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Titelgeschichte




        SO MACHT ES MEDATIXX                 Q

          Die medizinischen Fachverlage können sich ab sofort an die Praxissoftware von medatixx anbinden. Der Arzt kann dann die
          von ihm abonnierten Onlineangebote nutzen, ohne dass er dafür die Praxissoftware verlassen und den Browser aufrufen muss.


          MEDSUCHE ONLINE Die Praxissoftwarelösungen   maschine Google, die kostenpflichtigen Onlinean-
          von medatixx haben ab Januar 2018 das Wissens-  gebote der Verlage Thieme und De Gruyter sowie
          modul „MedSuche Online“ integriert. Über dieses   alle in den EBM-Guidelines enthaltenen Leitlinien.
          Modul kann der Arzt aus der Krankenakte heraus   In einer weiteren Ausbaustufe sollen kostenfreie
          eine Informationssuche starten, ohne die Praxis-  medizinische Webportale sowie zusätzliche Verla-
          software verlassen und den Browser öffnen zu   ge angebunden werden. Nutzer können die Zu-
          müssen. Medizinische Fachverlage können an das   gangsdaten für die kostenpflichtigen Angebote
          Wissensmodul angebunden werden, sodass der   der Verlage in der Praxissoftware hinterlegen,
          Arzt bei einem bestehenden Abonnement die On-  um ohne den Umweg einer Anmeldung sofort
          linedatenbanken der Verlage durchsuchen kann.   die gewünschten Informationen abzurufen.<
          Verfügbar sind zunächst Wikipedia und die Such-                                                   Abb.: medatixx




                                                     Der nächste
        auszubauen. Multimedia bedeutet für die Ver-                             Auch Elsevier plant eine tiefe Integration in
        lage auch, die didaktische Wissensaufberei-  Schritt ist die           die Praxissoftware und Krankenhausinforma-
        tung mit Technologien für „Serious Gaming“–                            tionssysteme. „Je mehr wir darüber wissen, an
                                                  Unterstützung der
        Computerspiele, die nicht primär der Unter-                            welcher Stelle in der Behandlung der Arzt sich
        haltung dienen – zu verschmelzen. Ihre Anre-                           gerade befindet, desto besser können wir ihn
        gungen holen sich die Produktmanager der   Entscheidungsfindung.       unterstützen“, erklärt Scheidt. Benötigt ein
        Verlage nicht mehr nur auf den großen Buch-                            Arzt zum Beispiel Unterstützung bei der Dia-
        messen, sondern auch auf Computer- und Spie-                           gnosestellung, kann ein System zur Entschei-
        lemessen wie der CEBIT oder der gamescom.  lung unterstützt. Der Vorteil der Verlage: Sie  dungsunterstützung dies am geöffneten For-
          Multimedia, Suchmaschinen, Datenbanken:  haben mit ihren Büchern und Zeitschriften  mular „Diagnose“ automatisch erkennen. Bei
        Werden aus den Verlagen Softwareunterneh-  einen großen Wissensschatz auf Basis einer  einem geöffneten „Therapie“-Formular könnte
        men? Im Bereich der Suchmaschinentechno-  Qualitätskontrolle.          die Software die bereits gestellte Diagnose
        logie und klinischen Entscheidungsunterstüt-  Diesen Wissensschatz können die Ärzte  auslesen und zu dieser Diagnose die relevanten
        zung treten sie jetzt schon in Konkurrenz zu  inzwischen auch direkt in der Praxissoftware  Anordnungen zur Verfügung stellen.
        IT-Unternehmen wie IBM, das mit seiner  oder dem Krankenhausinformationssystem
                                                                               Information zum richtigen Zeitpunkt
          Watson-Plattform mittels künstlicher Intelli-  abrufen, sofern in Kooperation mit den Soft-
                genz die Ärzte auf vielen Feldern  wareherstellern eine passende Integration  Dieser gesamte Vorgang wäre patientenneu-
                     wie etwa der Krebsbehand-  vorgenommen wurde. Der Arzt muss nicht  tral, da das System nur die Diagnose, nicht aber
                                           mehr von seinem System zum Browser wech-  die individuellen Patientendaten kennt. Eine
                                           seln und Log-in-Prozesse durchführen, um auf  Handlungsempfehlung wäre erst in der nächs-
                                           die Plattform eines Verlages zu kommen. Er  ten Stufe möglich, wenn das System die indivi-
                                           kann direkt aus der Patientenakte heraus das  duellen Patientenparameter verarbeiten und
                                              Wissen abrufen.                  die Antwort noch besser auf den Kontext ab-
                                                     Der nächste Schritt aus Sicht der  stimmen kann. „Je mehr wir in den Arbeitsab-
                                                       Verlage ist eine tiefere Integ-  lauf des Arztes integriert werden und den
                                                        ration in die Praxisverwal-  Kontext seiner Frage kennen, desto schneller
                                                        tungs- beziehungsweise Kli-  können wir ihm die Information bieten, die er
                                                      niksysteme, um den Mediziner  in diesem Moment braucht“, sagt Scheidt.
                                                   bei der Entscheidungsfindung noch   Die Entwicklung vom gedruckten Nach-
                                                 besser zu unterstützen. In den Kran-  schlagewerk zur Softwarelösung für die klini-
                                                kenhäusern haben erste Verlage diesen  sche Entscheidungsunterstützung lässt sich
                                               Schritt bereits vollzogen. Der Thieme Ver-  nicht mehr aufhalten. Ob in der Arztpraxis der
                                             lag zum Beispiel hat seine eRef so tief in eine  Zukunft noch gedruckte Bücher oder Compu-
                                            OP-Planungssoftware integriert, dass der  ter, wie wir sie kennen, stehen werden, kann
                                           Arzt bei der OP-Planung keinen Suchbegriff  niemand voraussagen. Nur so viel ist sicher:
                                           mehr eingeben muss, sondern ihn aus dem  Die Verlage werden weiterhin das medizinische
                                           Kontext heraus angeboten bekommt.   Fachwissen liefern.<    $ DR. MICHAEL LANG
    Abb.: iStockphoto.com © Model-la
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