Page 24 - xpress_Ausgabe 21.2
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bunt gemixxt




        MELDUNGEN           AUS ALLER WELT


          Vorhersage mit KI                         Stethoskop erkennt                                            Abb.: istockphoto.com © Ville Heikkinen


          DÄNEMARK. Forscher der Universität Kopenhagen haben   Corona-Infektion
          ein System auf der Basis von künstlicher Intelligenz (KI) ent-
          wickelt, mit dem sie Vorhersagen zum Krankheitsverlauf bei   SCHWEIZ. Ein Arzt am Universitätsspital Genf
          Covid-19-Patienten treffen können. Der Pressemitteilung   (HUG) hat ein digitales Stethoskop entwickelt, das
          der Universität zufolge können sie mit einer Wahrschein-  vier von fünf mit Corona infizierte Patienten an-
                                                    hand einer akustischen Signatur erkennen kann.
                                                    Schweizer Medienberichten zufolge wollte der Leiter
                                                    der Abteilung für Frauen, Kinder und Jugendliche am HUG mit seinem
                                                    Stethoskop die Diagnose von Lungenentzündungen verbessern – die
                                                    Weltgesundheitsorganisation hatte vor einigen Jahren dazu aufge-
                                                    rufen, entsprechende Geräte für die Dritte Welt zu entwickeln.
                                                    Zusammen mit anderen Schweizer Wissenschaftlern nahm er mit
                                                    einem herkömmlichen digitalen Stethoskop Atemgeräusche auf und
        Abb.: Adobestock.com © Kiryl Lis            Studie konnte die künstliche Intelligenz 100 Kinder mit Lungenentzün-
                                                    entwickelte Algorithmen auf Basis dieser „Klangdatenbank“. In einer
                                                    dung von 100 gesunden Kindern unterscheiden. Mit einer Genauigkeit
                                                    von 80 Prozent waren die Forscher außerdem in der Lage, zwischen Bronchitis
                                                    und Lungenentzündung zu unterscheiden. Während der Covid-19-Pandemie haben For-
                                                    scher der ETH Lausanne das digitale Stethoskop zur Diagnose von Covid-19 verwendet
          BEATMUNG: Der Algorithmus weiß, bei wem es nötig wird.
                                                    und einen sogenannten Deep-Learning-Algorithmus – „DeepBreath“ – entwickelt. Mit ih-
          lichkeit von bis zu 90 Prozent voraussagen, ob ein mit Sars-  rer Entwicklung wollen die Forscher Veränderungen im Lungengewebe feststellen und so
          CoV-2 infizierter Mensch an Covid-19 sterben wird. Die Ge-  asymptomatische Covid-19-Patienten frühzeitig erkennen können. In Studien mit mehre-
          nauigkeit der Vorhersage, dass ein Covid-19-Patient ein Be-  ren hundert Patienten konnte der Algorithmus in neun von zehn Fällen Corona-positive
          atmungsgerät benötigt, liegt bei 80 Prozent. Nach Angaben   von Corona-negativen Patienten unterscheiden.<     C HUG.CH
          der Forscher könnte das System dazu verwendet werden,
          eine Reihenfolge bei der Impfung zu erstellen oder den Be-
          darf an Beatmungsgeräten besser zu prognostizieren. Die KI                „Warrior-
          wurde mit den Gesundheitsdaten von 3 944 dänischen
            Covid-19-Patienten trainiert und war danach in der Lage,                 Watch-Studie“
          Muster und Zusammenhänge zwischen Vorerkrankungen
          und den Krankheitsverläufen von  Covid-19 zu erkennen. Die                 USA. Forscher am Mount Sinai Hospi-
          größten Faktoren, die bestimmen, ob ein Patient an ein Be-                 tal in New York konnten in einer Stu-
          atmungsgerät angeschlossen werden muss, sind der Reihen-                   die anhand feiner Änderungen der
          folge nach Body-Mass-Index, Alter, Bluthochdruck, männli-                 Herzfrequenzvariabilität eine Corona-
          ches Geschlecht, neurologische Erkrankungen, COPD, Asth-                   Infektion bei Infizierten bis zu sieben
          ma, Diabetes und Herzerkrankungen. Zurzeit konzentrieren                   Tage vor ihrem positiven Testergebnis
          sich die Forscher auf die praktische Umsetzung. Sie möchten                sowie bei Personen mit Symptomen
                          zum Beispiel den Krankenhäusern                          vorhersagen. Für ihre „Warrior
                                                                                  Watch“-Studie haben sie mehrere hundert
                WIE           die Zahl der benötigten Be-                      Krankenhausmitarbeiter mit Smartwatches von
                                atmungsgeräte fünf Tage
        GEFÄLLT IHNEN            im Voraus mitteilen   Apple ausgestattet. Zwischen April und September 2020 mussten die Studienteilnehmer
      X.PRESS?                    können. Vorausset-  täglich Fragen über eine von den Forschern entwickelte Smartphone-App beantworten.
                                   zung: Der Computer
                                                    Die Forscher haben nicht nur die Herzfrequenzvariabilität gemessen. Andere täglich er-
                                                    fasste Symptome waren zum Beispiel Fieber, Erschöpfung, Körperschmerzen, trockener
                                   erhält Zugriff auf
                                   die Gesundheitsda-  Husten, Niesen, Durchfall, Kopfschmerzen und der Verlust des Geruchs- oder Ge-
       Wir freuen uns über Ihre Meinung,
         Ihre Verbesserungsvorschläge    ten aller Covid-posi-  schmackssinns. Die Forscher fanden außerdem heraus, dass 7 bis 14 Tage nach der    Abb.: istockphoto.com © Sudowoodo
           und Ihre Anregungen:   tiv Getesteten in   Covid-19-Diagnose das Muster der Herzfrequenzvariabilität sich zu normalisieren begann
            x.press@medatixx.de    Kopenhagen.<     und sich statistisch nicht mehr von dem der Nichtinfizierten unterschied.<
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