Page 6 - xpress_Ausgabe 24.1
P. 6
Kompakt
INTERVIEW PHYSIOTHERAPIE NEU GEDACHT
Digitale Lösungen können den Zugang zur Krankengymnastik stark verbessern, wie das Unternehmen Herodikos aus Oldenburg
zeigt. Geschäftsführer Christian Wübbeling erklärt die innovative Hybridversorgung.
Î Warum Physiotherapie mit digitaler Unterstützung? der Entwurf des Digital-Gesetzes die DiGA für Abb.: Herodikos
Bei Rücken- oder Kniebeschwerden ist es oft schwer, zügig einen Arzt oder eine stärkere Einbindung von Heilberuflern CHRISTIAN WÜBBELING
ist Geschäftsführer von Herodikos.
Therapeuten zu finden. Zudem kommen die leitliniengemäß empfohlenen Ei- und Videosprechstunden öffnen könnte.
genübungen in der Praxis mitunter zu kurz. Bei Herodikos können sich Pati-
entinnen und Patienten deutschlandweit an unsere Partner-Ärztinnen und Î Bieten Sie Ihre Versorgungsprogramme in Selektivverträgen an?
-Ärzte wenden – auch binnen weniger Tage per Videosprechstunde. Die Ver- Wir haben knapp 350 Ärztinnen und Ärzte, die mitmachen, und zusätzlich für
sorgung erfolgt konsequent digital mittels multimodaler Eigenübungen in das Plus-Versorgungsmodell mit der Telephysiotherapie auch eine Option zur
unserer App unter Begleitung durch die teilnehmenden Ärzte oder unsere Online-Verordnung. Drei bis vier Tage später starten sie in die Versorgung mit
Therapeuten – ebenfalls oftmals per Videosprechstunde. Herodikos steht al- dem physiotherapeutischen Aufnahmegespräch, auch per Videosprechstunde.
so für hybride Versorgung, bei der die Patientinnen und Patienten nicht nur Die Physiotherapeutinnen und -therapeuten sind bei uns derzeit überwiegend
digital versorgt, sondern auch regelmäßig begleitet, Fortschritte evaluiert angestellt, wir kooperieren aber auch mit einer Praxiskette und möchten das
oder Probleme gelöst werden. Partnermodell ausbauen. Aktuell versorgen wir rund 500 Patientinnen und Pa-
tienten pro Monat. Selektivverträge existieren mit derzeit 57 Krankenkassen.
Î Warum sind Ihre Anwendungen keine DiGA?
Die DiGA machen einen Schritt in die richtige Richtung, nämlich Eigenübun- Î Wie gehen Sie auf die Ärztinnen und Ärzte zu?
gen in der Versorgung auszuweiten. Wir wissen aber aufgrund vieler Studi- Vor allem müssen wir inhaltlich überzeugen. Ein wesentliches Argument ist,
en, dass Patientinnen und Patienten eigentlich an die Hand genommen wer- dass wir die Eigenübungen stark forcieren. Das kommt in der Regelversorgung
den müssen, damit insbesondere die Adhärenz stimmt. Wir setzen deswegen zu kurz. Es gibt außerdem über die Selektivverträge eine Zusatzvergütung für
bei unserem Angebot Herodikos plus auf eine hybride Versorgung unter tele- Verordnung und Beratung der Patientinnen und Patienten. Und dann koope-
medizinischer Einbeziehung von Physiotherapeutinnen und -therapeuten. rieren wir auch zum Beispiel mit dem Berufsverband für Orthopädie und Un-
Das ist mit DiGA derzeit nicht möglich. Es ist aber interessant zu sehen, dass fallchirurgie, gehen in ärztliche Qualitätszirkel und auf Kongresse.<
BRUSTKREBS
Genauere Diagnosen mit künstlicher Intelligenz sieren lassen. Bislang werden die Einzelunter-
Abb.: Adobestock / Gorodenkoff suchungen getrennt betrachtet und kombi-
niert. Von der Kombination der verschiedenen
Diagnosetechniken versprechen sich die For-
scherinnen und Forscher eine präzisere Diag-
nose, die letztendlich zu einer wirksameren
�
Therapie führt und dazu beiträgt, die Uberle-
benschancen der Patientinnen zu erhöhen. Da-
bei werden alle verfügbaren Datensätze zu ei-
ner Patientin datenschutzkonform in eine
cloudbasierte Plattform hochgeladen und für
die Auswertung miteinander kombiniert. Diese
erfolgt mittels künstlicher Intelligenz. Die He-
rausforderung: Die am Projekt BosomShield
beteiligten Kliniken verwenden verschiedene
MRT- oder Ultraschallgeräte, die unterschied-
lich eingestellt sind. Hinzu kommt, dass die Art
BRUSTKREBS: Eine künstliche Intelligenz wertet Daten aus, die aus verschiedenen Quellen stammen. der Datenerfassung bei den verschiedenen Ge-
räten variieren kann. Durch die Verarbeitung
Jedes Jahr erkranken in Deutschland über europäischen Konsortium, wie sich die übli- dieser heterogenen Daten können Fehler ent-
70 000 Frauen an Brustkrebs – der tödlichsten chen Diagnoseverfahren Ultraschall, Mammo- stehen. Eine Aufgabe der Forscherinnen und
Krebsart bei Frauen. Wissenschaftler der grafie und Biopsie miteinander kombinieren Forscher besteht darin, die Daten vor der Aus-
Hochschule Darmstadt untersuchen in einem und mittels künstlicher Intelligenz (KI) analy- wertung zu standardisieren.< C H-DA.DE
06 x.press 24.1 . 1 x.press 24.1 07
6
0
x
p
.
24
r
s
es