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Thema
SYMPTOMCHECKER
Hausarzt to go
Eine neue Generation von Diagnosetools erobert die App-Stores. Ausgestattet mit künstlicher Intelligenz und
riesigen Datenschätzen wollen mobile Anwendungen Patienten im Vorfeld des Arztbesuchs und bald auch Ärzte
bei der Differenzialdiagnose unterstützen.
er nicht mit der Zeit geht, geht mit des Berliner Unternehmens Ada Health, ste- vorzustellen: Ada hat nach eigenen Angaben
der Zeit. An Digitalisierung und cken zum Beispiel sieben Jahre Entwicklungs- 7 Millionen Nutzer in über 130 Ländern und
W künstlicher Intelligenz kommt in zeit. Warum das so lange dauert? Die Entwick- bereits über 10 Millionen Symptomanalysen
den nächsten Jahren kein Arzt mehr vorbei. ler müssen einen Algorithmus programmieren durchgeführt.
Die Mediziner sollten sich schon einmal darauf und eine riesige medizinische Datenbank auf-
Einfach und schnell
einstellen, dass Patienten künftig nicht mehr bauen. In der Regel durchforstet ein Stab von
unvorbereitet oder mit dem Halbwissen von festangestellten Ärzten die evidenzbasierte Die Bedienung von Ada ist denkbar einfach.
Dr. Google in ihrer Praxis aufschlagen. Sie be- Literatur nach Informationen über Gesund- Der Nutzer legt zunächst ein Profil an, in dem
reiten sich mit einem sogenannten Symptom- heitszustände, Symptome, Risikofaktoren und er Angaben zu Alter und Geschlecht sowie Grö-
checker auf das persönliche oder audiovisuel- vieles mehr. Diese Informationen werden in die ße und Gewicht hinterlegt. Auch die aktuell
le Arztgespräch vor. Vom Arzt erwarten sie Datenbank eingepflegt. Mit der so geschaffenen oder regelmäßig eingenommenen Medikamen-
eine schnelle und treffsichere Diagnose – auch te oder bekannte Allergien kann er eintragen.
KI-basierte
unter Verwendung professioneller Diagnose- Zum Nutzerprofil gehören außerdem Angaben
tools. über das Rauchverhalten, Bluthochdruck oder
Symptomchecker
Symptomchecker gibt es schon seit einigen eine Diabetes-Erkrankung. Der Chat startet
Jahren – Software, die mit den Patienten chat- lernen wie ein Arzt mit einer Begrüßung durch Ada. Nachdem der
tet, um eine Vordiagnose zu erstellen. Nach Nutzer seine Beschwerden eingegeben hat,
ständig hinzu.
dem Vorbild der professionellen klinischen wird ein Dialog in Gang gesetzt, in dem Ada
Unterstützungssysteme für Ärzte arbeiten die Schritt für Schritt den Dingen auf den Grund
für Patienten entwickelten Apps mit künstli- geht. Kopfschmerzen – Schmerzen im Kopf oder
cher Intelligenz. Die ersten Anwendungen Basis an medizinischem Wissen trainieren die hinter dem Auge? Wie lange schon? Wo genau?
konnten noch nicht wirklich überzeugen. Bei Entwickler ihre App. Täglich kommt neues Pochend? Stark? Weitere Beschwerden? Am
einem 2015 im British Medical Journal (BMJ) Wissen hinzu, der Algorithmus lernt nie aus. Ende des Dialogs präsentiert Ada das Ergebnis.
veröffentlichten Test mit 23 englischsprachi- Hinzu kommt die Rückmeldung der Patienten. Im Falle der „Schmerzen im Kopf" könnte sich
gen Programmen trafen die Symptomchecker Traf die Vordiagnose zu? In vielen Fällen listet Ada für eine „virale Sinusitis“ entscheiden. Ada
nur in 34 Prozent aller Fälle ins Schwarze. Im- die App mehrere infrage kommende Krank- blendet dann den folgenden Hinweis ein: „Per-
merhin verbesserte sich die Trefferquote ein heitsursachen auf, sortiert nach berechneter sonen mit ähnlichen Symptomen können sich
Jahr später auf 51 Prozent, wie eine ähnliche Wahrscheinlichkeit. Der Chef des Unterneh- normalerweise selbst behandeln, du kannst
Studie in JAMA Internal Medicine zeigte. mens Infermedica, ein weiterer Anbieter von dich aber auch in der Apotheke beraten lassen.
Symptomcheckern, schätzt, dass seine Ärzte Wenn die Symptome länger anhalten als er-
Lange Entwicklungsdauer bereits über 18 000 Stunden für diese Arbeit wartet, schlimmer werden oder neue hinzu-
Inzwischen hat sich eine neue Generation von aufgewendet haben. kommen, solltest du einen Arzt aufsuchen.“
Symptomcheckern etabliert, die von den Fort- Ada ging 2016 mit einer englischsprachigen Nicht immer ist das Ergebnis eindeutig.
schritten auf dem Gebiet der künstlichen In- Version an den Start. Im Jahr darauf folgte die Dann listet das Programm mehrere Vorschläge
telligenz in den vergangenen Jahren profitiert. deutsche. Rund 40 Ärzte und medizinische auf, jeweils versehen mit der berechneten
Jahrelange Vorarbeiten sind nötig, um ein Sys- Redakteure füttern den Algorithmus fortlau- Wahrscheinlichkeit, mit der diese Vordiagnose
Abb.: Wikipedia
tem zu entwickeln, das in wenigen Minuten fend mit den neuesten medizinischen Infor- zutrifft. Im Fall der „Kopfschmerzen hinter dem
eine korrekte Vordiagnose liefern soll. In Ada, mationen und den freiwilligen Rückmeldungen Auge“ könnte Ada beispielsweise zu zwei Er-
einem der weltweit besten Symptomchecker der Benutzer. Um sich einmal die Dimensionen gebnissen kommen:
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