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Thema




        Malariaprophylaxe“, umreißt DrEd-CEO David  fern für die Videosprechstunde, die nur bei  ein indikationsbasiertes Vorgehen beim Thema
        Meinertz das Angebotsspektrum. Insgesamt  Bestandspatienten genutzt werden können,  Erstattung. So könnten Fernbehandlungen
        nehme die Zahl „online-geeigneter“ Indikatio-  kaum abgerechnet werden. Im Jahr 2017 wur-  beziehungsweise Videosprechstunden bei
        nen zu, so Meinertz, je mehr Informationen die  den die sogenannte Beratungspauschale (EBM  manchen Indikationen eine ganz normale
        Patienten an den telemedizinischen Arzt über-  01439 zu 9,38 €) für Verlaufskontrollen bei  Quartalspauschale auslösen, während bei an-
        mitteln. So wurden bei DrEd unter anderem  Patienten, die in einem der beiden Vorquarta-  deren Indikationen und insbesondere im Be-
        Urintests und Abstriche zur besseren Diagno-  le in der Praxis waren, und die Technikpau-  reich der Folgeuntersuchungen andere Regeln
        se urogenitaler Erkrankungen eingeführt. Fo-  schale (EBM 01450 zu 4,26 €) für Patienten mit  gelten. Noch mal völlig anders sieht die Situa-
        tos von Hautbefunden gehören zum täglichen  Arztkontakt im selben Quartal in ganz  tion bei Videosprechstunden-Szenarien aus,
        Arbeitsmaterial der Londoner Tele-Ärzte.  Deutschland keine einhundert Mal geltend ge-  bei denen die Sektoren überschritten werden:
           Auch im Rahmen des Baden-Württemberger  macht. Schulwitz zufolge hat diese niedrige  „Wir haben mittlerweile einige Projekte, bei
        Modellprojekts von DrEd, das noch 2018 star-  Zahl aber mit der tatsächlichen Nutzung wenig  denen Krankenhäuser die Fachexpertise nie-
        ten soll, wird ein breites Spektrum telemedi-  zu tun: „Im GKV-Bereich wird maximal ein Pro-  dergelassener Ärzte per Videosprechstunde
        zinischer Beratungen und Behandlungen ab-  zent der tatsächlich über Patientus durchge-  einbinden, um die Notaufnahmen zu entlasten.
        gedeckt. Im Einklang mit den Anforderungen                             Das sind dann eher Triagesituationen, bei de-
        für die Modellprojekte in Baden-Württemberg                            nen ambulanter und stationärer Sektor ver-
                                                    Vor einem Jahr
        ist der Antragsteller ein in dem Bundesland                            schmelzen. Auch für solche telemedizinischen
        praktizierender Arzt. Dieser stellt für das Mo-  noch nicht für        Triagesituationen bedarf es separater Abrech-
        dellprojekt ein Team aus baden-württember-                             nungsziffern oder die Bestätigung, dass beste-
                                                   möglich gehalten
        gischen Ärzten zusammen, die für die Fernbe-                           hende Ziffern auch bei telemedizinscher An-
        handlung dann die DrEd-Plattform nutzen,                               wendung angewendet werden können.“
        ähnlich wie das bei den Projekten der  TeleClinic                         Gerade dieses Beispiel zeigt, dass die Fern-
        praktiziert wird.                                                      behandlung für niedergelassene Ärzte kein
           „Technisch sind wir im Moment noch in der  führten Videosprechstunden auch abgerech-  Schreckgespenst sein muss, sondern im Gegen-
        Umsetzung. Anfragen, die aus einem Bundes-  net. Nur ein verschwindend geringer Anteil  teil viele Spielräume eröffnen kann, die es bis-
        land kommen, werden nur an Ärzte aus dem  unserer Ärzte macht sich die Mühe, die Ziffern  her so nicht gab. Das gilt nicht zuletzt bei der
        jeweiligen Bundesland durchgestellt“, so Mei-  überhaupt einzugeben.“  Versorgung von Patienten in Alten- und Pfle-
        nertz. Er betont, dass er die derzeitigen Ent-  Vor diesem Hintergrund sowie angesichts  geheimen, wie die Berliner Internistin Dr. Irm-
        wicklungen bei der Fernbehandlung im deut-  der Tatsache, dass telemedizinische Erstkon-  gard Landgraf betonte: „Ältere und hochbe-
        schen Gesundheitswesen noch vor einem Jahr  takte jetzt Bestandteil der Versorgung werden,  tagte Menschen mit Pflegebedarf können oft
        für undenkbar gehalten hatte. Auch Nicolas  ist Schulwitz der Auffassung, dass die Selbst-  nur mit großem Aufwand in die Arztpraxis
        Schulwitz, Gründer und Geschäftsführer des  verwaltung an das Thema Abrechnung der  gebracht werden. Diese Patienten profitieren
        mittlerweile zu jameda gehörenden Video-  Fernbehandlung noch einmal grundsätzlich  stark, wenn sie online ärztlich betreut werden
        sprechstunden-Anbieters Patientus, sieht das  herangehen muss. Denkbar ist aus seiner Sicht  können.“<    $ PHILIPP GRÄTZEL
        Thema Fernbehandlung in Deutschland an
        einem Wendepunkt: „Wir gehen nicht davon
                                              SO MACHT ES MEDATIXX
        aus, dass in zwei Jahren jeder Arzt Videosprech-                           Q

