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ÄRZTLICHER BEREITSCHAFTSDIENST KOLUMNE DIERKS’ ANTWORT
Hilfe vom Videoarzt können. Damit geht ein Pilotprojekt in
Der European Health Data
Space soll die nationalen
Abb.: Adobestockphoto © agenturfotografin den Regelbetrieb über, das in der Pande- den Austausch von Gesund-
Gesundheitssysteme durch
mie zwischen April und Oktober 2020 im
heitsdaten miteinander ver-
Bezirk Braunschweig erprobt wurde. Die
knüpfen.
Patienten nehmen nach wie vor über die
bundeseinheitliche Rufnummer 116 117
Kontakt mit dem ärztlichen Bereit-
CHRISTIAN DIERKS
Verordnung zum EU Health
schaftsdienst auf. Im Telefonat klären die
ist Rechtsanwalt und
Data Space (EHDS) wurde ver-
Facharzt für Allge-
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ob die Î Der Entwurf für die EU- PROF. DR. DR. Abb.: Prof. Dr. Dr. Christian Dierks
Art der Erkrankung eine Fernbehand- öffentlicht – was bedeutet meinmedizin. Vorwie-
gend berät er mit sei-
lung erlaubt. Wenn die Patienten einver- das für die Gesundheitsdaten- ner Kanzlei Leistungs-
standen sind, erhalten sie einen Zugangs- nutzung? erbringer im Gesund-
heitswesen. Ein
code für ein digitales Wartezimmer. Für Schwerpunkt sind die
NOTFALL: Der Videoarzt hilft. die Videosprechstunde können sie ihr Mit dem EHDS Draft kommt Rechtsfragen von
Smartphone oder Tablet verwenden. Die viel Bewegung in unsere Dis- Teleme dizin und
In Niedersachsen müssen viele Patien- Fernbehandlung bietet sich vor allem für kussion: Geplant sind ein E-Health.
tinnen und Patienten Medienberichten Patientinnen und Patienten im ländli- EU-weiter Zugriff auf Patientendaten zum Zwecke
zufolge außerhalb der Sprechzeiten bald chen Raum an. Das Angebot soll noch im der Gesundheitsversorgung in MyHealth@EU, ein
keine Bereitschaftspraxis mehr aufsu- Laufe des Jahres eingeführt werden. Zu EU-Format für den Austausch elektronischer Patien-
chen. Stattdessen sollen sie die Dienste Redaktionsschluss fand die Ausschrei- tenakten, Regelungen zur Ausgestaltung und Zerti-
eines Videoarztes des ärztlichen Bereit- bung für die technische Plattform des fizierung der ePA-Systeme, Vorgaben für die sekun-
schaftsdienstes in Anspruch nehmen neuen Dienstes statt.< C KVN.DE däre Nutzung der elektronischen Gesundheitsdaten
und die dafür erforderliche Governance auf EU-Ebe-
ne. Das ist mal ein starker Aufschlag! Nach dem Ent-
ORGANSPENDE wurf müssen Datennutzerinnen und -nutzer aller-
Früherkennung des irreversiblen Hirntods dings für die Nutzung nach Art. 6 DSGVO nachwei-
sen, dass ihre Interessen gegenüber den Inte-
In Deutschland fehlen Organspender. Auf en der Bundesärztekammer festgestellt ressen der Betroffenen überwiegen.
der Warteliste für ein Spenderorgan ste- wurde. Das Universitätsklinikum ZAHL DES Wir werden uns genau an-
hen aktuell rund 9 000 Patientinnen und Dresden hat eine Software ent- schauen müssen, welche
Patienten. Im Jahr 2021 gab es aber nur wickelt, die dabei unterstützt, QUARTALS Hürden darin liegen. Der
scheidung zur Organspende in einem DETECT auf die in der Inten- 11 052 in einem interessanten
Entwurf steht außerdem
933 Organspenderinnen und -spender. den irreversiblen Hirntod
Eine Organspende ist nur möglich, wenn frühzeitig zu erkennen. Hier-
Wechselspiel zwischen
der Patient oder die Patientin ihre Ent-
bei greift das Screeningtool
der DSGVO, dem Data
Organspendeausweis oder einer Patien- sivstation kontinuierlich er- Apotheken in Deutschland sind in Act und dem Data Go-
der Lage, eRezepte anzunehmen vernance Act. Die Umset-
tenverfügung dokumentiert hat und ein fassten und in der elektroni-
und zu verarbeiten.
zung im föderalen
irreversibler Hirntod nach den Richtlini- schen Patientenakte gespei- (Stand: 01.09.2022) einmal anspruchsvoll sein. Ins-
Deutschland wird wieder
Abb.: Adobestockphoto © Robert Kneschke frühzeitig Patientinnen und Patienten hen. Deswegen sollten wir schon im jetzt anstehen-
cherten Vitaldaten zu. Anhand
Quelle: gematik
definierter Parameter können so
besondere besteht das Risiko, dass
wir zu restriktiv mit dem Datenzugang umge-
identifiziert werden, die einen mögli-
chen Hirntod erleiden können. Die A� rz-
den Trilogverfahren und den Diskussionen im Vor-
tinnen und A� rzte erhalten dadurch die
Möglichkeit, auf die Angehörigen von
die Lehren aus der Pandemie bezüglich des Zugangs
Patienten zuzugehen, die ihre Bereit-
für die Forschung der privaten Wirtschaft gezogen
schaft zur Organspende erklärt haben. feld der Implementierung Wert darauf legen, dass
Am Universitätsklinikum Dresden wur- werden. Eine Beschränkung auf öffentlich finanzier-
den 2021 insgesamt 36 Patientinnen und te Grundlagenforschung ist angesichts der Bedeu-
Patienten identifiziert, die für eine Or- tung dieses Vorhabens und der enormen darin
ganspende infrage kamen. 15 Organ- liegenden Möglichkeiten, neue Erkenntnisse zu
spenden konnten dadurch realisiert gewinnen, nicht akzeptabel.<
ORGANSPENDE: Schnelles Handeln gefragt werden.< C UNIKLINIKUM-DRESDEN.DE
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