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Kompakt
W TSTICKER
HÄUSLICHE PFLEGE WISSENSCHAF
Assistenzroboter unterstützen Senioren
+ + + Mensch macht den Unterschied: In einer dreimo-
Abb.: Wengefeld / TU Ilmenau Teilhabe, Versorgung und Sicherheit in Wearable bei 67 Patientinnen und Patienten mit
natigen, randomisierten Studie mit einem Aktivitäts-
Pflegeassistent zur Verbesserung von
der häuslichen Pflege durch videoba-
METABOLISCHEM SYNDROM haben Minwoo Jang
siertes Angehörigennetzwerk“) entwi-
und Kollegen vom Universitätsklinikum Busan unter-
ckelte System besteht aus einem Pfle-
geassistenzroboter und einem Kommu- sucht, ob zusätzliches, individuelles telefonisches Feed-
back alle zwei Wochen zu besseren metabolischen
�
nikationsnetzwerk. Über den Roboter
Outcomes führt (Diab Metab Syndr Obes 2023;
können die Seniorinnen und Senioren
16:1357-66). Das war der Fall, es gab signifikante Vor-
mit ihren Angehörigen oder dem Pfle-
teile für die Interventionsgruppe unter anderem bei
gedienst per Videoanruf oder Chat kom-
Hüftumfang, Blutdruck, Triglyceriden und HDL sowie
munizieren. Hierzu nutzen sie eine App
auf einem Tablet, welches am Roboter bei der Zahl metabolischer Erkrankungen. + + +
angebracht ist. Bei eingehenden Anru- US-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler um
fen sucht der Roboter aktiv den älteren Anum Muzaffar von der Johns Hopkins University ha-
Menschen auf. Darüber hinaus kann er ben in einem Review untersucht, wie sich elektroni-
HILFREICH: Der Pflegeassistenzroboter unterstützt an die Einnahme von Medikamenten sche Patientenakten mittlerweile beim Thema WAR-
Seniorinnen und Senioren im Alltag in ihrer Wohnung.
erinnern und Gegenstände oder die von
NUNG VOR UNERWÜNSCHTEN ARZNEIMITTEL-
einem Bringdienst gelieferten Essens-
WIRKUNGEN schlagen (Curr Allergy Asthma Rep
Pflegebedürftige, die zu Hause leben, mahlzeiten innerhalb der Wohnung
2023; doi: 10.1007/ S11882-023-01087). Ergebnis: noch
werden meist von ihren Angehörigen transportieren. Wenn die Seniorinnen
nicht so gut. Die Standardisierung unterschiedlicher
versorgt und/oder erhalten ein bis drei und Senioren etwas benötigen, rufen sie
Quellsysteme sei weiterhin ein Problem, inkomplette
�
Mal am Tag Besuch von einem ambulan- einfach den Roboter. Über eine Fern-
und teils schlicht falsche Medikationsdokumentation
ten Pflegedienst. Außerhalb der Betreu- steuerung können Angehörige in der
desgleichen. Auch das Problem der Alert Fatigue sei
ungszeiten sind die Seniorinnen und Wohnung nach dem Rechten schauen.
Senioren auf sich allein gestellt. Diese MORPHIA wurde in einem Langzeittest noch nicht zufriedenstellend gelöst. + + + Die Endokri-
Lücke soll jetzt ein autonomer Assis- (41 Wochen) mit 13 Seniorinnen und nologin Ana Munda von der Universität Ljubljana be-
tenzroboter schließen. Das im Verbund- Senioren (Durchschnittsalter: 76 Jahre) richtet über eine randomisierte, monozentrische Stu-
projekt MORPHIA („Mobiler robotischer erprobt.< C MORPHIA-PROJEKT.DE die, die bei 106 Frauen mit GESTATIONS-DIABETES
eine telemedizinische mit einer konventionellen Be-
treuung verglichen hat. Es wurden Glukose-Messwerte
PODCAST übermittelt und monatliche Videokonferenzen abge-
Neue Gesetzesentwürfe halten (Acta Diabetol 2023; doi: 10.1007/s00592-023-
02099-8). Das funktionierte nicht nur, sondern es war
sogar besser als Standardversorgung: 10,4 Prozent
In Folge 153 des eHealth-Podcasts erläu- (DiGA) zu erhöhen. Hierzu soll es anwen-
statt 14,6 Prozent der postprandialen Messungen wa-
tern Prof. Dr. Renato Dambe von der Hoch- dungsbegleitende Erfolgsmessungen
ren über dem Zielkorridor, die durchschnittliche post-
schule Konstanz und Prof. Dr. Bernhard geben. Erfolgskriterien werden künftig
Breil von der Hochschule Niederrhein die einen Einfluss auf die Preisgestaltung prandiale Glukose war signifikant niedriger und – da-
Referentenentwürfe zum Digital-Gesetz haben. Die beiden Podcaster gehen auch für war die Studie allerdings nicht gepowert – es wa-
( DigiG) und zum Gesund- auf die vielen weiteren ren seltener Kaiserschnitte nötig. + + + Wie gut ist
heitsdatennutzungsgesetz Anwendungs- Punkte des DigiG wie et- TELECARE BEI SEPSIS? Kevin Tu von der University of
( GDNG). Herzstück des wa Videosprechstunden Maryland und Kollegen hätten dazu gern bessere Da-
begleitende
DigiG ist die elektroni- oder Interoperabilität ten. Für einen systematischen Review fanden sie 15
�
sche Patientenakte (ePA), Erfolgsmessungen ein. Über das GDNG be- Studien mit knapp 190 000 Patientinnen und Patienten,
die zukünftig jeder Pati- richten sie, dass for-
allerdings waren 13 davon Beobachtungsstudien (J Tele-
ent und jede Patientin schende Einrichtungen
med Telecare 2023; doi: 10.1177/1357633X231170038).
erhält, sofern er oder sie keinen Wider- zukünftig durch eine Zentralisierung der
Es gebe Hinweise für besseres Überleben, insbesondere
spruch dagegen einlegt. Die Daten in der Daten und den Abbau bürokratischer
dann, wenn die Kontrollgruppe eher schlecht abschnei-
ePA sollen mit strukturierten Daten be- Hürden leichter an Gesundheitsdaten
de. Die Effekte der Telecare-Interventionen auf andere
füllt werden, und auch der Medikations- kommen und die Abstimmung mit den
prozess soll über die ePA ablaufen. Das Datenschutzbehörden bei Forschungs- Endpunkte waren dagegen sehr variabel. + + +
DigiG sieht außerdem vor, die Qualität vorhaben ebenfalls vereinfacht werden
der digitalen Gesundheitsanwendungen soll.< C EHEALTH-PODCAST.DE
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