        stunden anbieten wird. Aber wir denken schon,
        dass die Zahl der Ärzte mit solchen Angeboten   FERNBEHANDLUNG medatixx wird im Verlauf des Jahres 2019 mit x.onvid eine Online-Video-
        stark steigen wird. Wir verzeichnen ganz klar   sprechstunden-Lösung anbieten, die direkt in die Praxissoftwaresysteme von medatixx integriert
        eine steigende Nachfrage von einzelnen nieder-  ist. Im ersten Schritt wird in die Funktionsleiste der Praxissoftware ein Button eingefügt, über den
        gelassenen Ärzten und auch von Institutionen.“  direkt der Browser der Videosprechstunde geöffnet werden kann. E-Mail-Adresse und Passwort
           Anders als Plattformen wie TeleClinic oder   des Arztes können hinterlegt werden, sodass letztlich nur zwei Klicks nötig sind, um mit der Vi-
        DrEd setzen die meisten Videosprechstun-  deosprechstunde zu starten.
        den-Anbieter auf den direkten Kontakt zwi-  Termine für die Videosprechstunde werden als entsprechend markierte Patiententermine in
        schen Arzt und Patient ohne zwischengeschal-  der Kalenderfunktion der medatixx-Systeme eingetragen. Während der Videosprechstunde doku-
        tete Vermittlerinstanz. Videosprechstunden   mentiert der Arzt wie gewohnt in der Praxis-IT. Am Ende trägt er bei GKV-Patienten die entspre-
        können oft über die Homepage der Ärzte ge-  chende EBM-Ziffer ein – 01439 für die für Verlaufskontrollen gedachte Beratungspauschale, 01450
        bucht werden, und sie erscheinen im Fall von   für die Technikpauschale bei Patienten mit Arztkontakt im selben Quartal.
        Patientus auf Wunsch auch im elektronischen   Befindet sich die Arztpraxis in einem Bundesland, in dem die Landesärztekammer die Berufs-
        Arztverzeichnis von jameda. Zunehmend gibt   ordnung bereits im Sinne des Ärztetagsbeschlusses von Erfurt vom Mai 2018 geändert hat, kann
        es Bestrebungen, Videosprechstunden-Funk-  der Arzt auch bei Patienten, die zuvor noch nicht in der Praxis waren, Videosprechstunden als tele-
        tionen mit der Praxis-IT zu verzahnen, um die   medizinischen Erstkontakt anbieten – vorläufig allerdings nur gegen Privatliquidation. In diesem
        Nutzung für die Ärzte komfortabler zu machen.   Fall legt der Arzt oder Praxismitarbeiter den Patienten ganz normal im Vorfeld des Patientenkon-
           Fernbehandlungsskeptiker verweisen gern   takts in der Praxis-IT an.<
        darauf, dass die beiden existierenden EBM-Zif-

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