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Abb.: Andreas Reeg

Abb.: Gerhard Trabert

IM KRANKENHAUS: Der Onkologe und Notarzt AUF DER STRASSE: Trabert als Sozialarbeiter
Abb.: Andreas Reeg

Betreuung der Kranken zu kurz kam. „Ich habe Sich auf solchen Ehrungen auszuruhen,
gemerkt, dass ich mich immer weiter von mei- käme ihm nie in den Sinn. Wenn er nicht auf
nen Idealen als Arzt entferne.“ 1999 zog er der Straße arbeitet oder in seinem Verein tätig
darum die Reißleine und nahm eine Professur ist, ist der umtriebige Arzt viel unterwegs: Er
für Medizin und Sozialmedizin in Nürnberg an. reist in Krisengebiete, hält Reden und Vorträ-
Hier blieb Trabert bis 2009. Seit 2009 hat er ge und versucht immer wieder, auch an den
eine Professur für Sozialmedizin und Sozial- gesellschaftspolitischen Strukturen zu rütteln,
psychiatrie an der Hochschule RheinMain in damit sich etwas zum Besseren verändert. So
Wiesbaden inne. viel Engagement hat seinen Preis. „Wenn mich
Es ist ihm wichtig, seinen Studenten zu ver- jemand nicht mag, und hier sind es insbeson-
mitteln, dass es zur Sozialen Arbeit sowie zur dere Rechtspopulisten und AfD-Anhänger,
Medizin gehört, Haltung zu zeigen. Das drückt kann ich das aushalten, aber in den letzten
für den Humanisten das sogenannte Tripel- Jahren ist es immer wieder vorgekommen, dass
mandat der Sozialen Arbeit aus. „Dies bedeutet, man meine Familie angegriffen hat. Das steckt
man ist dem Klienten und dem Arbeitgeber, man nicht so leicht weg“, sagt er. Unterkriegen
aber eben auch der beruflichen Ethik verpflich- lassen will er sich davon aber nicht. Wenn er IMMER IM EINSATZ: Engagement gegen Armut
tet, somit den Menschenrechten. Und so wie einen Ausgleich braucht, geht Trabert laufen.
ich Medizin und Soziale Arbeit verstehe, be- Als Jugendlicher war er ein erfolgreicher
deutet dies immer auch, politisch aktiv zu sein“, Leichtathlet. Ein leidenschaftlicher Tänzer ist
erklärt der 63-Jährige seine Weltsicht. Er kri- er auch. Wenn alles zu schwer wird, hilft es nen Kindern wichtig, dass sie ihren eigenen
tisiert, dass in der Sozialen Arbeit zu wenig für seiner Erfahrung nach, sich von Musik tragen Weg gehen und sich nicht durch meine Arbeit
die Beseitigung struktureller Missstände, die zu lassen. genötigt fühlen, auch in den sozialen Bereich
durch die Politik verursacht wurden, getan Seine Familie hat Verständnis für den enga- zu gehen“, betont Trabert. Für ihn war dieser
wird. gierten Vater und ein bisschen hat es auch ab- Weg genau der richtige und wenn ihn jemand
gefärbt. Sein ältester Sohn ist Geschäftsführer fragt, wann er denn gedenkt, in den Ruhestand
Engagement gegen Armut in seinem Verein. Der zweite Sohn wird Medi- zu gehen, kommt die Antwort prompt: „Sorry,
Seine festen moralischen Überzeugungen trei- ziner, die Tochter Sonderpädagogin und der ich höre erst auf, wenn ich im Sarg liege.“<
ben ihn an, wenn er sich politisch engagiert – ob Jüngste ist Sportjournalist. „Mir war bei mei- $ MIRIAM MIRZA
bei seinen Auslandseinsätzen, als Buchautor
INFO TRABERT ALS AUTOR
oder als Mitglied der Nationalen Armutskon-
ferenz. 1997 gründete Trabert den Verein „Ar-
mut und Gesundheit in Deutschland“. Der Ver-
LITERATUR. Professor Dr. Gerhard Trabert hat verschiedene Bücher geschrieben. Dazu gehören
ein hat es sich zur Aufgabe gemacht, obdach-
auch ein paar Kinderbücher, zum Beispiel „Als der Mond die Nacht erhellte“. Das Buch soll
losen und sozial benachteiligten Menschen zu Eltern und Kindern helfen, mit der Krebserkrankung eines Familienmitglieds umzugehen. Sein
helfen. Das Thema Armut und deren Folgen ist aktuelles Buch hat den Titel „Der Straßen-Doc: Unterwegs mit den Ärmsten der Gesellschaft“.
zu seinem Lebensthema und er zu einem aner- Darin beschreibt er seine Erfahrungen als „Arzt der Armen“, plädiert für mehr Humanität und
kannten Experten für dieses Thema geworden. richtet sich gegen jede Form von Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit in unserer Gesellschaft.
Der Mediziner hat neben dem Bundesver- Und vor allem möchte er den betroffenen Menschen eine Stimme, die Stimme ihres Lebens-
dienstkreuz die Paracelsus-Medaille und erst schicksals, geben. „Armut in diesem reichen Land soll durch die Erzählung von Geschichten ein
kürzlich die Salomon-Neumann-Medaille er- Gesicht bekommen“, so Trabert.<
halten.

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