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Porträt
neuen Job und beginnt, für regionale Medien
zu schreiben.
Ein Anruf von Ulla Schmidt
Im Jahr 2002 bewirbt sich Wendling bei der
RTL-Journalistenschule und macht während
dieser Ausbildung das Erste Juristische Staats-
examen, als ein Anruf von Ulla Schmidt kommt,
die nun Gesundheitsministerin ist. Wendling
wird eine Stelle als Schmidts persönliche Re-
ferentin angeboten. Sie ergreift die Gelegen-
heit und zieht kurzfristig nach Berlin. Von
2004 bis 2009 ist sie im Leitungsstab des Ge-
sundheitsministeriums unter Bundesministe-
rin Ulla Schmidt und später deren Nachfolger
Philipp Rösler tätig. Im Anschluss wechselt sie
zu Telekom Healthcare Solutions, wo sie sechs
Jahre die Politik- und Verbandsvertretung ver-
antwortet.
Erste Berührungspunkte mit dem Thema
Abb.: bvitg E-Health und der Digitalisierung des Gesund-
MELANIE WENDLING heitswesens hat Wendling bereits während
ihrer Arbeit im Bundesgesundheitsministe-
rium. Bei Telekom Healthcare Solutions sind
diese Themen Tagesgeschäft. „Ich habe für
das Unternehmen die Politik- und Verbands-
vertretung gemacht. Das war eine spannende
Zeit“, erinnert sie sich und fährt fort: „Diese
Erkenntnis habe ich auch aus meiner Zeit
beim Bundesgesundheitsministerium mitge-
nommen. Lobbyismus ist wichtig, weil man
Die
ch weiß, dass Lobbyarbeit einen schlechten aufseiten der Politik nicht alles wissen kann.
Es braucht Menschen aus den Unternehmen,
Ruf hat, aber ich sehe Lobbyismus als eine die einem mitteilen, was eine Branche be-
Iwichtige Säule in der demokratischen Mei- wegt.“
nungsbildung an“, sagt Melanie Wendling. Die
gelernte Juristin ist seit August vergangenen Vernetzerin
Jahres die neue Geschäftsführerin des Bundes-
verbandes Gesundheits-IT – bvitg.
Die 1974 geborene gebürtige Kerpenerin
besucht in Köln ein Gymnasium, weil sie bereits
Melanie Wendling ist seit
als junges Mädchen intensiv Klavier spielt und Wenn man in der Politik die Industrieseite
vergangenem Jahr Geschäfts-
in der Schule an ihrem Wohnort kein Musikun- nicht mitdenkt, gerät man immer wieder an
terricht angeboten wird. Bereits während ihrer führerin des Bundesverbandes den Punkt, wo es in der Theorie funktionieren
Gesundheits-IT–bvitg. Ihre
Schulzeit ist Wendling politisch interessiert, müsste, sich in der Praxis aber ein völlig ande-
Karriere startete die Juristin
tritt mit unter 16 Jahren als damals jüngstes res Bild darstellt. Dann kommt es zwangsläu-
als persönliche Referentin der
Mitglied in die SPD ein und engagiert sich aktiv fig immer wieder zu Stillstand, so die Erfah-
in der politischen Arbeit. Als es Zeit wird, sich rung der Netzwerkerin: „Genau da stehen wir
früheren Bundesgesundheitsmi-
für ein Studium zu entscheiden, fällt ihre Wahl bei der Digitalisierung des Gesundheitswe-
nisterin Ulla Schmidt.
auf Jura. Dafür kann sie weiter in Köln bleiben sens.“ Um Gesetze umsetzen zu können, muss
und findet darüber hinaus noch einen interes- ihrer Meinung nach die Industrie stärker an-
santen Nebenjob: Sie wird studentische Hilfs- gehört werden.
kraft für die damalige Bundestagsabgeordne-
Neue Herausforderung beim bvitg
te Ulla Schmidt. Nach dem Umzug des Bundes-
tags nach Berlin benötigt die Studentin einen 2018 ist Wendling bereit, sich einer neuen be-
ruflichen Herausforderung zu stellen und über-
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