lautet „Datenintegration“: Die ePA soll ein echter Teil der scheidet, dass oder Patientin eine mobile Anwendung installieren müssen. Es wird
Versorgung werden. Ein weiteres Grundprinzip ist „Aktensouve- er keine Akte auch keine PIN-Eingabe durch Patient oder Patientin benötigt. Wird
ränität“: Während die primäre Dokumentation in der Hand der die ePA auf diese Art und Weise genutzt, dann redet die gematik
medizinischen Einrichtungen verbleibt, haben die Versicherten nutzen möchte. von „passiven“ Nutzerinnen und Nutzern. Demgegenüber instal-
bei der ePA das Sagen. Sie entscheiden, wer welche Daten sehen Grundsätzlich lieren „aktive“ Nutzerinnen und Nutzer die ePA-App der jeweiligen
darf und was gelöscht wird. „Verständlichkeit und intuitive Be- Krankenkasse auf ihrem Smartphone und erhalten so eine ganze
dienbarkeit“ ist ein weiteres Grundprinzip: Für Versicherte und ist die ePA als Menge an Möglichkeiten, auf die ePA-Inhalte zuzugreifen.
medizinische Einrichtung soll die ePA einfach zu bedienen sein. lebenslange
In den Arztpraxen soll das durch eine tiefe Integration in die Pra- Patientenrechte und die ePA-App
xissoftware erreicht werden. Akte ange- Wer „aktiv“ sein und die ePA-App nutzen will, muss sich dafür
Aktive und passive ePA-Nutzung dacht. bei seiner Krankenkasse registrieren. Nötig ist entweder die eGK
mit der dazugehörigen PIN oder die neue Gesundheits-ID, die die
Prinzipiell gilt, dass der Zugriff auf die neue ePA an den Behand- Krankenkassen seit Anfang 2023 anbieten müssen. In der ePA-App
lungskontext gekoppelt ist. Dieser wird vorerst technisch definiert, können die ePA-Inhalte dann nicht nur angesehen werden. Patien-
nämlich als Einlesen der eGK der Versicherten in der jeweiligen tinnen und Patienten können dort auch eigene Dokumente hoch-
Einrichtung. Bei Einsatz der neuen Gesundheits-ID sind telemedi- laden. Sie können einzelne Dokumente verbergen, löschen und
zinische Szenarien aller Art denkbar. Medizinische Einrichtungen bestimmte medizinische Einrichtungen von einem Zugriff aus-
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