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Titelgeschichte
verantwortlich war, das Gesetzes-Powerplay Unabhängig vom Thema Opt-out wünscht mierten Patientinnen und Patienten, die jeder-
von Jens Spahn umzusetzen, hat jetzt mit sich Weigand eine Besinnung oder Rückbe- zeit abschätzen können, welches Dokument für
Susanne Ozegowski, ehemals Techniker Kran- sinnung auf die alltägliche Versorgung: „Die welche Behandler in der Zukunft relevant oder
kenkasse, eine intime Kennerin des gesamten ePA muss ein Unterstützungs-Tool für Patien- nicht relevant sein könnte – das ist einfach
ePA-Themas Platz genommen. tinnen und Patienten sowie für die Behan- nicht die Realität.“
Sie und Lauterbach müssen sich unter an- delnden sein. Die technische und funktionel-
Zu viele Updates könnten der ePA schaden
derem am Koalitionsvertrag orientieren, der le Weiterentwicklung muss dieser Grundidee
in Sachen ePA und Telematikinfrastruktur eine untergeordnet werden. Beide Anwendergrup- Oliver Merx warnt davor, die ePA zu zerreden
Digitalstrategie ankündigt, die es in Deutsch- pen müssen sehr viel stärker, bereits bei der – und auch davor, sie vor lauter Sorge um die
land bisher – anders als in vielen anderen Län- ersten Konzeption, einbezogen werden.“ Nö- Nutzerzahlen zu rasch wieder umzubauen:
dern – nicht gab. Der Koalitionsvertrag sieht tig sei ein Beteiligungsprozess jenseits der „Die ePA muss technisch stabil sein, sie sollte
außerdem die Umwandlung der gematik in eine ohne größere Schwierigkeiten bedienbar sein,
Bundesagentur vor. Derzeit ist das Unterneh- aber sie sollte bitte nicht durch zu viele Aktu-
„Wir sollten das Konzept
men eine 51-Prozent-Tochter des Bundesge- alisierungen ständig verändert werden. Es
sundheitsministeriums. Krankenkassen, KBV, braucht auch ein bisschen Erwartungsma-
der patientengeführten
Bundesärztekammer und andere Spitzenver- nagement. Ich sehe die ePA als einen Mittel-
bände halten die restlichen Anteile an der Akte überdenken.“ streckenlauf und nicht als einen Sprint.“
GmbH. Die meisten Beobachter gehen davon Ihm selbst und seiner Frau Michaela macht
aus, dass die Ampelkoalition anstrebt, die Ab- die Beschäftigung mit den ePA-Apps jedenfalls
hängigkeit der gematik von der Selbstverwal- Spaß – inklusive einiger teils ungewöhnlicher
tung durch die Umwandlung in eine Agentur politischen Gremien, der diesen Namen auch Telefonate mit den Support-Mitarbeitern der
weiter zu verringern. verdient: etwa mithilfe von Fokusgruppen, Krankenkassen. Mitunter entsteht daraus so-
In Sachen ePA schließlich will die Ampel das sowohl mit Versicherten als auch mit Ärztin- gar ein Artikel für das ePA-Magazin: „Wir ha-
bisherige Opt-in-System in ein Opt-out-System nen und Ärzten sowie medizinischen Fachan- ben beide einen etwas schrägen Humor und
umwandeln: Versicherte sollen automatisch gestellten. finden es bis zu einem gewissen Grad lustig,
eine ePA erhalten. Wenn sie das nicht möchten, Weigand hält auch nichts davon, die ePA nur uns hindurchzuquälen. Wenn es am Ende der
müssen sie aktiv widersprechen („Opt-out“). aus Patientenperspektive zu denken: „Wir soll- Sache dient und dem einen oder anderen hilft,
Mit einem ähnlichen Opt-out-Modell macht ten das derzeitige Konzept der rein patienten- dann hat es seine Aufgabe erfüllt. Wir haben
Österreich seit einigen Jahren gute Erfahrun- geführten Akte noch mal überdenken. Ich nicht den Anspruch, dass die ePA jetzt sofort
Sicher . Effektiv . Kinderleicht .cher . Effektiv . Kinderleich
gen: Die Zahl der Bürger, die sich abmelden, ist glaube nicht, dass wir so, wie die ePA im Mo- perfekt funktioniert. Aber irgendwann in na-
ORGA Protect
dort sehr gering. Jens Baas hält diesen Wechsel ment konzipiert ist, das Beste für die medizi- her Zukunft sollte sie das schon, und dann ORG
ORGA ProtectA Protect
grundsätzlich für richtig: „Es muss aber ge- nische Versorgung herausholen. Die von man- haben wir vielleicht einen kleinen Beitrag ge-
währleistet sein, dass das standardisierte Opt- chen propagierte heile Welt der superinfor- leistet.“< $ PHILIPP GRÄTZEL
out auch für die Daten aus der Arztpraxis gilt.
