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Titelgeschichte
scanwilligen Ärztinnen und Ärzten mühsam werden kann. Auch vom Krankenhaus. Auch, ein neues Digitalgesetz ausformuliert und die
am Leben gehalten wird, sondern ein wichtiger Stichwort OTC-Medikamente, von der Apothe- derzeit dysfunktionale ePA damit auf neue
Teil der ePA. Die Liste ließe sich fortsetzen. ke. Und idealerweise auch im europäischen Füße zu stellen versucht.
Ausland. Bodendieck: „Wir haben einen Pati- Kern einer „ePA made in Germany“ ist bisher
Beispiel Medikationsprozess enten, der seit 20 Jahren mit Polamidon sub- ein umfangreiches Zugriffs- und Rechtema-
Das ganze Thema Medikation taugt aus Sicht stituiert wird. Der geht auf Montage nach Dä- nagement, das die Patientinnen und Patienten
von Bodendieck ohnehin gut, um zu verdeutli- nemark. Was das für ein Aufwand ist. Und das orchestrieren sollen. Das ist prinzipiell nötig
chen, was eine Digitalisierung können muss, ist Europa!“ und den Anforderungen der Datenschützer
die der Versorgung wirklich nutzt. Die Praxis geschuldet. Allein: Bei der praktischen Umset-
Und nutzbar muss es sein
stellt ein eRezept aus. Wie das bei der Apothe- zung drohen Tücken. „Ich saß im gematik-Bei-
ke landet, dafür muss es unterschiedliche We- Die ePA als zentrales, übergeordnetes und zumin- rat und mir wurde das feingranulare Zugriffs-
ge geben: Den Weg über eine App für den digi- dest auf institutioneller Seite weitgehend ver- recht demonstriert.“ In all seiner Trockenheit
tal affinen, selbstständigen Teil der Patienten- pflichtendes Instrument – das ist für Bodendieck spricht dieser Satz Bände. Nicht, dass es für
schaft. Den Weg über die Karte für die, die sich der eine große Erfolgsfaktor für ein digitales Patientinnen und Patienten nicht möglich sein
daran gewöhnt oder kein Smartphone haben. Gesundheitswesen, das diesen Namen verdient. sollte, bei Zugriffen und Zugriffsrechten mit-
Und einen weiteren Weg, der weder App noch Der zweite ist das, was IT-Nerds gern Usability zureden. Wenn das allerdings im Vordergrund
Karte als Transportmedium erfordert und der nennen: Es reicht nicht, eine ePA zu haben, die im steht, und nicht die Bedürfnisse der Patienten-
es beispielsweise erlaubt, Rezepte ins Pflege- Prinzip im Zentrum der Versorgung steht und versorgung, wenn ein System um das Zugriffs-
heim zu schicken, auf die dann auch das dorti- alle relevanten Daten und Dokumente integriert. management herum konzipiert wird und nicht
ge Personal problemlos zugreifen kann. Sie muss auch nutzbar sein – für alle und jeden, um Versorgung und Prozesseffizienz, dann
Wird das Rezept eingelöst, landet die Infor- nicht nur für Menschen, deren Lebensinhalt dar- sind die Probleme vorprogrammiert.
