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Thema












        WEITERENTWICKLUNG DER TI
       Weg mit den alten Zöpfen







        Der Konnektor ist die vielleicht unbeliebteste Hardware in der deutschen Ärzteschaft. Vielleicht ist sie ihn
        bald los. Denn die gematik hat mit ihrem Konzept für eine neue Telematikinfrastruktur den Abschied vom
        Konnektor eingeläutet.



           r ist der Schlüssel zur Telematikinfra- len die TI-Fachdienste zeit- und ortsunabhän-  jeweiligen Nutzergruppen zuständig. So könn-
           struktur (TI): der Konnektor. Die unauf- gig direkt über das Internet nutzen können –  ten beispielsweise Ärztekammern ihren Mit-
       Efällige Box dient in Praxen, Krankenhäu- egal ob am PC, mit dem Tablet oder Smartpho-  gliedern Zugänge verschaffen. Für Angehörige
        sern, Apotheken, Krankenkassen und weiteren  ne und ohne Umweg über einen Konnektor.  der Heilberufe wie Pflegefachleute, Physiothe-
        Einrichtungen als VPN-Router und kleiner  Durch die neue Flexibilität soll die TI auch  rapeuten oder Hebammen kommt dafür das
        Server zu Telematikanwendungen wie der elek- neuen Berufsgruppen wie Hebammen, Physio-  elektronische Gesundheitsberuferegister in-
        tronischen Patientenakte (ePA), dem Versicher- therapeuten oder dem öffentlichen Gesund-  frage.
        tenstammdatenmanagement, dem elektroni- heitsdienst  verfügbar  gemacht  werden.  Im   Wenn ein Arzt ohne Karte und weitere
        schen Medikationsplan oder der qualifizierten                          Hardware in die TI kommt, kann er zum Bei-
        elektronischen Signatur.                   Von der gematik             spiel Videosprechstunden unkompliziert über
          Eine digitalisierte Gesundheitsversorgung                            sein Smartphone abhalten – unabhängig da-
        wäre ohne den Konnektor nicht denkbar.   zugelassene Identitäts-       von, ob er sich gerade in seiner Praxis, zu Hau-
        Gleichwohl war er in der Vergangenheit Gegen-                          se oder im Ausland aufhält. Seine digitale
        stand zahlreicher Kontroversen – sei es auf-  provider übernehmen die   Identität ist in einer App hinterlegt. Damit
                                                  Authentifizierung.
        grund von Datenschutzbedenken, nicht halt-                             authentifiziert er sich gegenüber dem Anbieter
        barer gesetzlicher Fristen, Schwierigkeiten                            der Videosprechstunde, die Video-App öffnet
        beim Eintakten in gewohnte Abläufe und we-                             sich – und die Sprechstunde kann beginnen.
        gen seiner Anschaffungs- und allen weiteren  Zentrum der neuen TI steht die elektronische  Der Arzt erhält auf diesem Wege auch die Mög-
        Kosten. Nicht zuletzt deshalb ist er für die  Patientenakte (ePA), die alle Patientinnen und  lichkeit, eRezepte auszustellen und per elek-
          gematik, die Nationale Agentur für Digitale  Patienten ab 2025 obligatorisch erhalten, so-  tronischer Signatur zu unterschreiben. Wann
        Medizin, ein Auslaufmodell – zumindest der  fern sie dem Zugriff auf ihre Daten nicht expli-  das so funktionieren wird, ist derzeit noch
        sogenannte Einbox-Konnektor, wie er derzeit  zit widersprechen (Opt-out). Nach einem Ver-  unklar.
        in den Praxen steht. Das liegt vor allem daran,  sichertenstammdatenabgleich  erhalten  die
                                                                               Highspeed-Konnektoren und TI-Gateway
        dass die ursprüngliche Konzeption der TI mitt- Praxen für 90 Tage Zugriff auf die ePA des
        lerweile völlig veraltet ist. Smartphones und  betreffenden Patienten oder der betreffenden  Zwei der wichtigsten Bestandteile der neuen
        Cloud-Dienste, die heute selbstverständlich  Patientin.                Telematikinfrastruktur sind Highspeed-Kon-
        sind, gab es in den Nullerjahren, als die TI ent-  Neben den etablierten Smartcards wie der  nektoren (HSK) und das TI-Gateway. High-
        worfen wurde, noch gar nicht. In einem White-  elektronischen Gesundheitskarte oder dem  speed-Konnektoren  sind  keine  Hardware-
        paper kündigte die gematik im Januar 2021  elektronischen Heilberufsausweis soll es auch  Komponenten, sondern virtuelle Konnektoren,
        deshalb einen Technologiesprung hin zu einer  digitale Identitäten geben. Dabei übernehmen  die auf jedem handelsüblichen Server instal-
        anwenderfreundlicheren Telematikinfrastruk- von der gematik zugelassene Identitätsprovi-  liert werden können. Sie sind wesentlich leis-
        tur 2.0 an. Auch Bundesgesundheitsminister  der die Authentifizierung der Nutzerinnen  tungsstärker als die herkömmlichen Geräte: So
        Karl Lauterbach möchte am liebsten „die Welt  und Nutzer, nicht mehr die Dienste selbst.  soll ein HSK mehrere Hundert Einbox-Konnek-
        der Konnektoren hinter uns lassen“.   Möchte jemand einen Dienst nutzen, loggt er  toren – die Geräte, die in den Praxen stehen –
                                           sich dafür bei einem Identitätsprovider ein.  und mehrere Tausend Kartenterminals ver-   Abb.: Adobestockphoto / SKC/Stocksy
        TI goes mobile                     Dieser fragt die Nutzerdaten ab und leitet sie  walten können. Im Unterschied zu den Ein-

        Doch was heißt das genau? Patientinnen und  an die Anwendung weiter. Für die Provider sind  box-Konnektoren verfügen HSK über ein Hard-
                                   �
        Patienten sowie auch Arztinnen und Arzte sol-  die „identitätsbestätigenden“ Institutionen der  ware-Sicherheitsmodul (HSM), in welchem
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