Wenn Versicherte sich für jedes Dokument
separat zur Übertragung entscheiden müssen,
macht das Modell keinen Sinn.“ Mit anderen SO MACHT ES MEDATIXX Q
Worten: Opt-out-System ja, aber bitte auch mit
obligatem Transfer bestimmter Daten und Do- EPA. Auf Wunsch des Patienten sind Arztpraxen gemäß § 341 Abs. 6 SGB V verpflichtet, die elek-
kumente in die ePA, solange der Patient oder tronische Patientenakte (ePA) zu nutzen und zu befüllen. Ist dies nicht gewährleistet, ist laut Ge-
die Patientin nicht aktiv widerspricht. setz eine Kürzung der GKV-Einkünfte durch die KV um 1 Prozent vorgesehen. medatixx bietet
Marcel Weigand, der die Digitalisierung des gemeinsam mit dem Tochterunternehmen I-Motion ein Komplettpaket für die Fachdienste zur
deutschen Gesundheitswesens seit vielen Jah- Telematikinfrastruktur (TI) an. Es enthält neben sonstigen TI-Komponenten alles Notwendige,
ren als Experte begleitet, sieht das ähnlich: „Ich um die ePA im Praxisalltag nutzen zu können.
denke schon, dass der Opt-out ein ganz ent- Bereits seit 2021 verfügen die Praxissoftwarelösungen von medatixx über die Funktionen,
scheidender Schritt sein wird. Das haben wir Dokumente (PDFs, Bilder) der Patientinnen und Patienten in der ersten ePA-Ausbaustufe 1.0 zu
auch in Frankreich gesehen: Dort ist die ePA lesen und hochzuladen. Die Funktionen für die nächste ePA-Ausbaustufe 2.0 werden derzeit
mit Opt-in kläglich gescheitert, dann wurde auf entwickelt und zu gegebener Zeit im Rahmen der Updates zur Verfügung gestellt.
Opt-out umgestellt. Trotzdem würde ich nichts Für eine widerspruchfreie und komfortable Implementierung sind durch die spezifizieren- Überzeugen Sie sich selbst, wie einfach Sie ee ssicichh seselblbstst, , wiwie e eieinfnfacachh SiSie e
überstürzen. Wir würden der ePA damit nur den Stellen gematik und KBV noch einige Vorarbeiten zu leisten. Die ePA 2.0 ermöglicht es Pa- das ORGA 6141 online vor Entladungen von online vor Entladungen von
dann einen Gefallen tun, wenn wir gleichzeitig tientinnen und Patienten, die Zugriffsrechte auf die ePA detaillierter als bisher zu regeln. Wei- elektronischen Gesundheitskarten (eGK)
beim Funktionsumfang und der Usability deut- terhin werden mit der ePA 2.0 erste Schritte in Richtung einer strukturierteren Dokumentation schützen können.
lich nachbessern. Es ist für mich nicht nach- unternommen, deren Informationen in der Praxissoftware detailliert weiterverarbeitet werden
vollziehbar, weshalb die meisten Krankenkas- können. Dies geschieht über die Medizinische Informationsobjekte (MIO), die von der KBV ent-
sen nach knapp 20 Jahren nicht mehr aus der wickelt und sukzessive erweitert werden (siehe Seite 20).<
Worldline Healthcare GmbH
ePA machen.“
kontakt.ihc@ingenico.com
www.worldline.com/de/healthcare
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