Page 18 - xpress_Ausgabe 19.1
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Porträt




                                                                               Wien und arbeitet drei Monate in einem
                                                                                 Berliner Krankenhaus. Nach seinem Staats-
                                                                               examen im Jahr 1972 begibt sich der junge
                                                                               Mediziner auf eine zweijährige Weltreise, von
                                                                               der er am liebsten gar nicht mehr zurückge-
                                                                               kehrt wäre. Als er es schließlich doch tut, ab-
                                                                               solviert er die Facharztausbildung zum Gynä-
                                                                               kologen. „Die Geburtsheilkunde hat mir immer
                                                                               gefallen“, so Steffens.
                                                                                 Sein Wissen anwenden und erweitern kann
                                                                               er auf seiner ersten Reise nach Afrika, die er
                                                                               mit einem Freund unternimmt. „Seitdem hat
                                                                               mich der Kontinent nicht mehr losgelassen“,
                                                                               sagt der Arzt. In der Transkei (Südafrika) beim
                                                                               Stamm von Nelson Mandela arbeitet er in ei-
                                                                               nem Missionskrankenhaus und muss dort die
                                                                               komplette Bandbreite medizinischer Heil-
                                                                               kunst anwenden – vom Zähneziehen bis zum
                                                                               Absaugen tuberkulöser Lungen und viel in der
                                                                               Geburtshilfe. Steffens: „Ich habe in dieser Zeit
                                                                               sehr viel gelernt. Das hat mir gefallen, vor al-
          DR. BERND STEFFENS                                                   lem, dass ich nicht nur auf eine Disziplin be-
                                                                               schränkt war.“
                                                                                 Der Gynäkologe will in Afrika bleiben, doch
                                                                               es erreicht ihn ein Hilferuf seiner Familie: Sein
                                                                               Cousin ist erkrankt und braucht eine Vertre-
                                                                               tung für seine allgemeinmedizinische Praxis
                                                                               in Bous. Aus der Kurzzeitvertretung wird im
                                                                               Herbst 1982 eine volle Praxisübernahme. Es
                                                                               folgt die Qualifizierung als Allgemeinmedizi-
                                                                               ner. Das Besondere: Weil er zu dem Zeitpunkt
                                             Der
                                                                               bis heute in seiner Landarztpraxis sowohl als
           igentlich könnte es sich Dr. Bernd Steffens                         bereits zahlreiche Schwangere betreut, darf er
           als Rentner gut gehen lassen. Doch Müßig-                           Allgemeinmediziner als auch als Gynäkologe
       Egang ist seine Sache nicht. Darum führt
        der 72-Jährige immer noch seine Gemein-
        schaftspraxis im saarländischen Bous – und   Land- und Weltarzt
        reist in seiner Freizeit rund um die Welt.
          Geboren wurde der Mediziner in St. Wendel.
        Aufgewachsen ist er in Oberthal, einem
                                              Dr. Bernd Steffens ist sein ganzes
        3 000-Einwohner-Ort, unweit von St. Wendel.                            praktizieren. Er betreut seine Patienten sprich-
                                              Medizinerleben zwischen seiner
        „Ich bin nie auf die Idee gekommen, etwas an-                          wörtlich von der Wiege bis zur Bahre. Seinem
        deres als Arzt zu werden“, sagt Steffens. Er   Landarztpraxis und fernen Län-  ursprünglichen Plan, in der Transkei zu blei-
        habe dem Vater, der schon als Landarzt prak-  dern gependelt.          ben, hängt Steffens nicht lange nach: „Ich bin
        tizierte, nacheifern wollen. Zwei seiner acht                          Pragmatiker. Ich wurde gebraucht, also blieb
        Geschwister sind ebenfalls Ärzte. Es liegt also                        ich.“ Zwei Jahre später heiratet er. Bald darauf
        in der Familie.                                                        kommt das erste von vier Kindern auf die Welt.
          Darum beginnt er nach seinem Abitur im                                 Richtig sesshaft wird Steffens jedoch nur
        Jahr 1966 in Homburg das Medizinstudium.                               vordergründig. Immer wieder zieht es ihn in
        Während des Studiums entdeckt der  Saarländer                          die Ferne. Kaum ein Land, das er nicht bereist.
        seine Reiselust. Und auch diese ist quasi eine                         Er pflegt enge Kontakte ins Ausland, unter-
        Familienkrankheit. Schon sein Vater unter-                             stützt zahlreiche Projekte in der ganzen Welt
        nahm zahlreiche Reisen und verdingte sich                              – und unternimmt immer wieder Reisen, be-
        sogar zeitweilig als Schiffsarzt.                                      sonders nach Zentralafrika und in die Sahara.
          Der Student Steffens hat ebenfalls Fernweh                           „Beim Reisen erfährt man nicht nur viel über
        und reist nach Kalifornien, studiert ein Jahr in                       andere Länder, man lernt auch viel über sich

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