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Kompakt
INTERSEKTORALE KOMMUNIKATION DIABETES
AOK-Gesundheitsnetzwerk gestartet App-Siegel
Die AOK hat ihr digitales Gesundheitsnetzwerk zur Verfügung: das Aufnahme- und Entlass- Apps für Diabetiker gibt es wie Sand am
gestartet, über das künftig Patienten, nieder- management in den beteiligten Kliniken, der Meer. Die Schätzungen gehen in die Zehn-
gelassene Ärzte und Krankenhäuser Daten Austausch von Dokumenten zwischen Klini- tausende. Das Angebot reicht von Blut-
austauschen können. Herzstück des Netz- ken und niedergelassenen Ärzten, die Mög- zuckertagebüchern bis zu Anwendungen,
werks ist eine digitale Patientenakte. Alle lichkeit zum Hochladen eigener medizinischer die den Diabetikern die Brot- und Koh-
Beteiligten können Informationen in diese Dokumente wie Organspendeausweis oder lenhydrateinheiten ihrer Lebensmittel
Akte einstellen oder aus ihr abrufen. Der Start Mutterpass sowie die Option, selbst erhobene berechnen. Was es hingegen noch nicht
erfolgte mit einem Pilotprojekt in Mecklen- Vitaldaten und Messwerte in die eigene Akte gibt, ist eine offizielle Prüfstelle für Ge-
burg-Vorpommern, an dem zwei Kliniken und einfließen zu lassen. Im nächsten Schritt sollen sundheits-Apps. Deshalb hat die Deutsche
das Ärztenetz HaffNet beteiligt sind. sich in Berlin die beiden Klinikketten Sana und Diabetes Gesellschaft (DDG) zusammen
Für die rund 8 000 AOK-Versicherten und Vivantes an das AOK-Gesundheitsnetzwerk mit Verbänden und Patientenorganisati-
ihre Ärzte stehen zunächst vier Anwendungen andocken. Dadurch bekommen weitere onen die Arbeitsgruppe „ DiaDigital“
Abb.: © AOK Gesundheitsnetzwerk intersektoralen Datenaustausch teilzuneh- Diabetes-Apps an-
gegründet. Diese prüft
114 000 AOK-Versicherte die Möglichkeit, am
men. Die AOK hat ihr Gesundheitsnetzwerk als
hand bestimmter
Kriterien, wie es
herstellerneutrale Plattform konzipiert, so-
dass die Anbindung verschiedener Kranken-
die CHARIsMHA-
hausinformations- und Praxissoftwaresyste-
me möglich ist. Die Daten werden nicht zentral Studie für Ge-
sundheits-Apps
gespeichert, sondern verbleiben beim Arzt vorgeschlagen hat.
oder Patienten, der sie erhoben hat, und wer- Die App muss bei-
den als Link über die Patientenakte zur Ver- spielsweise einfach und
TRANSPARENT: Die eigene Patientenakte fügung gestellt.< C GESUNDHEITSNETZWERK.DE intuitiv zu bedienen sein, das angegebene Abb.: AG Diabetes & Technologie
medizinische Ziel erfüllen und barriere-
frei sein. Falls die App Therapieempfeh-
KOPFSCHMERZEN lungen gibt, ist sie ein Medizinprodukt und
Wenn Bürger sich an Forschung beteiligen muss CE-zertifiziert sein.
Für eine Zertifizierung muss der Her-
Wissenschaftliche Projekte wie die Zählung Jahr lang ihre Migräneanfälle und die damit steller einen mehrseitigen Fragebogen
von Vögeln in Gärten oder die Suche nach neu- verbundenen Begleitumstände melden. 2017 ausfüllen. Abgefragt wird zum Beispiel
en Planeten sind auf die Unterstützung der wurde nach dem Vorbild des Migräne Radars das medizinische Ziel, welche Parameter
Bevölkerung angewiesen. Auch das vom Bun- die Erhebungsplattform „Cluster Radar“ ge- dokumentiert werden, wie der Datenaus-
desministerium für Bildung und startet, welche die seltene Er- tausch erfolgt, ob Daten in der Cloud ver-
Forschung geförderte Projekt krankung des Clusterkopf- schlüsselt abgelegt oder wie benutzerbe-
„Kopfschmerz Radar“ ist ein schmerzes, von dem rund zogene Daten verarbeitet werden. Ärzte
solches bürgerwissenschaft- ein Promille der Bevöl- und Patienten können sich bei DiaDigital
liches Projekt. Die daran teil- kerung betroffen ist, als Tester registrieren lassen. Danach
nehmenden „Bürgerforscher“ untersucht. Für das unterziehen sie die App vier Wochen lang
sind sowohl an der Definition Migräne Radar liegen einem Praxistest. Den technischen Teil
der Forschungsfragen als auch erste Ergebnisse vor. des Tests übernimmt das Zentrum für
an der Datensammlung und Dazu wurden knapp 60 000 Telematik und Telemedizin (ZTG). Wenn
-auswertung bis zur Veröffent- gemeldete Migräneanfälle alle Testergebnisse vorliegen, beschlie-
lichung der Forschungsergeb- von rund 6 000 Patienten im ßen die Tester in einer Telefonkonferenz,
nisse beteiligt. Im Projekt „Kopf- Zeitraum vom 01.01.2015 bis ob die App das Zertifikat erhält. Sollte
schmerz Radar“ sollen die Fak- zum 31.08.2017 ausgewertet. Ei- eine Diabetes-App die Kriterien nicht er-
toren untersucht werden, die nige der ersten Erkenntnisse: Wet- füllen, erhält der Hersteller eine Rückmel-
teränderungen lösen nur in vier
anfallartige Kopfschmerzen Prozent aller Fälle einen Migräneanfall dung und die Möglichkeit, Nachbesserun-
Abb.: iStockphoto.com © fandijki gräne Radar“ gestartet. Patienten die Anfälle nicht über alle Wochentage gleich ersten Diabetes-Apps, die das DiaDigi-
gen an seinem Produkt vorzunehmen. Die
auslösen. Zunächst wurde das „Mi-
aus. Und bei 25 Prozent der Patienten sind
tal-Siegel erhalten haben, sind NutriCheck,
dieser Volkskrankheit – schätzungswei-
verteilt. Überdurchschnittlich davon betroffen
se zehn Prozent der Bevölkerung leiden dar-
Omnitest Diabetes Tagebuch, SiDiary,
unter – konnten auf einer eigens eingerichteten sind Männer sowie Berufstätige.<
MyTherapy und Broteinheiten/BE
Webseite oder in einer Smartphone-App ein
08 x.press 18.1 C KOPFSCHMERZ-RADAR.DE C MIGRAENE-RADAR.DE Rechner PRO.< C DIADIGITAL.DE