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Kompakt
UMFRAGE WEARABLES
Digitale Gesundheitsangebote Pflaster als Fitness-Tracker
Der Digitalverband Bitkom hat Bundes- App auf Rezept stößt auf eine große Reso- Im internationalen Projekt XPatch entwickeln
bürger zu digitalen Gesundheitsangebo- nanz. 59 Prozent der Befragten können Forscher ein Sensorsystem, das die im Schweiß
ten befragt. Eine erste repräsentative sich vorstellen, eine digitale Gesundheits- enthaltenen biochemischen Informationen in Echt-
Telefonumfrage fand Ende April (1 193 anwendung (DiGA) zu verwenden. Von zeit überwachen kann. Die mit einem intelligenten
Personen), die zweite Anfang Juli (1 005 den über 65-Jährigen ist fast jeder zweite Pflaster gemessenen und analysierten Daten wer-
Personen) statt. Danach hat jeder Achte an einer App auf Rezept interessiert. 40 den per Funk an ein Smartphone oder Tablet über-
bereits an einer Video- Prozent der Befragten ha- tragen. Das Pflaster enthält einen biochemischen
sprechstunde teilgenom- ben vor, ihren Arzt aktiv Sensorchip, Antennen und integrierte Schaltkrei-
men. Die Corona-Pandemie 40 Prozent danach zu fragen. Auch die se für die Funkkommunikation, Analogtechnik,
wollen ihren
hat offenbar viele Patienten elektronische Patientenakte eine flexible Mikrobatterie sowie das Energiema-
sensibilisiert: 85 Prozent (ePA) stößt auf ein reges In- nagement. Als Pflastermaterial verwenden die
der Befragten gaben an, Arzt nach einer teresse. 73 Prozent der Be-
dass sie aus Angst vor einer DiGA fragen. fragten gaben an, dass sie
Covid-19-Infektion beim eine ePA verwenden wür-
Arzt die Videosprechstunde den. Zwei Drittel können Abb.: Fraunhofer IZM / Volker Mai
gewählt haben. 54 Prozent wollten sich auch vorstellen, das elektronische
schnellstmöglich einen ärztlichen Rat er- Rezept zu nutzen. Und auch die künstliche
halten, und 41 Prozent befürchteten, sich Intelligenz steht bei den Befragten hoch
im Wartezimmer mit einer anderen über- im Kurs. 44 Prozent möchten in Zukunft
tragbaren Krankheit anzustecken. Frauen eine Zweitmeinung von einer künstlichen
haben die Videosprechstunde fast doppelt Intelligenz einholen. Im vergangenen Jahr
so häufig genutzt wie Männer. Auch die waren es noch 31 Prozent.< C BITKOM.ORG
INFORMATIONSANGEBOTE IM NETZ
Die Top Ten der Gesundheitswebseiten
Ein Medizininformatiker hat eine Hitpa- seine Untersuchung setzte er einen soge-
rade der wichtigsten Gesundheitsweb- nannten Webcrawler ein – ein Computer- XPATCH: Das elektronische Pflaster nimmt Körperschweiß auf,
generiert in Echtzeit genauste Angaben und schickt diese direkt
seiten in Deutschland erstellt. Dabei ging programm, das das Internet automatisch
an das Smartphone des Nutzers.
es ihm nicht darum, wie oft Nutzer eine nach einer bestimmten Information
Seite aufrufen oder wie viele verschiede- durchforstet und Webseiten analysiert. Forscher hautähnliche Materialien wie Polyure-
ne Besucher auf eine Seite zugreifen. Den 226 Tage war der Webcrawler im Einsatz, than oder Silikon. Die verwendeten Elektronik-
Forscher interessierte, wie bedeutsam identifizierte die Webadressen und In- komponenten sind so in diese Materialien einge-
eine Internetseite ist. Dies machte er an halte von 13,5 Millionen deutschen Ge- bettet, dass sie keinen direkten Kontakt zur Haut
der Zahl der Verlinkungen zwischen den sundheitsseiten. Dabei wurden die Ver- haben. Lediglich an der Stelle, an der der Sen-
gesundheitsrelevanten Seiten fest. Für linkungen zwischen den gesundheitsre- sorchip angebracht ist, gibt es eine winzige Öff-
levanten Seiten gespeichert. nung. Dahinter ist ein Vlies angebracht, welches
Als Ergebnis erhielt der For- den Körperschweiß aufnimmt. Die im Chip enthal-
scher eine Grafik, die die Ver- tenen Sensoren übermitteln die gemessenen In-
knüpfungen der Seiten un- formationen in Echtzeit an ein Smartphone oder
tereinander darstellte. Die Tablet. Zur Übertragung der Messdaten an das
Wichtigkeit der Webseiten Smartphone verwenden die Forscher den energie-
bestimmte der Forscher an- sparenden Funkstandard Bluetooth Low Energy.
schließend mit Google Page- Zurzeit befindet sich das System im Praxistest. In
Rank. Kriterium: Je mehr fünf Jahren sollen erste Produkte auf den Markt
Links auf eine Seite verwei- kommen. Am Projekt sind vier Länder beteiligt.
sen, desto bedeutsamer ist Das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und
Abb.: HHN sie. Ergebnis: Platz 1: Robert Mikrointegration IZM entwickelt die Integrations-
Koch-Institut, Platz 2: Ärzte- technologie, um die dünnen Komponenten in das
AUSSCHNITT AUS DEM DEUTSCHSPRACHIGEN GESUNDHEITSWEB: blatt, Platz 3: Charité.< dünne Pflastersubstrat einzubetten.<
Umso größer ein Knoten, desto wichtiger ist dieser. C HS-HEILBRONN.DE C IZM.FRAUNHOFER.DE
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