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bunt gemixxt
MELDUNGEN AUS ALLER WELT
Vorhersage mit KI Stethoskop erkennt Abb.: istockphoto.com © Ville Heikkinen
DÄNEMARK. Forscher der Universität Kopenhagen haben Corona-Infektion
ein System auf der Basis von künstlicher Intelligenz (KI) ent-
wickelt, mit dem sie Vorhersagen zum Krankheitsverlauf bei SCHWEIZ. Ein Arzt am Universitätsspital Genf
Covid-19-Patienten treffen können. Der Pressemitteilung (HUG) hat ein digitales Stethoskop entwickelt, das
der Universität zufolge können sie mit einer Wahrschein- vier von fünf mit Corona infizierte Patienten an-
hand einer akustischen Signatur erkennen kann.
Schweizer Medienberichten zufolge wollte der Leiter
der Abteilung für Frauen, Kinder und Jugendliche am HUG mit seinem
Stethoskop die Diagnose von Lungenentzündungen verbessern – die
Weltgesundheitsorganisation hatte vor einigen Jahren dazu aufge-
rufen, entsprechende Geräte für die Dritte Welt zu entwickeln.
Zusammen mit anderen Schweizer Wissenschaftlern nahm er mit
einem herkömmlichen digitalen Stethoskop Atemgeräusche auf und
Abb.: Adobestock.com © Kiryl Lis Studie konnte die künstliche Intelligenz 100 Kinder mit Lungenentzün-
entwickelte Algorithmen auf Basis dieser „Klangdatenbank“. In einer
dung von 100 gesunden Kindern unterscheiden. Mit einer Genauigkeit
von 80 Prozent waren die Forscher außerdem in der Lage, zwischen Bronchitis
und Lungenentzündung zu unterscheiden. Während der Covid-19-Pandemie haben For-
scher der ETH Lausanne das digitale Stethoskop zur Diagnose von Covid-19 verwendet
BEATMUNG: Der Algorithmus weiß, bei wem es nötig wird.
und einen sogenannten Deep-Learning-Algorithmus – „DeepBreath“ – entwickelt. Mit ih-
lichkeit von bis zu 90 Prozent voraussagen, ob ein mit Sars- rer Entwicklung wollen die Forscher Veränderungen im Lungengewebe feststellen und so
CoV-2 infizierter Mensch an Covid-19 sterben wird. Die Ge- asymptomatische Covid-19-Patienten frühzeitig erkennen können. In Studien mit mehre-
nauigkeit der Vorhersage, dass ein Covid-19-Patient ein Be- ren hundert Patienten konnte der Algorithmus in neun von zehn Fällen Corona-positive
atmungsgerät benötigt, liegt bei 80 Prozent. Nach Angaben von Corona-negativen Patienten unterscheiden.< C HUG.CH
der Forscher könnte das System dazu verwendet werden,
eine Reihenfolge bei der Impfung zu erstellen oder den Be-
darf an Beatmungsgeräten besser zu prognostizieren. Die KI „Warrior-
wurde mit den Gesundheitsdaten von 3 944 dänischen
Covid-19-Patienten trainiert und war danach in der Lage, Watch-Studie“
Muster und Zusammenhänge zwischen Vorerkrankungen
und den Krankheitsverläufen von Covid-19 zu erkennen. Die USA. Forscher am Mount Sinai Hospi-
größten Faktoren, die bestimmen, ob ein Patient an ein Be- tal in New York konnten in einer Stu-
atmungsgerät angeschlossen werden muss, sind der Reihen- die anhand feiner Änderungen der
folge nach Body-Mass-Index, Alter, Bluthochdruck, männli- Herzfrequenzvariabilität eine Corona-
ches Geschlecht, neurologische Erkrankungen, COPD, Asth- Infektion bei Infizierten bis zu sieben
ma, Diabetes und Herzerkrankungen. Zurzeit konzentrieren Tage vor ihrem positiven Testergebnis
sich die Forscher auf die praktische Umsetzung. Sie möchten sowie bei Personen mit Symptomen
zum Beispiel den Krankenhäusern vorhersagen. Für ihre „Warrior
Watch“-Studie haben sie mehrere hundert
WIE die Zahl der benötigten Be- Krankenhausmitarbeiter mit Smartwatches von
atmungsgeräte fünf Tage
GEFÄLLT IHNEN im Voraus mitteilen Apple ausgestattet. Zwischen April und September 2020 mussten die Studienteilnehmer
X.PRESS? können. Vorausset- täglich Fragen über eine von den Forschern entwickelte Smartphone-App beantworten.
zung: Der Computer
Die Forscher haben nicht nur die Herzfrequenzvariabilität gemessen. Andere täglich er-
fasste Symptome waren zum Beispiel Fieber, Erschöpfung, Körperschmerzen, trockener
erhält Zugriff auf
die Gesundheitsda- Husten, Niesen, Durchfall, Kopfschmerzen und der Verlust des Geruchs- oder Ge-
Wir freuen uns über Ihre Meinung,
Ihre Verbesserungsvorschläge ten aller Covid-posi- schmackssinns. Die Forscher fanden außerdem heraus, dass 7 bis 14 Tage nach der Abb.: istockphoto.com © Sudowoodo
und Ihre Anregungen: tiv Getesteten in Covid-19-Diagnose das Muster der Herzfrequenzvariabilität sich zu normalisieren begann
x.press@medatixx.de Kopenhagen.< und sich statistisch nicht mehr von dem der Nichtinfizierten unterschied.<
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