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Kompakt




        INTERVIEW         DIE NUTZERINNEN UND NUTZER MITDENKEN

          In Sachen Telematikinfrastruktur herrscht in Deutschland derzeit Dauerfrust. Dirk Aagaard, Geschäftsführer Gesundheitswesen
          bei akquinet, glaubt dennoch an attraktive Telematikszenarien für die ambulante Medizin.



          Î 	Das eRezept ist verschoben, KIM ist zumindest mühsam, der TI-Mes-  Schritt wäre, auch die Praxissoftware aus dem Rechen-  Abb.: © akquinet
          senger TIM verzögert sich, und jetzt auch noch der Konnektortausch –   zentrum anzubieten. Da sind wir noch nicht, aber wir   DIRK AAGAARD
                                                                                                    ist Geschäftsführer
          verstehen Sie, dass manche Praxen lieber faxen wollen?  werden diesen Schritt gehen.      Gesundheitswesen
          Wir verstehen das, aber es ist natürlich nicht die Lösung. Tatsache ist, dass             bei akquinet.
          große Hardware-Investments in den Einrichtungen nicht mehr zeitgemäß   Î 	Warum tun wir uns trotz TI mit vernünftigen,
          sind. Das wird zu Recht so empfunden. Sie sind aber auch nicht nötig.  intersektoralen Kommunikationsszenarien so schwer?
          Konnektorfunktionen können über Rechenzentren angeboten werden, und   Wir müssen die Nutzerinnen und Nutzer mitdenken. Man kann nicht einen si-
          dann hat die einzelne Einrichtung damit – auch mit eventuellen Tauschszena-  cheren E-Mail-Dienst installieren und glauben, dass dann alles von selbst
          rien – exakt nichts zu tun. Dass das wunderbar funktioniert, zeigen wir seit   funktioniert. Wenn Sie digital mit Pflegeheimen kommunizieren wollen, fin-
          2018. Die KfH-Dialysepraxen beziehen ihre TI-Funktionalitäten aus unseren   den Sie keins, die sind überfordert. Wir haben das im Schleswig-Holsteiner
          Rechenzentren, genauso etwa die Hälfte aller Universitätskliniken und allge-  SekMa-Projekt adressiert, an dem das Krankenhaus Reinbek, drei Praxisnetze
          meinen Großkrankenhäuser. Wir glauben fest daran, dass im Rahmen des an-  und vier Pflegeeinrichtungen beteiligt sind und bei denen der Arztbrief TI-ba-
          stehenden Konnektortauschs auch vermehrt Einzelpraxen erkennen, wie   siert im Rahmen eines Entlassmanagement-Szenarios verschickt wird. Das funk-
          komfortabel das ist.                               tioniert super, aber Sie müssen die Einrichtungen da abholen, wo sie stehen.


          Î 	Dennoch ist der Konnektor ein Auslaufmodell, auch im Rechenzen-   Î 	Wie genau schließen Sie denn Pflegeheime an die TI an?
          trum. Was, wenn die TI 2.0 kommt?                  Wir stellen eine Box zur Verfügung, die nur in die Steckdose gesteckt werden
          Wir sehen das realistisch erst 2027, aber unabhängig davon: Wenn Sie   muss, sonst nichts. Die Box enthält ein WLAN, eine Firewall und die TI2Go, also
          TI-Dienste wie den Konnektor schon aus einem Rechenzentrum beziehen,   die Verbindung zum Netzwerk-Konnektor. Die SMC-B des Pflegeheims steckt bei
          dann merken Sie den Wechsel auf die TI 2.0 kaum. Denn die Veränderungen   uns im Rechenzentrum, wir bestellen die sogar gemeinsam. Wenn Sie das so ma-
          finden bei uns im Rechenzentrum statt, nicht in der Einrichtung. Der nächste   chen, läuft das, und Probleme mit Verzeichnisdiensten haben wir auch nicht.<






        TELEMEDIZIN
        Telenotarzt unterstützt Großveranstaltung                                     Zivilverteidigungsanlagen). Zur Er-


                                                                                     Abb.: Uniklinik RWTH Aachen  probung wurde die Unfallhilfsstelle
                                                                                      der Johanniter-Unfall-Hilfe auf dem
                                                                                      Festivalgelände mit der erforderli-
                                                                                      chen Technik ausgestattet; im be-
                                                                                      nachbarten Telemedizin-Raum be-
                                                                                      fand sich der Telenotarzt. Auf dem
                                                                                      Festival  waren  speziell  geschulte
                                                                                      Rettungssanitäterinnen und -sani-
                                                                                      täter, sogenannte TeleSANS, unter-
                                                                                      wegs. Ausgestattet mit einem Tablet
                                                                                      und Geräten zur Messung von Vital-
                                                                                      parametern wie Blutdruck oder Puls
                                                                                      konnten sie bei einem Notfall Pati-
                                                                                      entendaten erfassen und – das Ein-
        NOTFALL: Der Telenotarzt unterstützt den TeleSAN.                             verständnis der Patientinnen und
                                                                                      Patienten vorausgesetzt –  per Tele-
        Auf Großveranstaltungen übernehmen Sani-  dienstes auf einem Musikfestival eingesetzt.  konsultation an den Arzt übertragen. Die Er-
        täterinnen und Sanitäter die Erstversorgung  Der Einsatz war Teil des Forschungsprojekts  probung in Köln fand mit elf TeleSANS und
        von verletzten oder erkrankten Menschen. Im  TeleSAN („Der Tele-Leitende-Notarzt als Zu-  sechs Telenotärzten statt, wobei 15 Prozent
        vergangenen Sommer wurde in Köln erstmals  kunftsstrategie in der Katastrophenmedizin  aller ärztlichen Maßnahmen telemedizinisch
        Telemedizin zur Unterstützung des Sanitäts-  – eine Machbarkeitsstudie zur Telemedizin in  unterstützt wurden.<   C UKAACHEN.DE

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