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Kompakt
HAUTKREBS-DIAGNOSE ARZNEIMITTEL
Künstliche Intelligenz fast so gut wie Dermatologen Fälschungen erkennen
Abb.: ostockphoto / Rudzhan Nagiev rithmus und ein schon in retrospektiven Stu- nur auf Markenbekleidung oder Luxus-
neuartiger sogenannter 7-Klassen-KI-Algo-
Produktpiraterie beschränkt sich nicht
uhren. Bereits seit einigen Jahren werden
dien verwendeter ISIC-Algorithmus (ISIC,
im Internet Lebensmittel und Medika-
International Skin Imaging Collaboration).
Ergebnis: Der 7-Klassen-KI-Algorithmus zeig-
mente verkauft, die gefälscht sind. Einer
te bei den verdächtigen Hautveränderungen
eine vergleichbare diagnostische Leistung
tion WHO aus dem Jahr 2020 zufolge soll
wie die Expertinnen und Experten, war aber Schätzung der Weltgesundheitsorganisa-
bereits jedes zehnte im Internet verkauf-
weniger erfahrenen Arztinnen und Arzten te Medikament ein Produktplagiat sein.
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sogar überlegen. Der ISIC-Algorithmus Die Bandbreite der Fälschungen reicht
schnitt bei der Diagnose schlechter ab als die von Lifestyle-Arzneimitteln wie Schlank-
erfahrenen Dermatologinnen und Dermato- heitspräparaten und Haarwuchsmitteln
Ein Forschungsteam unter der Leitung der logen, aber immer noch besser als die uner-
Abb.: umg/fskimmel
Medizinischen Universität Wien hat unter- fahrenen Medizinerinnen und Mediziner. Bei
sucht, wie zwei Smartphone-Anwendungen den Therapieentscheidungen konnte der
bei der Diagnose und Therapieempfehlung im 7-Klassen-KI-Algorithmus nicht mit den er-
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Vergleich zu Arztinnen und Arzten abschnei- fahrenen Medizinerinnen und Medizinern
den. Die prospektive Studie bestand aus zwei mithalten, war aber den unerfahrenen A� rz-
Szenarien. Im ersten Szenario untersuchte die tinnen und A� rzten überlegen. Nach Angaben
künstliche Intelligenz (KI) verdächtige pig- des Studienleiters empfahl die KI tendenziell,
mentierte Hautveränderungen, im zweiten mehr gutartige Läsionen zu entfernen, als die
Probanden mit vielen Muttermalen. Die bei- erfahrenen Dermatologinnen und Dermato-
den verwendeten Algorithmen waren ein logen dies tun würden.< C MEDUNIWIEN.AC.AT
HERZ-KREISLAUF-ERKRANKUNGEN
Internationales Großprojekt gestartet
SMARTID: Fälschungen schnell erkennen
In Europa leiden über 85 Millionen Menschen plant das Konsortium, die Daten von über
an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung – einer einer Million Probandinnen und Probanden bis zu lebenswichtigen Medikamenten,
der häufigsten Todesursachen weltweit. Ein in einer sogenannten föderierten Datenbank beispielsweise gegen Krebs oder Blut-
internationales Forschungskonsortium mit zu sammeln und diese mithilfe von künstli- hochdruck. Auf der Messe Medica 2023
33 Partnern möchte im länderübergreifenden cher Intelligenz auswerten. Das bedeutet, hat ein Konsortium aus drei Fraunhofer-
Projekt iCARE4CVD (individualized care from dass die Forscherinnen und Forscher aus Instituten ein fälschungssicheres
early risk of cardiovascular disease to estab- Datenschutzgründen auf die Information in Barcodesystem vorgestellt, mit dem Pa-
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lished heart failure) ein tieferes Verständnis verschiedenen Einrichtungen zugreifen, oh- tientinnen und Patienten sowie Arztin-
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für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gewinnen ne diese in einer zentralen Datenbank zu nen und Arzte die Echtheit eines Medika-
und zum Beispiel besser verstehen, warum speichern. Die Innovative Health Initiative ments mittels einer Smartphone-App
manche Menschen mit Risiko- (IHI) der Europäischen Union (EU) fördert überprüfen können. Das Verfahren
faktoren eine Herz- das Forschungsvorhaben bis „SmartID“ basiert darauf, dass jede Arz-
Kreislauf-Erkrankung März 2028 mit rund neimittelverpackung eine Oberflächen-
entwickeln und 22 Millionen textur hat, die so einzigartig ist wie ein
andere nicht. Mit Euro. Deutsch- Fingerabdruck. Die Information über
den Methoden land ist am Pro- diese Textur wird digitalisiert und in ei-
der künstlichen jekt mit dem Uni- nen Barcode umgewandelt, der auf die
Intelligenz wollen versitätsklinikum der Verpackung gedruckt wird. Da die Verifi-
die Forscherinnen RWTH Aachen und der Berliner kation und Authentifizierung ausschließ-
Abb.: istockphoto / TCmake_photo terschiedlichen Krank- für chronisch Kranke sowie benötigt das Verfahren SmartID keine
Charité, der Deutschen Stiftung
lich in der Smartphone-App stattfindet,
und Forscher die un-
den Unternehmen Evotec
zentrale Datenbank. Arzneimittelher-
heitsverläufe besser verste-
steller können auf dem Barcode noch zu-
hen und beispielsweise Progno-
International und WIG2
Institut beteiligt.<
semodelle für eine personali-
sätzliche Produktinformationen unter-
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x.press 24.1 0909
08 x.press 24.1 sierte Therapie erstellen. Dazu C UKAACHEN.DE bringen.< C FRAUNHOFER.DE 2 1 . 1
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