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Thema
Entscheidung einbeziehen. Ada, einer der füh- einem Mediziner des TK-Ärztezentrums in onen austauschen und gemeinsam und gleich-
renden Symptom-Checker, arbeitet deshalb Berlin verbinden. berechtigt über das richtige Vorgehen bei der
zurzeit an einer speziellen Variante für Ärzte. Für die Ärzteversion von Ada sind noch Behandlung entscheiden.
Diese Ärzteversion von Ada greift auf die glei- keine Geschäftsmodelle bekannt. Bislang tra-
Zertifizierung als Medizinprodukt
che Wissensbasis und KI zu wie die Patienten- gen die Kosten für die klinischen Entschei-
version. Dennoch gibt es große Unterschiede. dungsunterstützungssysteme die jeweiligen Eine weitere Hürde, die die KI-basierten Di-
So bekommen die Ärzte weitere Informationen Betreiber. Die Krankenhäuser zum Beispiel agnosetools noch überwinden müssen, ist die
zur Verfügung gestellt, die in der App nicht haben die Möglichkeit, diese Software aus ih- Zertifizierung als Medizinprodukt. Während
integriert sind. Auch verwendet das System rem Budget für Infrastrukturmaßnahmen der Symptom-Checker Ada als Medizinpro-
eine Expertensprache. „Die Darstellung und oder über Forschungsmittel zu finanzieren. dukt der Klasse I registriert ist, ist davon
Interaktionsmöglichkeiten sind in der Version Ob es eine finanzielle Unterstützung im am- auszugehen, dass die Ärzteversion in eine
für Ärzte wesentlich komplexer“, sagt Vincent bulanten Bereich geben und wie diese ausse- höhere Risikoklasse eingeteilt wird und ein
Jörres, Communications and Public Affairs hen wird, ist zurzeit noch völlig offen. „Ich Zertifizierungsverfahren durchlaufen muss
Manager bei Ada Health. „So wird Nutzern die – zumal nach der EU-Medizinproduktever-
Möglichkeit geboten, bestimmte Informatio- ordnung (MDR) strengere Regeln gelten und
nen über mehrere Besuche hinweg hinzuzu- Diagnosetools viele bisherige Klasse-I-Produkte in eine hö-
fügen oder herauszunehmen und zu verän- here Risikoklasse (IIa oder III) eingeteilt
dern.“ sollten Shared werden. Da gerade Diagnosetools auf selbst-
Vom Symptom-Checker zum Diagnosetool Decision Making lernenden Systemen basieren, die andauernd
mit neuem Wissen und der Rückmeldung von
ermöglichen.
Die Version „Ada für Ärzte“ richtet sich nicht Benutzern trainiert werden, kann es bei der
an eine spezielle Fachgruppe, sondern deckt Zulassung zu Problemen kommen (siehe In-
ein breites Spektrum von Krankheiten ab, da- terview Seite 22).
runter auch seltene Erkrankungen. „Gerade in halte es für sinnvoll, dass solche Anwendungen
Fazit
diesem Bereich sehen wir ein großes Potenzi- auch finanziell gefördert werden, wenn es
al für Ada“, sagt Jörres unter Verweis auf eine nachweislich Vorteile für die Patientensicher- Entscheidungsunterstützungssysteme für Ärz-
retrospektive Studie der Medizinischen Hoch- heit bringt“, sagt Marcel Weigand, Generalse- te werden bereits vereinzelt in verschiedenen
schule Hannover, in der der Prototyp von Ada kretär des Aktionsbündnisses Patientensi- Bereichen wie der Radiologie oder der Dermato-
für Ärzte mit guten Ergebnissen überzeugte. cherheit und Berater im Gesundheitswesen. logie verwendet. Generell zur Diagnose von
Es ist gut möglich, dass die anderen Anbie- Weigand begrüßt den Einsatz von Diagnose- Krankheiten einsetzbare Systeme werden wohl
ter von Symptom-Checkern nachziehen. „Wir tools in den Arztpraxen, „allerdings nicht als erst in den kommenden Jahren in die deutschen
werden Werkzeuge entwickeln, die unsere Einzellösung, sondern eingebunden in die Arztpraxen einziehen. Diese Systeme unter-
Ärzte bei ihrer Entscheidung unterstützen und elektronische Patientenakte“. Seiner Ansicht scheiden sich von den Symptom-Checkern auch
ihre Akten und ihre Informationen verbessern nach sollten die Diagnosetools so aufgebaut dadurch, dass sie in ihre Entscheidung Unter-
und schlussendlich die Effizienz verbessern, sein, dass sie Shared Decision Making fördern. suchungsergebnisse wie Laborwerte, Röntgen-
damit sie mehr nach den Patienten schauen Hierbei handelt sich um ein Kommunikations- oder Ultraschallbilder einbeziehen. Noch aber
können“, so eine Sprecherin von Babylon konzept, bei dem Arzt und Patient Informati- sind viele Details nicht geklärt.< $ DR. MICHAEL LANG
Health, einem Unternehmen, das wie Ada im
Vereinigten Königreich mit seinem Symp-
tom-Checker aktiv ist.
Wenn die KI-basierten Diagnosetools auf
den Markt kommen sollen, stellt sich unwei- SO MACHT ES MEDATIXX Q
gerlich die Frage nach der Bezahlung. Bei den
Symptom-Checkern für Patienten verhält sich ENTSCHEIDUNGSUNTERSTÜTZUNG. medatixx beschäftigt sich mit klinischen Ent-
die Sache relativ einfach: Die Apps werden den scheidungsunterstützungssystemen und kooperiert in diesem Bereich mit der
Patienten kostenlos angeboten. Entweder be- Universität Bayreuth. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit werden die Akzeptanz
zieht der Patient die App aus einem App-Store und die Potenziale ärztlicher Diagnosetools untersucht. Zu diesem Thema starten
und „bezahlt“ mit der Weitergabe seiner Daten. medatixx und die Universität Bayreuth gegen Ende des ersten Quartals 2020 eine
Oder Organisationen wie etwa Versicherungen wissenschaftliche Umfrage bei den medatixx-Anwendern. Alle Ärzte sind eingela-
stellen die App ihren Kunden zur Verfügung. den, sich zu beteiligen und ihre professionelle Einschätzung zu diesem Thema ab-
In diesem Fall schließt die Organisation einen zugeben. Entscheidungsunterstützungssysteme beziehungsweise Assistenzsyste-
Vertrag mit dem App-Anbieter ab. Die TK zum me stehen darüber hinaus im Zentrum der dritten Folge des medatixx-Podcasts.
Beispiel stellt den Symptom-Checker Ada ihren Die medatixx-akademie erläutert außerdem mit einem E-Learning-Clip, was es
mit den Entscheidungsunterstützungs- oder Assistenzsystemen für Ärzte auf
Mitgliedern zur Verfügung. Damit bietet sie
sich hat.<
ihren Mitgliedern nicht nur einen Service an, C MEDATIXX-AKADEMIE.DE
sondern kann diese am Ende des Chats mit
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