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PORTRÄT





                                                                               sen, was Menschen antreibt, was sie im Innersten be-
                                                                               wegt. Darum ist sie nach ihrem Schulabschluss zeitwei-
                                                                               se unentschlossen, ob sie Psychologie oder Medizin
                                                                               studieren soll. Sie entscheidet sich schließlich für Letz-
                                                                               teres, weil die Medizin ihr erlaubt, sich nicht endgültig
                                                                               für eine Richtung entscheiden zu müssen, sondern ihr
                                                                               die Möglichkeit gibt, beide Interessen miteinander zu
                                                                               vereinen. Dass ein Medizinstudium an sich schon her-
                                                                               ausfordernd genug ist, schreckt sie nicht. „Ich war
                                                                               schon immer sehr neugierig und langweile mich
                                                                               schnell. Darum suche ich immer wieder neue Heraus-
                                                                               forderungen“, sagt sie.
                                                                                 Widmer beginnt nach dem Abitur im Jahr 1995 ihr
                                                                               Studium an der Medizinischen Hochschule Hannover
                                                                               und führt dies später an der Charité in Berlin zu Ende.
                                                                               Sie bleibt bis zum Jahr 2002 in der Hauptstadt, dann
                                                                               geht sie für sechs Monate nach Tasmanien, Australien.
                                                                               Nach dem Studienabschluss verläuft ihre Karriere zu-
                                                                               nächst geradlinig: Die Medizinerin zieht nach Hamburg
                                                                               und spezialisiert sich dort auf Neurologie und Psycho-
                                                                               therapie mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie. Insge-
                                                                               samt vier Jahre arbeitet sie als Ärztin für Neurologie
                                                                               bei den Asklepios Kliniken in Hamburg. Danach schließt
                                                                               sich ein Jahr Tätigkeit als Ärztin in der Psychiatrie und
                                                                               Psychotherapie im Albertinen Krankenhaus in Ham-
                                                                               burg an.
                                                                                 Nach der Geburt ihrer zwei Töchter und einer Tren-
                                                                               nung steht sie vor einem typischen Problem, das Ärz-
                                               DR. ALEXANDRA WIDMER            tinnen im Gesundheitsbetrieb immer wieder haben:
                                                                               Sie ist keineswegs weniger qualifiziert als ihre männli-
       D          Video- und Podcasterin stellt sie digi- Die                  ter keine Nachtdienste machen und keine Vollzeitstel-
                                                                               chen Kollegen, doch da sie als alleinerziehende Mut-
                  r. Alexandra Widmer ist Fachärztin für
                                                                               le annehmen kann, findet sie keine Klinikstelle. Das
                  Neurologie und Psychotherapie. Als
        entwickelt sie klinische, therapeutische sowie digitale  Pragmatikerin
                  tale Tools für die Organisation, Diag-
        nostik und Therapie vor, die das Leben von Ärzten, Mit-
        arbeitern und Patienten erleichtern. Darüber hinaus

        Gesundheitsanwendungen.
          Wenn Widmer über moderne Technologien spricht,                       führt sie in der Folge schließlich in eine Praxis. Die Er-
        lässt sie sich nicht von ausgefallenen Geräten, schicken,   Dr. Alexandra Widmer ar-  fahrung beschäftigt sie. „Das hat mich damals massiv
        aber unnötigen Services oder tollen Gimmicks blenden.   beitet nicht nur als Ärz-  frustriert“, erinnert sie sich.
        Sie fragt sich immer, worin der Gewinn für die Ärztin-  tin, sondern betreibt ein   Doch Widmer will das nicht einfach hinnehmen.
        nen und Ärzte liegt und ob damit überhaupt deren Be-  Portal, auf dem sie mit   Anstatt sich mit der Situation abzufinden, nutzt sie ih-
        dürfnisse abgedeckt werden. Dieser Blick für das We-  Podcasts und Videocasts   ren Ärger und setzt diesen in praktische Handlungen
        sentliche wird in der Branche geschätzt – sie hat ihn   digitale Werkzeuge für   um. Sie fasst den Entschluss, sich für die Situation von
        deswegen im Laufe ihrer beruflichen Karriere nie aus   Medizinerinnen und Me-  alleinerziehenden Eltern einzusetzen. Darum enga-
        den Augen verloren.                                                    giert sie sich neben ihrer Praxistätigkeit ehrenamtlich
          Ihr Interesse an der Medizin entwickelt sich schon   diziner vorstellt sowie   und gründet 2012 das deutschlandweite digitale Pro-
        früh: Mit acht Jahren bricht sich die 1976 geborene Han-  bei der DiGA-Entwicklung   jekt „Stark und Alleinerziehend“ für alleinerziehende
        noveranerin den Arm, kommt ins Krankenhaus und ist   berät.            Eltern. Damit möchte sie eine Anlaufstelle bieten, die
        sofort fasziniert. „Ich fand es total spannend, wie mich               Eltern stärkt. Außerdem startet sie ihren ersten Pod-
        die Ärzte operiert haben. Da dachte ich, das möchte                    cast, der sich mit der Thematik befasst. Diese Initiati-
        ich auch mal machen. Außerdem hatte ich einfach ein                    ve ist zu dieser Zeit eine der ersten ihrer Art und schafft
        grundsätzliches Interesse für den Körper.“ Doch auch                   eine Community, die Betroffenen schnelle und effekti-
        die menschliche Psyche weckt ihr Interesse. Sie will wis-              ve Hilfe bietet. Ihre Arbeit in diesem Bereich führt in


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