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Thema
INTERVIEW EINE PARTNERSCHAFTLICHE BEZIEHUNG ZU DEN HERSTELLERN
Dr. Susanne Hampel ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in Berlin. Im Interview berichtet sie, warum sie sich
für einen Wechsel ihrer Praxissoftware entschieden hat.
Î Warum haben Sie sich entschlossen, Ihre Praxissoftware zu wechseln? aber deutlich teurer ist. Toll ist auch, dass nun meine Abb.: privat
Ein Grund für den Entschluss, die Software zu wechseln, war, dass die Preise Praxisstandorte in Berlin Mitte und Köpenick mitein- DR. SUSANNE HAMPEL
Fachärztin für Gynäkolo-
bei meinem alten Anbieter drastisch gestiegen sind. Er hat sich im Laufe der ander vernetzt sind. So kann ich standortunabhängig gie und Geburtshilfe
letzten Jahre vergrößert und kleinere Unternehmen hinzugekauft. In der Fol- arbeiten.
ge wurden dann die Preise für die Leistungen immer höher.
Î Planen Sie weitere Anwendungen in Sachen Digitalisierung?
Î Gab es weitere Gründe für Ihren Wechsel? Ja, ich plane die Einführung von Videosprechstunden, weil viele Patientinnen
Ja, die Betreuung war nicht zufriedenstellend. An die Betreuung ist man aber ihre Befunde darüber besprechen wollen. Es ist von meiner Seite auch ein
angebunden, weil man die Software dieses bestimmten Unternehmens Service und ein Entgegenkommen den Frauen gegenüber, die Befundauswer-
nutzt. Wenn ich ein Problem mit der Technik hatte und bei der Servicestelle tung online zu machen. An der Digitalisierung führt kein Weg vorbei, wenn
angerufen habe, wurde beispielsweise immer erst einmal gefragt, ob ich den man Service bieten will.
Rechner schon an- und ausgeschaltet habe. Das ist doch das Erste, was man
macht! Ärgerlich ist auch, wenn etwa zehn Minuten kostenfreie Beratung im Î Wie lange hat es von den ersten Gesprächen mit dem neuen Anbieter
Software-Paket inkludiert sind, diese zehn Minuten aber eben mit der Frage bis zur finalen Wechsel-Entscheidung gedauert?
verschwendet werden, ob ich einen Neustart versucht und alle Kabelan- Drei Monate.
schlüsse kontrolliert habe. Bei mir blieb das Gefühl, dass da Methode dahin-
tersteckt. Diese und andere Vorfälle haben dazu geführt, dass ich mich oft Î Wie haben Sie Ihr Team auf den Praxissoftware-Wechsel vorbereitet?
nicht ernst genommen gefühlt habe, wenn ich bei der IT-Unterstützung ange- Waren Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleich mit an Bord?
rufen habe. Ich wünsche mir aber einen Umgang auf Augenhöhe. Als dann Ich hatte Glück. Damals haben eine MFA und eine Auszubildende für mich
neue Verträge kamen und die darin enthaltenen Preise extrem gestiegen wa- gearbeitet. Letztere hatte umgeschult und war zuvor als Grafikdesignerin
ren, habe ich mich entschlossen, auf die Suche nach einem anderen Praxis- tätig. Darum arbeitete sie gerne mit dem Computer, hat sich für den Um-
software-Anbieter zu gehen. gang mit der neuen Technik interessiert und ich musste keine Überzeu-
gungsarbeit leisten. Meine MFA hat überzeugt, dass wir nach der Umstel-
Î Nach welchen Kriterien haben Sie Ihren neuen Anbieter ausgesucht? lung quasi alle Anwendungen aus einer Hand hatten. Was uns auch über-
Das erste Kriterium war, dass der neue Anbieter unabhängig vom vorherigen zeugt hat, war, wie einfach das Order-Entry-Verfahren ist. Wir mussten uns
sein musste. Damals stand in meinen Praxen – ich habe zwei an unterschied- dann in der Folge mit dem Labor kurzschließen und den Praxissoft-
lichen Standorten in Berlin – eine Umstellung auf Windows 10 an. Außerdem ware-Wechsel besprechen, weil wir auch hier von der Zettelwirtschaft weg-
wollte ich meine Ultraschallbilder nur noch digital speichern. Kurz gesagt: Ich kommen wollten.
wollte zusammen mit dem Praxissoftware-Wechsel auch gleich in die Moder-
nisierung investieren und die bessere Vernetzung meiner Praxen vorantrei- Î Im Kollegenkreis tauscht man sich auch aus. Welche Erfahrungen ha-
ben. Über den Hersteller meiner Ultraschallgeräte bin ich dann auf den neu- ben Ihre Kolleginnen und Kollegen gemacht?
en Anbieter aufmerksam gemacht worden. Ich habe Kontakt aufgenommen Ich hatte eine Kollegin, die ebenfalls in der Frauenheilkunde tätig ist. Sie
und mit einem Mitarbeiter meinen Wechselwunsch besprochen. wollte auch ihren Praxissoftware-Anbieter wechseln und hat sich für eine
kleinere Firma entschieden. Das Unternehmen hatte eigentlich nur ein Haus-
Î Die künftige Praxissoftware sollte Sie also auch in Sachen Digitalisie- arztprogramm. Ihr wurde aber versprochen, dass das Programm für Frauen-
rung und stärkere Vernetzung unterstützen. Gab es noch andere Anforde- ärzte erweitert wird. Das ist nach zwei Jahren immer noch nicht passiert und
rungen, die Sie an die Software hatten? so sucht sie jetzt schon wieder nach einem neuen Anbieter. Meiner Erfah-
Wichtig war für mich auch, dass man die Software Schritt für Schritt erwei- rung nach sind kleinere Unternehmen oft nicht gut genug aufgestellt, um
tern und an künftige Anforderungen anpassen kann. den unterschiedlichen Anforderungen, die Ärztinnen und Ärzte verschiede-
ner Fachrichtungen haben, gerecht zu werden.
Î Wie ist der Wechsel vonstattengegangen?
Ein Vertreter des neuen Anbieters hat mich besucht und mir die aktuellen Î Gibt es grundsätzliche Probleme, die Sie bei der Praxissoftware
Möglichkeiten sowie kommende Optionen vorgestellt. Wenn man umstellt, sehen?
nimmt man ja in der Regel nicht sofort das ganze Paket, aber es ist wichtig, Ich glaube, dass die von der Politik beschlossene Digitalisierung für uns Ärz-
die Software erweitern zu können. tinnen und Ärzte oft nicht einfach und verständlich in einer Praxissoftware
umsetzbar ist. Ich kann aber nicht noch nebenbei ein Informatikstudium ab-
Î Was hat dann den Ausschlag für den neuen Anbieter gegeben? solvieren, um zu verstehen, was von mir gefordert wird. Darum ist es so
Das war einmal der integrierte Terminplaner. Damit können sich Patienten wichtig, dass wir Ärztinnen und Ärzte mit den Herstellern der Praxissoftware
ihren Termin online buchen. Ich war zuvor bei einem externen Anbieter, der konstruktiv zusammenarbeiten.<
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