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Alle Abb.: Dr. L. Lily Rosenthal Porträt
HOBBY: Dr. Rosenthal ist eine leidenschaftliche Pilotin. BERUF: Die erfahrene Kinderherzchirurgin arbeitet auch ehrenamtlich.
nur Menschen – und Ärzte sind keine Götter in So entschloss sie sich zu reisen und zum Medi- sität München. Rosenthal: „Die Welt der Kin-
Weiß. Man kann nur sein Bestes geben“, sagt zinstudium nach Deutschland zu gehen. Gleich derherzchirurgie ist klein. Man kennt sich un-
Rosenthal. Dennoch sei sie immer wieder per- zu Beginn ihres Studiums an der Humboldt-Uni- tereinander und ich bin hier gut angekommen.“
sönlich betroffen, wenn sie einem Kind nicht versität zu Berlin wusste sie, dass sie Kinder- Es gibt weltweit nicht viele von ihnen und Ro-
helfen könne, denn so etwas lasse sich nicht herzchirurgin werden wollte. Nachdem sie am senthal ist eine der wenigen Frauen. Es erfor-
einfach so abschütteln. Deutschen Herzzentrum Berlin ihren Facharzt derte viel Durchsetzungsvermögen, sich zu
Wenn die Chirurgin eine Pause braucht, geht absolviert hatte, arbeitete sie von 2008 bis behaupten. Die Ärztin schaffte es jedoch immer,
sie in die Luft. „Ich bin Mitglied im Sportflug 2009 wieder in den USA, am Children‘s Hospi- mit herausragenden Leistungen und viel Diszi-
der DLR“, erzählt Rosenthal. Wortwörtlich über tal in Boston. Zwischen 2011 und 2014 war sie plin zu glänzen. Ihre Ausbilder erkannten ihr
den Dingen zu stehen, hilft auch, emotionalen im österreichischen Linz tätig, bis sie schließ- Talent und förderten sie. Das will sie weiterge-
Abstand zu gewinnen. Den braucht sie, um spä- lich 2014 nach München an die Klinik der LMU ben. Neben dem Ausbildungsprogramm für
ter im Operationssaal wieder alles geben zu wechselte. ausländische Kollegen betreut sie viele Dokto-
können. Ursprünglich wollte sie Pilotin wer- Inzwischen ist Deutschland ihre zweite Hei- randen an der LMU. Rosenthal sorgt somit auch
den. Da sie als Kind mit ihren Eltern in die USA mat. Sie hat einen deutschen Partner und ar- in Deutschland dafür, dass die kleine Commu-
eingewandert war, bewarb sie sich bei der U.S. beitet als Oberärztin in der Herzchirurgie und nity der Kinderherzchirurgen weiter wächst.<
Air Force. Sie hatte dafür sogar schon den Flug- Kinderherzchirurgie am Klinikum der Univer- $ MIRIAM MIRZA
schein gemacht. Aber sie wurde abgelehnt, weil
ihre Körperlänge nicht den Vorgaben ent-
INFO DR. PRO BONO
sprach. „Anstatt als Kampfpilotin Angriffe auf
feindliche Ziele zu fliegen und dabei möglicher-
weise auch ein Leben zu nehmen, rette ich nun EHRENAMT. Die Stiftung Gesundheit zeichnet Ärzte, die sich mit ihrer ärztlichen Fachexpertise eh-
Leben“, so die Medizinerin zufrieden. Sie bereut renamtlich engagieren, mit dem Siegel „Dr. Pro Bono“ aus. Voraussetzung ist, dass der persönli-
ihre Entscheidung für das Leben nicht. Was hat che Einsatz ärztlicher Fachkunde zugunsten von Menschen mit Bedarf an Unterstützung, Förde-
ihr Hobby mit ihrem Beruf gemeinsam? „Beides rung oder Information erfolgt und das mit dem Ziel, Vorbeugung, Linderung oder Heilungschan-
verlangt viel Disziplin, man muss immer auf cen in physischer, psychischer oder sozialer Gesundheit zu verbessern oder zu erleichtern.
dem Laufenden bleiben und man darf keine Die Stiftung Gesundheit ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich für mehr Transparenz im Ge-
sundheitswesen einsetzt. Sie hilft Verbrauchern, sich in diesem oft unübersichtlichen Feld zu ori-
Fehler machen. Diese Herausforderungen fas-
entieren. Dazu bietet die Stiftung Gesundheit die kostenfreie Arztsuche „Arzt-Auskunft“, zertifi-
zinieren mich an beiden Bereichen!“
ziert verlässliche Informationsquellen und verleiht jährlich den Publizistik-Preis für herausragen-
Schon zu Schulzeiten in den USA hat sie al-
den Medizinjournalismus.< C STIFTUNG-GESUNDHEIT.DE/DRPROBONO
les, was sie über Deutschland lernte, angezo-
gen: „Ich liebe Deutschland und die Deutschen.“
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