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Kompakt
K o mp a k t
TELEMEDIZIN-NUTZUNG
Zi legt Statistik vor
Umfragen zur Nutzung von Telemedizin
gibt es viele. Jetzt hat das Zentralinstitut
für die kassenärztliche Versorgung in der
Bundesrepublik Deutschland (Zi) eine
Studie zur telemedizinischen Versorgung
in den Jahren 2017 bis 2021 veröffentlicht,
die auf den abgerechneten Leistungen ba-
siert. Danach ist in der Pandemie der An-
teil der Vertragsärztinnen und -ärzte, die
telemedizinische Leistungen abgerechnet
Abb.: Michael Reichel / TU Ilmenau stiegen. Der Anteil des Telemedizin-
haben, von 4,5 Prozent auf 25 Prozent ge-
Honorars am Gesamthonorar hat sich von
0,0 Prozent (2017) auf 0,8 Prozent (2021)
erhöht. Im selben Zeitraum ist der Anteil
der gesetzlich Versicherten, die telemedi-
zinische Leistungen in Anspruch genom-
SCHLAGANFALL men haben, von 0,2 Prozent auf 1,9 Pro-
Reha in den eigenen vier Wänden zent gestiegen. Telemedizin-Leistungen
In der alternden Gesellschaft nehmen Schlaganfälle zu. Da sich der Personalnotstand im Pflegebe-
reich weiter verschärfen wird, entwickelt ein internationales Team unter Führung der TU Ilmenau
im Projekt TeleRehaBrain eine Telemedizin-Lösung, mit der Schlaganfallpatientinnen und -patien-
ten nach der Erstversorgung im Krankenhaus zu Hause individuell zugeschnittene Reha-Maßnah-
men selbst durchführen sollen. Das Projekt verwendet zwei Methoden: die Echtzeit-Elektro-
enzephalographie und die transkranielle Elektrostimulation. Dabei kommen zum ersten Mal im
häuslichen Umfeld sogenannte trockene EEG-Elektroden für Schlaganfallpatienten zum Einsatz, Abb.: istock / elenabs
wodurch auf die gebräuchliche Elektrodenpaste verzichtet werden kann.< C TU-ILMENAU.DE
ELEKTRONISCHE PATIENTENAKTE
Erhöhter Aufklärungsbedarf
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haben die Arztinnen und Arzte 2021 im
Alle gesetzlich Versicherten haben seit Januar ihre Daten mittels PIN erlauben können, war Durchschnitt mit 1 777 Euro (Telemedizin
2021 einen Anspruch auf eine elektronische ihnen nicht bekannt. In einem nächsten und sonstige Leistungen) abgerechnet –
Patientenakte (ePA). Wissenschaftlerinnen Schritt bekamen die Probanden die digitale gegenüber 594 Euro für Versicherte, die
und Wissenschaftler der Ruhr-Universität Infrastruktur vorgestellt mit der Bitte um herkömmlich behandelt wurden. Auch
Bochum, der Leibniz Universität Hannover Bewertung. Am meisten bemängelten die Be- über die Patientinnen und Patienten, die
und des Helmholtz-Zentrums für Informati- fragten, dass der Zugang zur ePA über eine telemedizinisch versorgt wurden, ist jetzt
onssicherheit CISPA haben in ei- App der Krankenkasse erfolgt. mehr bekannt: Sie lebten zu 39 Prozent in
ner Interviewstudie versucht he- Falsche Vor- Die Probanden befürchteten, dass einer Großstadt, waren im Durchschnitt
rauszufinden, warum die ePA die Kassen dadurch mehr Daten 42 Jahre alt und zu 63 Prozent weiblich.
stellungen
bislang kaum genutzt wird. In ei- zu sehen bekämen als ohne die Regionale Unterschiede hat das Zi eben-
nem ersten Schritt sollten 21 Pro- von der ePA Akte. Mit gemischten Gefühlen falls festgestellt. Am stärksten wurden
banden aufmalen, wie sie sich den sahen die Befragten die Möglich- Telemedizin-Angebote in Berlin, Hamburg
Informationsfluss der ePA bei ei- keit, selbst Daten aus ihrer ePA zu und Bayern genutzt, am wenigsten wur-
nem Arztbesuch vorstellen. Ergebnis: Keiner löschen. Zwar begrüßten sie es, die Kontrolle den sie in Mecklenburg-Vorpommern,
der Befragten kannte die genauen Abläufe. über die eigenen Daten zu haben. Sie befürch- Sachsen-Anhalt und Sachsen wahrgenom-
Einige Probanden gingen beispielsweise da- teten aber auch Missbrauch, etwa indem ein men. Einer vorläufigen Auswertung des Zi
von aus, dass alle Arztpraxen ihre ePA-Daten Patient sich von zwei A� rzten dasselbe Medi- zufolge ist die Zahl der abgerechneten
automatisch einsehen können. Dass sie ein- kament verschreiben lässt und die Informati- Videostunden im ersten Halbjahr 2022
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zelnen Arztinnen oder Arzten den Zugriff auf on darüber löscht.< C RUHR-UNI-BOCHUM.DE deutlich zurückgegangen.< C ZI.DE
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