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Porträt

                                                                                                                                                                    Abb.: @Tom Peschel / Dr. Carsten Brinkmann

Erfolgsentscheidend: Die Praxismitarbeiterinnen  Entspannt: Die ruhige Lage auf dem Land    Motiviert: Der Chef spendiert acht Wochen Urlaub.

die Kürzung der Regelleistungsvolumi-            ist deshalb auch stark von Outdoor-Ak-     zeit implodiert. Kollegen verschenken
na im Jahr 2010 mit sich brachte, auszu-         tivitäten geprägt: Paddeln, Bergwan-       schon heute ihr Lebenswerk, weil sich
gleichen.“ Tag für Tag pendelte er mehr-         dern, Skifahren oder der Besuch eines      niemand findet, der ihnen ihre Praxis
mals zwischen den Praxen hin und her.            Klettergartens.“ Ob sie das Angebot        abkaufen möchte. Und diese Entwick-
„Nachdem ich dann auch noch die Pra-             annehmen oder nicht, bleibt natürlich      lung wird sich aufgrund des hohen Al-
xis in Wiesmoor übernommen hatte,                den Frauen überlassen. An Urlaub man-      tersdurchschnitts der Ärzteschaft noch
konnte ich Bingum aber nicht mehr                gelt es Brinkmanns Angestellten jeden-     weiter verstärken. Wir brauchen also
weiterführen. Die Patienten dort waren           falls nicht. Sie verdienen bei ihm zwar    sogar Konglomerate.“ In Moormerland
sehr speziell. Sie wollen ihren Arzt im-         nicht mehr Geld als bei anderen Ärzten,    etwa gibt es heute noch sechs Praxen,
mer zwischen 9 und 11 Uhr vor Ort                haben aber acht Wochen Urlaub im Jahr.     von denen in den kommenden Jahren
wissen. Das war organisatorisch einfach          Wie man mehrere Praxen gleichzeitig        einige schließen werden. „Warum also
nicht möglich für mich.“                         führt, weiß Brinkmann mittlerweile.        nicht statt derzeit sechs Praxen künftig
                                                 Doch die Idee, die aus einer wirtschaft-   zwei große Praxen mit mehreren Ärz-
    Der Landarzt ist ein Schaf fer,              lichen Notwendigkeit heraus geboren        ten führen? Man muss die Kollegen dort
Work-Life-Balance – ein Anliegen, das            wurde, lässt den agilen Allgemeinme-       abholen, wo sie stehen. Und der Trend
viele seiner jüngeren Kollegen umtreibt          diziner nun nicht mehr los. „Die Mehr-     geht nun einmal hin zur Teilzeit. Aus-
– ist sein Ding nicht. Morgens zwischen          heit der jüngeren Kollegen will in Teil-   reichend Patienten und der notwendige
halb fünf und fünf steht er auf und geht         zeit arbeiten, was auch an der Femini-     Umsatz wären ebenfalls vorhanden.“
erst einmal aufs Laufband, bevor er sich         sierung der Medizin liegt“, stellt Brink-
mit seinem Fahrrad von Leer in die 30            mann fest. „Warum also nicht größere           Brinkmann jedenfalls will solche
Kilometer entfernte Praxis macht, wo             Konglomerate von Kollegen bilden, die      Gemeinschaftspraxen auf bauen. Erste
er dann schließlich zwischen 7 und 8             sich eine Praxis teilen? Zumal der         Gespräche mit Kollegen, die sich verän-
Uhr ankommt. Hier wartet seine Le-               Markt insbesondere auf dem Land der-       dern wollen, hat er bereits geführt.
bensgefährtin auf ihn. „Sie schaut nach
der Praxis und nach den MFAs, wenn                                                                                                            Gerda Kneifel
ich beispielsweise Patienten besuche
oder in der anderen Praxis bin.“                  Formen der gemeinschaftlichen ärztlichen Berufsausübung

    Seine Mitarbeiterinnen hält Brink-           Die Zahl der Gemeinschaftspraxen in Deutschland ist in der Vergangenheit deutlich gestiegen.
mann für einen entscheidenden Erfolgs-           Das liegt unter anderem daran, dass der Gesetzgeber mehr Möglichkeiten der Kooperation geschaf-
faktor seiner Praxen. „Sie sind mindes-          fen hat. Lange Zeit waren gesellschaftliche Zusammenschlüsse niedergelassener Ärzte nur in Form
tens so entscheidend wie der Arzt, wenn          von Gemeinschaftspraxen beziehungsweise Praxisgemeinschaften oder Apparategemeinschaften
nicht gar entscheidender“, ist sich der          möglich. Im Jahr 1995 schließlich kam die Partnerschaftsgesellschaft hinzu. Sie kann entweder
53-Jährige sicher. Also achtet er sehr           als Berufsausübungsgemeinschaft in Form einer Partnerschaft unter Ärzten oder als medizinische
genau darauf, wen er einstellt. „Es sind         Kooperationsgemeinschaft mit Angehörigen anderer Heil-/Hilfsberufe ausgeübt werden.
allesamt Frauen, die sich für den Korps-
geist begeistern, den ich in unserem             „Zusammenarbeit kennt viele Formen“, Allgemeinarzt-online:
Team schaffe. Es gibt regelmäßig
­Meetings und ich gehe mit meinen Mit-                 http://www.allgemeinarzt-online.de/a/1582435
arbeiterinnen sehr oft essen. Oder ich
biete ihnen einen gemeinsamen Urlaub             Partnerschaftsgesellschaft, Ärztliche Kooperationsgemeinschaft, Landesärztekammer Baden-Württemberg:
an. Ich halte das gruppendynamisch für
sehr sinnvoll, da man in einem anderen                 https://www.aerztekammer-bw.de/10aerzte/40merkblaetter/10merkblaetter/partnerschaftsgesellschaft.pdf
Kontext als der Arbeit oft Fähigkeiten
zeigt, die im Arbeitszusammenhang                Vertragsärztliche Kooperationsformen, Kassenärztliche Vereinigung Sachsen:
nicht zur Geltung kommen. Der Urlaub
                                                       www.kvs-sachsen.de/mitglieder/arbeiten-als-arzt/kooperationsformen/

                                                 „Gemeinschaftliche Berufsausübung“, KV Rheinland-Pfalz:

                                                       http://www.mit-sicherheit-gut-behandelt.de/aenderungen-praxisbetrieb/gemeinschaftliche-berufsausuebung.html

                                                                                            x.press 16.3 19
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