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        wegen der damit verbundenen Drohung als vielmehr deswe-          akteur etabliert wird, der klare Interessenkonflikte hat, weil er
        gen, weil künftig sämtliche relevanten Standards die Digi-       sowohl Produkte entwickelt als auch diese Produkte zulässt und
        talagentur „passieren“ müssen. Es wird also eine Stelle geben,   zertifiziert, dagegen gibt es bei den IT-Verbänden sogar verfas-
        die darauf achten kann und muss, dass alles zusammenpasst.       sungsrechtliche Bedenken.
        Die fehlt bisher.                                                  Der zweite Hauptkritikpunkt der Industrie betrifft das The-
                                                                         ma Nutzerfreundlichkeit. Hier soll die Digitalagentur künftig Vor-
        IT-Hersteller müssen besser eingebunden werden                   gaben machen dürfen, ähnlich wie sie das bei der Interoperabi-
        In der Gesamtschau setzt das „Interoperabilitäts-Paket“ aus be-  lität tut. Dies wird von den Interessenvertretungen der Ärzte-
        reits in Kraft getretenem DigiG und bei Redaktionsschluss noch in   schaft teilweise ausdrücklich begrüßt, es erhält vonseiten der In-
        Abstimmung befindlichem GDAG bei der Interoperabilität wichti-   dustrie aber deutliche Kritik. So schreibt der bvitg in seiner
        ge Akzente. Die weitere Stärkung des KIG wird nicht nur zu ein-  Stellungnahme: „Es ist […] ein grundlegender Irrtum anzuneh-
        heitlicheren Standards führen. Sie könnte perspektivisch auch da-  men, dass die Digitalagentur die Nutzerfreundlichkeit von Kom-
        zu beitragen, die Zahl der Standards entwickelnden Organisati-   ponenten, Diensten und Anwendungen besser einzuschätzen
        onen – und damit auch den Arbeitsaufwand nicht zuletzt für die   vermag als die Benutzer selbst. Es ist ein weiterer Irrtum anzu-
        IT-Hersteller – zu verringern.                                   nehmen, dass die persönlichen Anforderungen und Präferenzen
          Durchweg positiv gesehen wird in der Branche auch, dass die    der Benutzer so einheitlich sind, dass sie standardisiert werden
        neue Digitalagentur künftig einmal im Jahr eine Roadmap vorle-   können. Die aktuell anvisierte, gesetzliche Regelung [ist] des-
        gen soll, die – so die Hoffnung – zu mehr Planungssicherheit füh-  halb […] kontraproduktiv.“
        ren könnte. Hier, wie an anderen Stellen, sieht die IT-Industrie al-  Die Krux wird auch hier die konkrete Ausgestaltung der Re-
        lerdings noch Spielraum für eine bessere Einbindung der Unter-   gelung sein. Dass es in Sachen Nutzerfreundlichkeit bei Pra-
        nehmen oder der Industrieverbände. Dass die Digitalagentur kon-  xis-IT-Systemen vielfach Verbesserungspotenzial gibt, bestreitet
        sequent für Zulassung und Zertifizierung zuständig sein wird und   niemand. Die Frage ist eher, wie zielführend (womöglich ver-
        damit hoheitliche Aufgaben übernimmt, erhält Beifall. Auszahlen   pflichtende) Vorgaben durch die Digitalagentur sind. Ein freiwil-
        könnte sich das bei den vereinfachten Authentifizierungsverfah-  Die Digital-   liges Incentivierungssystem mit transparenten, unabhängig defi-
        ren für die künftigen ePA-Apps, wo die Digitalagentur die nöti-  nierten Usability-Kriterien sehen viele in der Branche eher posi-
        gen Festlegungen treffen soll.                agentur soll       tiv – sofern keine staatliche Stelle Detailvorgaben macht und
                                                        eigene           Spielräume für die individuelle Umsetzung bleiben.
        Es ist nicht alles Gesetzesgold, was glänzt
        Neben Lob gibt es aber auch eine Menge Kritik am GDAG-Entwurf.   IT-Produkte   Peter Struck lässt grüßen
        Die Praxis-IT-Branche reibt sich insbesondere an zwei Punkten.   zertifizieren   Insgesamt gibt es so viel Kritik am GDAG-Entwurf, dass es noch
        Zum einen sei es nicht Aufgabe einer Digitalagentur, selbst TI-An-  zu einer Reihe relevanter Änderungen kommen dürfte, bevor das
        wendungen zu entwickeln oder sie auszuschreiben – zumindest   und zulassen.  Gesetz dann irgendwann im Herbst ins Parlament geht. Es gilt das
        nicht in Bereichen, in denen es in Konkurrenz zueinanderstehen-  Strucksche Gesetz, benannt nach dem ehemaligen SPD-Parlamen-
        de privatwirtschaftliche Unternehmen gibt, die diese Anwendun-   tarier Peter Struck, wonach kein Gesetz den Deutschen Bundes-
        gen entwickeln können. Dass solche „staatlichen“ Anwendungen     tag so verlässt, wie es (als Regierungsentwurf) hineinkommt. Frei
        dann auch noch beim Zulassungs- und Zertifizierungsverfahren     nach Element of Crime: Nichts ist so öde wie ein Sommer ohne
        Vorteile erhalten sollen oder dass auf diese Weise ein Markt-    kontroversen Gesetzentwurf.<   $ PHILIPP GRÄTZEL





         INFO     Neue Führung – und ein alter Bekannter


          DIGITALAGENTUR FÜR GESUNDHEIT. Passend zum Relaunch der   Thema Praxis-IT aus dem Effeff und hat auch mit der digi-
          gematik als Digitalagentur für Gesundheit werden ab Sep-  talen Umsetzung des Terminservice oder der Rufnummer
          tember 2024 auch die vakanten Positionen in der  gematik-   116 117 auf sich aufmerksam gemacht. Ihm zur Seite steht
          Führung neu besetzt. Nach dem (nicht ganz freiwilligen)   einerseits weiterhin Dr. Florian Hartge, der die Bereiche
          Abgang von Dr. Markus Leyck-Dieken Ende 2023 hatte der   Produktion, Sicherheit und Betrieb verantwortet. Als
            gematik-Veteran  Dr. Florian Hartge die Interims-Ge-  dritte im Bunde komplettiert Brenya Adjei die Führungs-
          schäftsführung übernommen. Künftig wird die Digital-   etage. Sie wird zuständig sein für Personal, IT und Kommu-
          agentur nun von einem Triumvirat geführt. Vorsitzender   nikation. Adjei hat zuvor zahlreiche große Unternehmen zu
          der Geschäftsführung wird Dr. Florian Fuhrmann, ein alter   Themen wie Kundenerlebnis, Transformation der Arbeits-
          Bekannter in der ambulanten IT-Szene – war er doch meh-  welt und Produktstrategien beraten und war zuletzt Chief
          rere Jahre Geschäftsführer der kv.digital, der IT-Tochter   Customer Officer bei einem Sicherheitstechnologiean-
          der Kassenärztlichen  Bundesvereinigung. Er kennt das   bieter.<



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