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Elektronische Labormeldung Kolumne Dierks antwortet
Das Auftreten gefährlicher Krankheitserreger sollen Arztpraxen den Prof.. DDrr..DDr.r.CChhrirsitsitainanDiDeirekrsks
Gesundheitsämtern künftig elektronisch melden.
Um die Ausbreitung gefährlicher Krankheitserreger zu ver- Prof. Dr. Dr. Christian Dierksist Rechts-
hindern, müssen Ärzte und medizinische Labore gemäß In- anwalt und Facharzt für Allgemein-
fektionsschutzgesetz (IfSG) festgestellte Infektionen mit melde- medizin. Vorwiegend berät er mit sei-
pflichtigen Krankheitserregern möglichst schnell den Gesund- ner Kanzlei Leistungserbringer im
heitsämtern melden. Das bisherige Übermittlungsverfahren von Gesundheitswesen. Ein Schwerpunkt
Papierformularen mittels Fax enthält jedoch zahlreiche Fehler- liegt dabei in den Rechtsfragen von
quellen, vom Zahlendreher beim Eintippen der Faxnummer bis Telemed izin und E-Health.
zu Übertragungsfehlern beim Abtippen der Meldung. Künftig
soll die Übertragung auf elektronischem Weg erfolgen. Die ers- ?FWraiegeb?ewerten Sie die geplanten Änderun-
te elektronische Labormeldung nach § 7 Abs. 1 und 2 IfSG via gen des Arzneimittelrechts und des
KV-Connect erfolgte jetzt zwischen dem Institut für Medizinische DHieeirlkms:itAtnetlwwoerrtb. erechts im Hinblick auf
Laboratoriumsdiagnostik Bochum und dem Gesundheitsamt in
Bochum. Die Daten wurden dabei verschlüsselt über das sichere
Netz der Kassenärztlichen Vereinigungen übertragen. Für das Telekonsultationen?
neue Verfahren mussten nicht nur die Datenstrukturen standar-
disiert, sondern auch eine völlig neue semantische Standardi- DIERKS: Problematisch! Einerseits ist anerkannt, dass
sierung der Inhalte auf Basis der international verbreiteten me- Telekonsultationen sorgfaltsgerecht erbracht werden
dizinischen Terminologie SNOMED-CT entwickelt werden. können, andererseits werden neue Hürden aufgestellt.
www.ztg-nrw.de Zukünftig soll der Apotheker vor der Einlösung eines Re-
Zahl zepts feststellen, ob eine unmittelbare Arzt-Patien-
ten-Konsultation stattgefunden hat. Im Heilmit-
Ärzte googeln Patienten 552,7des Quartals telwerbegesetz soll eine neue Definition für
das Teleshopping und deren Verbot imple-
Eine Studie hat herausgefunden, dass sich viele Psycho- mentiert werden. Der Leitsatz des Koaliti-
onsvertrages, telemedizinische Dienstleis-
therapeuten im Netz über ihre Patienten informieren. Millionen Behandlungsfälle gab tungen zu fördern und angemessen zu
es 2014 im ambulanten Bereich vergüten, ist offenbar in Vergessenheit gera-
Dass Patienten sich im Internet über ihre Ärzte ten, übrigens auch im EBM – Stichwort Herz-
informieren, ist allgemein bekannt. Doch es geht in Deutschland. schrittmacher. Radikale Verbote sind aber gera-
Quelle: KBV, April 2016
auch umgekehrt. Ärzte können im Internet mehr über die de keine Rahmenbedingungen. Schon gar nicht,
eigenen Patienten herausfinden, als diese von sich aus preis- wenn diese nicht praktikabel – soll der Apotheker wirk-
gegeben hätten. Googeln macht es möglich. Zumindest Psycho- lich mit dem Patienten darüber diskutieren, ob die er-
therapeuten scheinen davon häufig Gebrauch zu machen. Die folgte ärztliche Konsultation ausreichend war und dem
Psychologin Christiane Eichenberg von der Universität Wien hat gesetzlichen Leitbild entspricht? – oder verfassungs-
eine – nicht repräsentative – Umfrage unter 207 Psychothera- rechtlich unangemessen sind, indem sie die ärztliche
peuten gestartet und dabei herausgefunden, dass vier von zehn Berufsausübungsfreiheit einschränken, nach dem Motto:
schon einmal Patienteninformationen online überprüft oder Abb.: Fotolia.com © spaxiax Telemedizin ja, aber darüber sprechen nein. Die beiden
nachgeschlagen haben. Ebenso viele wussten von Kollegen zu neuen Vorschriften werden den telemedizinischen
berichten, die das schon einmal gemacht haben. Um Rückstand in Deutschland noch verschärfen, von der Kol-
Erlaubnis hat vorher keiner seine Patienten gefragt lision mit der Richtlinie für grenzüberschreitende Ge-
(J Med Internet Res 2016; 18(1):e3). Ist das erlaubt? sundheitsversorgung ganz zu schweigen. Im Vereinigten
Klar geregelt scheint es nicht zu sein. In den Leit- Königreich und in der Schweiz sind Telekonsultationen
linien werde das Thema nicht Umstritten: mit anschließender Verordnung inzwischen an der Ta-
angesprochen, so die Studie. Googeln nach gesordnung. Allein Medgate führt pro Woche 4 000 Tele-
Neun von zehn jener Therapeuten, Patienten konsultationen durch, ohne dass die Patienten wie die
die noch nie Patienten gegoogelt Fliegen sterben. Der richtige Weg wäre, Qualitätsanfor-
haben, würden es aus ethischen Be- derungen für die Telekonsultation zu definieren, anstatt
weggründen auch dann nicht tun, den Bedarf und die Vorgaben des Verfassungs- und
wenn es formal geregelt wäre. Europarechts zu ignorieren.
www.christianeeichenberg.de
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