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bunt gemixxt
MELDUNGEN AUS ALLER WELT
Künstliches Gehirn Test auf Ohrenentzündung
DEUTSCHLAND/ENGLAND. Nanowissenschaftler der USA. Forscher der University of Washington haben eine benutzerfreundliche Smartphone-
Universitäten Münster, Oxford und Exeter haben einen Plattform entwickelt, mit der sie schnell herausfinden können, ob sich im Mittelohr Flüs-
Computerchip hergestellt, der ähnlich konstruiert ist wie sigkeit befindet – ein möglicher Hinweis auf eine Ohrenentzündung, wie sie bei Kindern
ein menschliches Gehirn. In herkömmlichen Computern häufig auftritt. Das System besteht aus einem Papiertrichter, dem Smartphone und einer
sind die Recheneinheiten und Datenspeicher voneinander App. Den Papiertrichter verwenden die For-
getrennt. Dadurch müssen die Daten bei der Verarbeitung scher, um über das Smartphone-Mikrofon
ständig hin- und hergeschickt werden, was viel Zeit kostet. hörbare Zwitschergeräusche in den Ohrkanal
Im Gehirn hingegen gibt es diese Art der Trennung nicht. zu senden und die reflektierten akustischen
Es speichert und verarbeitet Informationen an einem Ort – Signale über den Lautsprecher des Mobil-
an den etwa 100 Billionen Synapsen, welche die Nervenzel- telefons zu empfangen: Tiefe Töne deuten
len miteinander verbinden. Der Chip des internationalen auf eine Flüssigkeitsansammlung im Mittel- Abb.: Dennis Wise/University of Washington buildup
ohr hin. Das neue System wurde in 98 Pati-
entenohren eines Operationszentrums für
Kinder überprüft. Die Patienten waren zwi-
schen 18 Monaten und 17 Jahren alt. Dabei EINFACH: Ein Arzt überprüft das
stellte sich heraus, dass die Plattform die Ohr seiner sechsjährigen Tochter.
Mittelohrflüssigkeit genauso gut oder sogar
besser als bewährte Techniken wie beispielsweise die Akustische Reflektometrie erkennt.
Die Forscher betrachten ihr System als eine kostengünstige und effektive Methode im Ver-
gleich zu herkömmlichen Methoden, um Kinder auch zu Hause auf AOM (akute Otitis me-
Abb.: Johannes Feldmannbuildup Gefakte CT-Bilder
dia) untersuchen zu können.<
C WASHINGTON.EDU
INNOVATIV: Schematische Darstellung eines ISRAEL. Im digitalen Zeitalter scheint nichts unmöglich. Forschern der Ben-Gurion-Univer-
Mikrochips, der dem Gehirn nachempfunden ist. sität des Negev ist es gelungen, CT-Aufnahmen von Lungenkrebspatienten in einem PACS
Forscherteams enthält ein Netz aus Lichtwellenleitern, die (Bildarchivierungs- und Kommunikationssystem) automatisiert zu manipulieren. Die For-
quasi die Nervenzellen darstellen. Durch diesen Aufbau scher konnten Krebsgewebe und andere Krankheitssymptome nach Belieben zu den
kann der Chip das Verhalten von Nervenzellen im Gehirn 3D-Scans hinzufügen oder entfernen. Die Manipulationen an den CT-Bildern nahmen sie
nachahmen. Die Datenübertragung erfolgt nicht mit Elek- während einer IT-Sicherheitsüberprüfung des PACS vor. Bei dieser Überprüfung erfolgte ein
tronen, sondern mittels Lichtteilchen. Deshalb kann der Scheinangriff auf das Netzwerk, um Schwachstellen zu identifizieren. Nebenbei platzierten
neue Chip um ein Vielfaches schneller rechnen. Die For- sie einen einfachen Computer vom Typ Raspberry Pi im PACS-Raum, um eine Schadsoftware
scher steuern den Informationsfluss, indem sie die Licht- in das Bildarchiv einzuschleusen. Die Forscher betonen, dass viele PACS-Systeme auch über
wellenleiter mit Nanomaterialien bestücken. Beim Auftref- das Internet erreichbar und dadurch noch einfacher zu infizieren seien. Die Manipulationen
fen eines Laserstrahls wechseln diese Materialien zwischen erfolgten mit einer von den Forschern entwickelten KI-Software, die sie mittels neuronaler
einem kristallinen (geordneten) und amorphen (ungeord- Netze auf das Hinzufügen oder Entfernen von Lungenkrebsmerkmalen trainiert hatten. Die
neten) Zustand. Damit verbunden drei Radiologen, deren CT-Aufnahmen manipuliert wurden, waren zunächst nicht in das
WIE ist eine Änderung der Mate- Vorhaben eingeweiht. In 99 Prozent der Fälle, in denen der Algorithmus Lungenkrebsmerk-
male zu den Aufnahmen hinzugefügt hatte, diagnostizierten sie Lungenkrebs. Und in 94
rialeigenschaften. Die
GEFÄLLT IHNEN Forscher konnten zei- Prozent der Fälle, in denen die Software einen tatsächlich vorhandenen Lungenkrebs aus
X.PRESS? gen, dass dieses Netz den Bildern entfernte, fielen die Mediziner auf den Schwindel herein. Die Forscher wollten
Informationen „ler-
mit ihrer Arbeit zeigen, dass die
Manipulation von CT-Aufnahmen
nen“ und auf Basis
dessen rechnen und generell möglich ist, beispielswei-
Wir freuen uns über Ihre Meinung,
Ihre Verbesserungsvorschläge Muster erkennen se um Wahlen zu beeinflussen, in- Abb.: iStockphoto.com © Chaliya
und Ihre Anregungen: kann – genauso wie dem man einem Politiker eine
x.press@medatixx.de es im Gehirn funktio- schwere Erkrankung andichtet.<
niert.< C UNI-MUENSTER.DE C BGU.AC.IL
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