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Titelgeschichte
ie gehören fast schon zur Einrichtung des resabo für alle Fachzeitschriften einer Fach-
Arztzimmers, die medizinischen Nach- richtung an. Im Falle der Allgemeinmedizin
S schlagewerke im blauen, roten oder grü- kann ein Abonnent 13 deutschsprachige Zeit-
nen Einband. Viele von ihnen sind reif fürs schriften und 47 englischsprachige Zeitschrif-
Antiquariat – kaum erschienen, schon veral- ten online lesen.
tet. Denn das medizinische Wissen verdoppelt Einen Schritt weiter geht der Thieme
sich in rasantem Tempo (siehe Kasten Seite Verlag mit seinem Wissensportal „eRef“. Dort
12). Elektronische Medien hingegen lassen erhalten Nutzer Zugriff auf eine Datenbank,
sich leichter aktualisieren und auf dem neu- die sämtliche Thieme-Bücher und -Zeitschrif-
esten Stand halten. Immer mehr Ärzte wen- ten ihres Fachs enthält. Seit die eRef 2015 mit
den sich deshalb den digitalen Angeboten der den großen klinischen Fachgebieten wie
medizinischen Fachverlage zu, die vom ein- Innere Medizin, Chirurgie und Gynäkologie
fachen E-Book bis zur ins Praxissystem inte- online gegangen ist, werden weitere Fachge-
grierten Onlinesuche durch das Verlagspro- biete nach und nach ergänzt – und das gesam-
gramm reichen. Derweil arbeiten die Verlage te Verlagsangebot digital zur Verfügung ge-
bereits an der Weiterentwicklung ihrer Ge- stellt. Darüber hinaus enthält die eRef bei-
schäftsmodelle. spielsweise die Leitlinien der medizinischen
Diese Entwicklung in der Verlagsbranche Fachgesellschaften und Inhalte anderer An-
war zu Beginn der Digitalisierung nicht abzu- bieter. Zudem bietet die eRef die Möglichkeit,
sehen. Die Fachverlage hatten als abschre- externe Quellen zu durchsuchen und darauf
ckendes Beispiel die Musikindustrie vor Au- zuzugreifen, sofern diese frei zugänglich sind
Wissen goes IT
MEDIZINISCHE FACHLITERATUR
Das Geschäftsmodell gen, der durch die illegale Verbreitung von oder der Nutzer sie in seinen persönlichen
der medizinischen digitalen Kopien das bewährte Geschäftsmo- Zugang integriert hat.
Fachverlage ändert dell abhandenkam. Springer Nature mit seinen „Das wichtigste Element von eRef ist die
sich. Nachdem sie verschiedenen Buchverlagen wie dem Sprin- intelligente Suche, die dem Arzt genau die In-
zunächst ihr Bücher- ger-Verlag wagte als einer der ersten in formation liefert, die er gerade benötigt“, er-
und Zeitschriftenan- Deutschland den Schritt, digitale Bücher zu klärt Dr. h. c. Albrecht Hauff, Verleger der
Thieme Gruppe. Der Arzt gibt ein bestimmtes
verkaufen. Inzwischen publiziert die Fachver-
gebot digitalisiert lagsgruppe jedes Buch, sofern es die Rechte- Thema in die Suchmaske ein und gelangt über
und online veröffent- lage erlaubt, sowohl auf Papier als auch digital. Thesauri, die der Verlag selbst erarbeitet hat,
licht haben, unter- „Wir bieten jedes unserer Bücher in 20 ver- zum Ergebnis – beispielsweise eine wissen-
stützen die Verlage schiedenen Geschäftsmodellen an“, sagt schaftliche Originalarbeit, ein Übersichtsar-
Ärzte zunehmend in Dr. Niels Peter Thomas, Chief Book Strategist tikel oder auch nur ein kurzer Abschnitt aus
der medizinischen von Springer Nature, „auf verschiedenen Platt- einem Fachbuch. „Der Arzt wird immer an die
Entscheidungsfin- formen in unterschiedlichen medialen For- relevante Stelle geführt, die für seine Frage-
dung. men, in Kombinationen, als Paket, als Einzel- stellung gerade eine Rolle spielt“, sagt Hauff.
titel.“ Diese Entwicklung ist kein Einzelfall. In der eRef sind die Inhalte thematisch nach
Das Onlineangebot „b.Flat“ von Springer Diagnosen und medizinischen Sachverhalten
Nature umfasst verschiedene Flatrates für sortiert und in sogenannten „Cockpits“ zu-
Bücher der unterschiedlichen Fachgebiete. sammengefasst. Sucht der Arzt zum Beispiel
Allgemeinmediziner zum Beispiel können 12, nach einem bestimmten Krankheitsbild, be-
20 oder 35 vom Verlag ausgewählte Bücher im kommt er ein oder mehrere Cockpits angebo-
Abo lesen oder Buchpakete für spezielle The- ten, in denen die relevanten Informationen
men wie Palliativ- oder Schmerzmedizin für etwa zu Diagnose, Therapie, Operationsver-
Hausärzte erwerben. Unter „e.Med“ bietet der fahren, Nachsorge oder Patientenaufklärung
Springer Medizin Verlag zudem ein Online-Jah- gebündelt angezeigt werden. Der Arzt kann
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