mation über neue oder erneute Medikamente in besteht, Software zu bedienen. Dass die Prioritäten etwas anders gesetzt
direkt im Medikationsplan der ePA – und steht Dass das bei vernetzten Anwendungen wie werden müssen, wenn das digitale Gesund-
dort für Arzneimitteltherapiesicherheits- der ePA mit Datenschutz zu tun hat, ist klar. heitswesen endlich auch in Deutschland erleb-
(AMTS)-Checks zur Verfügung. Ohne dass ir- Andererseits: Wenn eine Anwendung in Folge bar werden soll, wird zumindest immer mehr
gendjemand einen BMP erst händisch aktuali- von vielleicht falsch verstandenem Daten- Akteuren klar. Ob diese Erkenntnis ausreicht,
sieren muss, um dann den AMTS-Check vor Ort schutz so kompliziert zu bedienen wird, dass um die anstehende Neuausrichtung der Digi-
in der Praxis-IT durchführen zu können, und sie nicht mehr alltagstauglich ist, dann kann talpolitik zum Erfolg zu führen, werden die
nur dort. Das Ganze muss, Stichwort Standards, man auch gleich beim Papier bleiben. Boden- nächsten Monate zeigen. Viele zweifeln dran
so gestaltet sein, dass es von den IT-Systemen dieck sieht die Gefahr, dass genau das passieren – auch Bodendieck, dem eine Sache ganz wich-
aller beteiligten Einrichtungen gelesen und könnte, wenn die Ampelkoalition im Gefolge tig ist: „Es sind nicht die Ärzte, die bremsen.“<
– transparent und nachvollziehbar – geändert der Digitalstrategie im Laufe des Jahres 2023 $ PHILIPP GRÄTZEL
INFO DER WEG ZU EINER NEUEN DIGITALSTRATEGIE
DIGITALPOLITIK. Bei Redaktionsschluss war die Neuausrichtung der Digital- se auf Teufel komm raus zu eliminieren. Vielmehr müsse es primär um die
politik durch die Ampelkoalition noch in vollem Gange. Ein Ende 2022 vorge- Perspektive der Patientinnen und Patienten einerseits und der Leistungser-
legtes Eckpunktepapier für eine neue Digitalstrategie betont zumindest sehr bringer andererseits gehen: „Transformation von Versorgungsprozessen er-
deutlich, dass es künftig das Ziel sein soll, die Versorgung besser und effizi- folgt […] durch diejenigen Akteure, die […] unmittelbar betroffen sind.“
enter zu machen: „Die Digitalisierung in der Gesundheits- und Pflegeversor- Der Gedanke, die ePA – und nicht viele Einzelanwendungen – ins Zentrum
gung werden wir so gestalten, dass digitale Anwendungen bzw. Versor- der Digitalisierung zu stellen, findet sich ebenfalls in den Eckpunkten wieder.
gungsansätze dazu beitragen, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Die Rede ist von einer Weiterentwicklung der ePA hin zu einer „Plattformlö-
Menschen sowie die Arbeitsbedingungen für Gesundheitsberufe spürbar zu sung, auf der weitestgehend strukturierte Daten zusammenfließen und für
verbessern, die Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen zu erhöhen und die Mehrwertdienste genutzt werden können“. Das Dokument geht dann sport-
Souveränität der Bürgerinnen und Bürger […] zu steigern“, lautet ein zentra- lich weiter: Bereits bis 2025 sollen 80 Prozent aller gesetzlich Versicherten
ler Satz. Die neue Digitalstrategie soll allen Orientierung geben sowie stän- über eine ePA verfügen. Alle „relevanten Akteure“ sollen an die Telematikin-
dig weiterentwickelt und fortgeschrieben werden. Das Eckpunktepapier frastruktur angebunden, das eRezept soll Standard sein. Digitale Gesund-
nennt dafür drei zentrale Handlungsfelder: heits- und Pflegeanwendungen (DiGA und DiPA) sollen nicht mehr als digita-
Sektoren- und professionsübergreifende Versorgungsprozesse le Inseln vor sich hin existieren, sondern Teil eines „interoperablen, digital
Datennutzung für eine bessere Versorgung und Forschung unterstützten Gesundheits- und Pflegewesens“ sein. Damit das alles klappt,
Nutzenorientierte Technologien und Anwendungen will die Politik auch an die politischen Strukturen rangehen: Es soll eine digi-
tale Gesundheitsagentur als „verantwortliche Stelle für digitale Anwendun-
In Sachen Versorgungsprozesse darf es nicht lediglich um die „Elektrifizie- gen im deutschen Gesundheits- und Pflegewesen“ ins Leben gerufen wer-
rung“ analoger Prozesse gehen – und genauso wenig darum, analoge Prozes- den. Fortsetzung folgt.<
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