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NICHTINFEKTIÖSE LUNGENERKRANKUNG DIGITALES GESUNDHEITSWESEN
Prognosen unterstützen die Therapie Die Akzeptanz nimmt zu
Abb.: Adobestock / pololia den Krankheitsverlauf beeinflussen können. die Digitalisierung des Gesundheitswe-
Die Menschen in Deutschland betrachten
Forscher viele Faktoren berücksichtigen, die
Neben verschiedenen Hauptsymptomen müs-
sens zunehmend als Chance und weniger
sen sie zum Beispiel Unterschiede in den
als Risiko. Das belegt eine aktuelle Umfra-
Krankheitsursachen und -verläufen berück-
sichtigen. Auch sprechen die Patientinnen und ge des Digitalverbands Bitkom unter
1 138 Personen. Während die Digitalisie-
Patienten unterschiedlich auf Medikamente rung im Vorjahr von 60 Prozent der Be-
und Therapien an. Mit anderen Worten: Die fragten als Chance empfunden wurde,
Forscherinnen und Forscher benötigen sehr sind es 2023 bereits 74 Prozent. Nur noch
viele Daten aus der ambulanten und stationä- 25 Prozent sehen die Entwicklung als Ri-
ren Versorgung, aber auch von den Patientin- siko (Vorjahr: 35 Prozent). Die Digitalisie-
nen und Patienten selbst. Dabei sollen nicht nur rung wird also zunehmend als positiv
LUNGENERKRANKUNG: KI sagt Verschlechterung voraus. Informationen zur Lungenfunktion, Bildge-
bung und Medikationsdaten, sondern erstmals
Zwölf deutsche Universitätskliniken wollen auch Umweltdaten (Pollenflug, Umweltver- Abb.: istock / filo
im Projekt CALM-QE mithilfe von künstlicher schmutzung und Klima) für die Prognosen
Intelligenz und maschinellem Lernen die in- einbezogen werden. Daten zu weiteren Ein-
dividuellen Krankheitsverläufe bei nichtin- flussfaktoren wie Stress oder Schlaf steuern
fektiösen Lungenerkrankungen wie Asthma die Patientinnen und Patienten bei, indem sie
bronchiale oder COPD (chronisch obstruktive mit Wearables zum Beispiel die Pulsfrequenz
Lungenerkrankung) besser vorhersagen. Da- oder Sauerstoffsättigung erfassen. Die aus vie-
durch soll eine Verschlechterung des Krank- len verschiedenen Quellen stammenden Daten
heitsverlaufs frühzeitig erkannt und die indi- werden am Datenintegrationszentrum der
viduelle Therapie optimiert werden. Für ihre Medizinischen Hochschule Hannover standar-
Prognosen müssen die Forscherinnen und disiert und strukturiert.< C MH-HANNOVER.DE
beurteilt. So stimmten 74 Prozent der
Befragten der Aussage zu, dass mehr Di-
NOTFALLMEDIZIN gitalisierung das marode deutsche Ge-
Digitalisierung optimiert die Prozesskette sundheitssystem stärken würde. 71 Pro-
zent waren zudem der Ansicht, dass
Bei einem medizinischen Notfall spielt die Zeit len Notaufnahme noch verbesserungsfähig. Deutschland bei der Digitalisierung des
oft eine entscheidende Rolle. Eine frühzeitige Voranmeldungen von Notfallpatientinnen Gesundheitswesens im Vergleich zu ande-
Diagnostik kann die Prognose verbessern und -patienten erfolgen oftmals telefonisch ren Ländern hinterherhinkt. Den meisten
und einer oder einem Schwerstverletzten ei- und viele handschriftlich ausgefüllte Einsatz- der Befragten (72 Prozent) geht die Digi-
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nen Uberlebensvorteil verschaffen. Aller- protokolle sind lückenhaft oder schwer zu talisierung nicht schnell genug; nur sieben
dings ist die Prozesskette von der präklini- entziffern. Von einer flächendeckenden Nut- Prozent empfinden das Tempo als zu
schen Notfallversorgung im Rettungsdienst zung der digitalen Dokumentation ist der schnell und 20 Prozent bewerten es als
bis zur klinischen Versorgung in der Zentra- deutsche Rettungsdienst noch weit entfernt. genau richtig. Einen großen Zuspruch fin-
Abb.: umg/fskimmel vom Rettungswagen ins Krankenhaus zu sel- die von 81 Prozent als riesige Chance für
det auch die künstliche Intelligenz (KI),
Auch findet die Echtzeitdatenübertragung
die Medizin begriffen wird. Insgesamt
ten statt. Dieses Manko führt zu einem Zeit-
und Informationsverlust in der Rettungsket-
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te, dem die Universitätsmedizin Göttingen sprachen sich 70 Prozent dafür aus, dass
�
Arztinnen und Arzte Unterstützung durch
mit der Entwicklung eines KI-basierten As- KI erhalten sollten, wann immer es mög-
sistenzsystems im Projekt CONNECT_ED ent- lich sei. 57 Prozent waren der Meinung,
gegenwirken möchte. Geplant ist eine Echt- dass der Einsatz von KI in der Medizin
zeitdatenübertragung aller relevanten medi- besonders gefördert werden sollte. Dass
zinischen Behandlungsdaten und Befunde KI in bestimmten Fällen bessere Diagno-
eines Notfalls an die Zentrale Notaufnahme sen stellt als ein Arzt, glauben 35 Prozent.
sowie eine KI-basierte Entscheidungsunter- Wichtig war den Befragten aber auch der
stützung für das weitere diagnostische und verantwortungsvolle Umgang mit KI. 87
therapeutische Vorgehen auf Basis der über- Prozent sprachen sich dafür aus, ihren
DIGITALISIERUNG: Schnellere Versorgung in der Notaufnahme mittelten Daten.< C UNI-GOETTINGEN.DE Einsatz streng zu regulieren.< C BITKOM.ORG
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