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Porträt
Pendelt zwischen Praxen: Der seine beiden Kinder gingen damals im
benachbarten Leer zur Schule. „Auf dem
Dr. Carsten Brinkmann Land fehlt einem nichts im Vergleich zur
Stadt. Dort ist das Leben wesentlich
Sechzehn Jahre lang war Carsten günstiger und entspannter. Und man
Brinkmann bei der Bundeswehr. muss auf nichts verzichten, immerhin
Dann machte er eine Praxis auf. ist man ja nicht aus der Welt. Wer in die
Auch wenn es nicht so klingen mag, aber Stadt will, ist von uns aus in einer halben
dieser Karriereweg ist absolut schlüssig. Stunde in Oldenburg oder in etwa einer
Brinkmann ist zum Militär gegangen, Stunde in Osnabrück.“
weil er Medizin studieren wollte – und
zwar, ohne viele Jahre auf einen Studi- Einfach war der Anfang jedoch nicht.
enplatz warten zu müssen. „Bei der Bun- Als er die Praxis kaufte, „zählte sie rund
deswehr habe ich einen schönen Studi- 700 Scheine – zu wenige für ein rentab-
enplatz bekommen. Allerdings musste les Unternehmen“. Brinkmann baute
ich im Gegenzug für sechs Jahre Studi- den Patientenstamm aus und ging dar-
um weitere zehn Jahre dienen. Man be- über hinaus eine Kooperation mit einer
kommt eben nichts geschenkt.“ im Ort befindlichen Praxis ein. Mit dem
Aufkauf einer weiteren Praxis hatte er
Nach seinem Abschied vom Militär schließlich seine erste große Gemein-
machte sich Brinkmann im Jahr 2000 schaftspraxis erfolgreich aufgebaut.
mit einer eigenen Praxis in Neermoor 2004 verließ er die Praxis in Neermoor
im ostfriesischen Moormerland selbst- und eröffnete in Vennhusen erneut eine
ständig. Zu diesem Zeitpunkt fühlte sich Einzelpraxis. Nach Jahren der Konsoli-
der gebürtige Bielefelder, der im nahen dierung entschied sich Brinkmann 2010
Leer gedient hatte, in der Region bereits dann spontan, eine zweite Praxis in
heimisch. Er hatte dort für seine Fami- Bingum von einem verstorbenen Kolle-
lie bereits 1995 ein Haus gebaut, und gen zu übernehmen. Aus finanziellen
Gründen führte er zeitweise sogar drei
Einzelpraxen gleichzeitig in der Region
– in Neermoor, Bingum und Wiesmoor.
„Es ging mir um Gewinnmaximierung“,
erzählt der entschlossene Bielefelder.
„Das ist mir mithilfe meiner neuen Le-
bensgefährtin gelungen, die als Praxis-
Energiegeladene
Wer Geld verdienen will, muss aufs Land, managerin in beiden Praxen arbeitet
meint Dr. Carsten Brinkmann. Deshalb und bei mir mehr verdient als bei ihrem
appelliert der Landarzt an seine Kollegen, früheren Arbeitgeber.“ Als Software-
etwas Neues zu wagen: In ländlichen spezialistin managte sie auch die Um-
Gebieten sei es einfacher, eine gute Pra- stellung aller Praxen auf die Software
xis und ausreichend Patienten zu finden. von medatixx. Die Programme waren
Führe man eine Praxis gemeinsam mit für sie komplett neu, doch war sie
Kollegen, sei auch der Ausgleich zwischen schnell von der einfachen Handhabung
Beruf und Privatleben kein Problem. Brink- überzeugt: „Die Mädchen können damit
mann jedenfalls plant den Aufbau solcher sehr gut umgehen.“
„Praxis-Konglomerate“.
Ein Motiv für die Übernahme mehre-
rer Praxen war für Brinkmann, dass
sich ihm auf diesem Weg diverse Regel-
leistungsvolumina eröffneten. „Das war
auch ein Ausweg, um die Verluste, die
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