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Kolumne




        Bilanzkosmetik 2.0                                                       Impressum



            aaalle Jahre wiiiiieder kommt eine IGeL-Studie. Diesmal hat das Wissenschaftliche
            Institut der AOK (WIdO) rund 2 000 Versicherte der gesetzlichen Krankenversi-  x.press
        Acherung (GKV) repräsentativ befragt. Ergebnis: Jede(r) Vierte hat im Jahr vor der   IT in der ärztlichen Praxis.
        Befragung eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angeboten bekommen. Skandal!!!
                                                                                 Herausgeber:
        Geldmache profitgeiler Ärzte!!!! Der Nutzen ist doch gar nicht wissenschaftlich nachge-
                                                                                 medatixx GmbH & Co. KG
        wiesen!!! Denn sonst würden es die Krankenkassen ja bezahlen!!!          Kirschäckerstraße 27 | 96052 Bamberg
          Ganz genau, liebes WIdO, und wovon träumt ihr nachts? Muss hier wirklich daran   Im Kappelhof 1 | 65343 Eltville/Rhein
                                                                                 medatixx.de
        erinnert werden, dass dank Nutzenbewertung Medikamente vom deutschen Markt
                                                                                 x.press@medatixx.de
        zurückgezogen wurden, weil die Krankenkassen sie nicht bezahlen wollten? Oder dar-
                                                                                 Verlag:
        an, dass diverse diagnostische Methoden von vornherein nicht erstattet werden, Evidenz
                                                                                 HEALTH-CARE-COM GmbH
        hin oder her? Dass alles, was evidenzbasiert ist, von den Krankenkassen in Deutschland
                                                                                 Kaiserleistraße 8A | 63067 Offenbach am Main
        bezahlt werde, kann allenfalls derjenige unkommentiert stehen lassen, der eine Zusatz-  Telefon. 069 840006 3001
        nutzenbescheinigung des IQWiG als Evidenzkriterium missversteht. Das ist sie nicht,   Telefax. 069 840006 8001
                                                                                 health-care-com.de
        und ganz abgesehen davon: Dass die Krankenkassen punktuell mit viel Freude nicht
        evidenzbasierte Therapien bezahlen, ist auch kein Geheimnis, Stichwort Globuli.  Redaktion medatixx:
          Wer sich etwas genauer in der WIdO-Umfrage festliest, der erkennt ohnehin, dass   Alexandra John, Kornelia Kremer, Jens Naumann
                                                                                 (V.i.S.d.P.), Monika Nolte, Michael Schober
        fast die Hälfte aller IGeL in Deutschland Ultraschalluntersuchungen der Ovarien oder
        Augeninnendruckmessungen sind. Sprich jenseits der gynäkologischen und ophthal-  Redaktion HEALTH-CARE-COM:
        mologischen Praxen sind IGeL eher ein Randphänomen. Deswegen hier jetzt mal ein   Hans-Peter Bröckerhoff (Objektleitung), Philipp
                                                                                 Grätzel von Grätz, Dr. Michael Lang, Silke
        ganz anderes Plädoyer: Mehr Einnahmequellen für niedergelassene Ärzte! Finanzielle
                                                                                   Weidner (Korrektorat)
        Emanzipation für alle Nicht-Gynäko-/Ophthalmologen!
                                                                                 Weitere Autoren dieser Ausgabe:
          Nur: Woher nehmen und nicht stehlen? Ich hätte da was für Hausärzte, Internisten
                                                                                 Prof. Dr. Dr. Christian Dierks, Miriam Mirza
        und andere Universalisten – den digitalen Aufräum-IGeL. Ab Anfang 2021 soll jede(r)
        Versicherte einer gesetzlichen Krankenversicherung ein Recht auf eine elektronische   Satz und Layout:
        Patientenakte haben. Wenn also künftig 90 Prozent Ihrer Patienten mit schönen, von   Katharina Doering
        den Krankenkassen bezahlten, übrigens alles andere als evidenzbasierten, elektroni-  Erscheinungsweise:
        schen Patientenakten in Ihre Praxis einfallen, dann mag das am Anfang ganz lustig sein.   Quartalsweise, 4 Ausgaben pro Jahr
        Irgendwann sind diese digitalen Leitz-Ordner dann aber so voll, dass jemand zusammen
                                                                                 Preis:
        mit dem Patienten nach dem Rechten sehen muss.
                                                                                 Einzelheft 4,80 Euro, Jahresabonnement (4 Aus-
          Und hier kommen wir Hausärzte ins Spiel. Denn nur wir sind breit       gaben) 18,80 Euro, inklusive Versand (innerhalb

        genug aufgestellt, um mit der nötigen Autorität die ganzen               Deutschlands)
        IGeL-Befunde der Ophthalmo-Gynäkologen, die Arztbriefe   DER DIGITALE    Aboservice:
        aus der Kaiserzeit, die zehntausend iPhone-EKGs und was    AUFRÄUMDIENST   x.press-abo@medatixx.de
        sonst noch alles wieder aus der E-Akte zu entfernen, damit   MUSS EINE IGE-   Telefon. 069 840006 3001
                                                                                 Abo Service x.press | HEALTH-CARE-COM GmbH
        die wirklich relevanten Dokumente nicht übersehen wer-
                                                       LEISTUNG WERDEN!          Kaiserleistraße 8A | 63067 Offenbach am Main
        den. Dass das nicht nach EBM abgerechnet werden kann,
                                                                                 Anzeigen:
        ist ein No-Brainer. Sonst landen wir wieder bei irgendwel-
                                                                                 Beate Gehm
        chen 4,21 Euro. Und dann macht es keiner. Was, anders als bei
                                                                                 Telefon. 069 840006 3030
        der Videosprechstunde, ein Problem wäre.                                 Telefax. 069 840006 8030
          Nein: Der digitale Aufräumdienst muss eine eigene IGe- Leistung        b.gehm@health-care-com.de
        werden! Das wird nicht nur dazu führen, dass alle Krankenkas-            Auflage:
        sen plötzlich die IGeL lieben, weil sie ihnen helfen, das Schla-         30 000
        massel in Ordnung zu bringen, das sie mit ihren PDF-
                                                                                 ISSN:
        Container-Akten angerichtet haben. Es eröffnet auch interes-
                                                                                 2192-0397
        sante fachrichtungs- und sektorübergreifende Kooperations-
        modelle: Je mehr IGeL die Fachärzte unters Patientenvolk bringen,        Aufgrund der besseren Lesbarkeit verzichten wir
                                                                                 auf die geschlechtsspezifische Differenzierung.
        je mehr sinnlose Befunde in Krankenhäusern erhoben werden,
                                                                                 Sämtliche Rollenbezeichnungen gelten im Sinne
        desto höher wird der digitale Aufräumbedarf und desto häu-               der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Ge-
        figer können wir Hausärzte den digitalen Aufräum-IGeL ab-                schlechter. Eine Haftung für die Richtigkeit der
        rechnen. Digitalisierung, wir kommen!<                                   Veröffentlichungen kann trotz sorgfältiger Prü-
                                                                                 fung durch die Redaktion nicht übernommen
                                                                                 werden.
                                                                         Abb.: OX.11
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