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Porträt
telligente Algorithmen. Zudem freundete sich
seine Frau, Dr. Alice Martin, in ihrer Ausbildung
zur Hautärztin mit einer Kollegin, Dr. Estefanía
Lang, und deren Mann Patrick an.
Wegen privater Erfahrungen, bei denen sie
wiederholt durch Familie und Freunde um ei-
nen dermatologischen Rat aufgrund von zuge-
sendeten Fotos gebeten wurden, entwickelten
die beiden Frauen die Ideen für die teleder-
matologische App dermanostic. Sie gründeten
ein Start-up und holten ihre Ehepartner an
Bord. Martin übernahm alles, was mit techni-
schen und regulatorischen Anforderungen, der
Erstellung der Webseite und der Firmenanmel-
dung zu tun hat. „So bin ich in die Rolle des
Geschäftsführers hineingewachsen“, resümiert
Martin. Seit dem Jahr 2019 ist er in dieser Funk-
tion tätig.
Abb.: Patrycia Lukas der Arzt noch im Krankenhaus beschäftigt. Das
Zum Zeitpunkt der Firmengründung war
Unternehmen nahm Fahrt auf, als dermanostic
DR. OLE MARTIN im Sommer 2019 an einem Pitch teilnahm, bei
dem es 50 000 Euro zu gewinnen gab. Damit
wollten die Gründer einen Programmierer für
die App bezahlen. Am Ende hatten sie zwar den
Publikumspreis gewonnen, aber kein Geld, weil
man ihnen als Ärztinnen und Ärzten und Ehe-
paare die Umsetzung ihrer Idee nicht zugetraut
hat. „Das hat mich so geärgert, dass ich am
nächsten Tag gekündigt und den Arztkittel an
den Nagel gehängt habe, um es den Zweiflern
Der
Martin und seine Mitgründerinnen und
n Ole Martin ist ein echter ITler und zu zeigen“, betont der Geschäftsführer.
Zahlenfreak verloren gegangen – und -gründer mussten sich gegen viele Vorurteile
A anfänglich wollte der Mediziner und durchsetzen. Doch die vier hielten immer an
hörte zu einem der letzten Jahrgänge. Als ich Technikbegeisterte
passionierte Hobbyprogrammierer seine Lei-
denschaft auch zum Beruf machen. Doch dann
kam ihm der Zivildienst dazwischen. „Ich ge-
meinen Dienst im Krankenhaus abgeleistet
habe, habe ich meine Begeisterung für die Me-
Dr. Ole Martin ist ein Medizi-
dizin entdeckt“, erinnert sich Martin. ihrer Idee fest und gut zusammen. Mittlerwei-
ner, der die Technik liebt. Der
Anstatt wie geplant Informatik zu studieren, le erweist sich die enge Freundschaft zwischen
entschied er sich für ein Medizinstudium in gebürtige Dortmunder ist Ge- den Ehepaaren als Vorteil, weil sie sich gut
schäftsführer des Unternehmens
Düsseldorf. Weil er sich weiterhin für Technik kennen und füreinander einspringen, wenn ein
dermanostic, das er mit seiner
interessierte, lag es für ihn nahe, nach seinem Paar mal nicht so viel Zeit investieren kann.
Frau und einem befreundeten
Studienabschluss im Jahr 2015 in die Radiologie Martin gibt ein Beispiel: „Estefanía und Patrick
Ehepaar gegründet hat. Anfäng-
an der Universitätsklinik Düsseldorf zu gehen. sind erst später voll in die Firma eingestiegen,
Drei Jahre blieb er, absolvierte die Assistenz- weil sie Kinder und ein Haus haben, was ganz
lichen Widerständen zum Trotz
arztausbildung und schloss ein Forschungsjahr andere Verpflichtungen mit sich bringt. Das
hat das Gründerteam erfolg-
an der Universität Essen an. „Das hat für mich war aber in Ordnung, denn solange haben mei-
reich eine teledermatologische
viel verändert“, sagt Martin. Denn hier kam er ne Frau und ich einfach vieles übernommen.“
App auf den Markt gebracht.
das erste Mal mit künstlicher Intelligenz (KI) Auch die Zusammenarbeit mit seiner Frau emp-
in Berührung. Bei dem Projekt, an dem er be- findet Martin als bereichernd. „Im Job sind wir
teiligt war, ging es um die Erkennung von Brust- in unterschiedlichen Bereichen tätig, sodass
krebs in radiologischen Aufnahmen durch in- wir uns gar nicht ständig sehen. Außerdem gibt
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