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Kolumne
Darauf eine Tranquil-App Impressum
ommt das deutsche Gesundheitswesen aus dem Quark mit der Digitalisierung?
Oder überlassen wir Telemedizin und digitale Therapeutika weiterhin den Nach- x.press
Kbarländern? Der Befund ist nicht so eindeutig positiv, wie manche es uns weisma- IT in der ärztlichen Praxis.
chen. Bestes Beispiel dafür ist die Fernbehandlung. Es stimmt, der Deutsche Ärztetag
Herausgeber:
2018 hat Hürden für den telemedizinischen Erstkontakt aus dem Weg geräumt, und ja,
medatixx GmbH & Co. KG
die Bundesregierung hat auch das als Lex Dr. Ed bekannt gewordene Gröhe-Gesetz zu Kirschäckerstraße 27 | 96052 Bamberg
Grabe getragen, wonach ein telemedizinischer Arzt zwar heilen darf, aber nur ohne Im Kappelhof 1 | 65343 Eltville/Rhein
medatixx.de
Rezepte. Geht es jetzt also voran? Immerhin werden in Ländern wie der Schweiz, Schwe-
x.press@medatixx.de
den oder Frankreich mittlerweile relevante Mengen an Arzt-Patienten-Kontakten wegen
Verlag:
Bagatellerkrankungen ohne den aus hygienischer Sicht ohnehin bedenklichen Besuch
HEALTH-CARE-COM GmbH
im Wartezimmer abgewickelt.
Kaiserleistraße 8A | 63067 Offenbach am Main
In Deutschland gibt es das jetzt auch. Den Nutzen haben allerdings praktisch aus- Telefon. 069 840006 3001
schließlich Privatversicherte und jene GKV-Versicherten, denen der Bypass ums War- Telefax. 069 840006 8001
health-care-com.de
tezimmer 50 bis 100 Euro wert ist. Für die Ärzte, die so etwas anbieten, ist das ein
komfortabler Zusatzverdienst. Auf Dauer besteht freilich die Gefahr, dass die Warte- Redaktion medatixx:
zimmer der Primärversorger zu Bahnhofshallen fürs Patientenprekariat werden, wäh- Alexandra John, Kornelia Kremer, Jens Naumann
(V.i.S.d.P.), Monika Nolte, Michael Schober
rend die, die es sich leisten können, daheimbleiben. So gesehen reißt die Digitalisierung
vorläufig eher Gräben auf, als dass sie welche zuschüttet. Und angesichts des Total- Redaktion HEALTH-CARE-COM:
Neglects der (meisten) Kassenärztlichen Vereinigungen dürfte sich daran auch erst mal Hans-Peter Bröckerhoff (Objektleitung), Philipp
Grätzel von Grätz, Dr. Michael Lang, Silke
nichts ändern.
Weidner (Korrektorat)
Next im Text: Wie sieht es aus mit digitalen Therapien, Versorgungs-Apps und Co?
Weitere Autoren dieser Ausgabe:
Auch da klopft sich unsere Politik kräftig auf die Schulter. Das BfArM soll künftig eine
Prof. Dr. Dr. Christian Dierks, Miriam Mirza
Liste digitaler Medizinprodukte vorhalten, die Ärzte zulasten der GKV verordnen kön-
nen. Klingt erst mal super, aber bis das in der Praxis aufschlägt, ist die derzeitige Bun- Satz und Layout:
desregierung nicht mehr im Amt. Meine Meinung. Im Moment können Sie sich als Arzt Katharina Doering
drehen und wenden, wie Sie wollen, Sie bekommen nicht einmal für klar evidenzbasier- Erscheinungsweise:
te Tools wie etwa die Online-Psychotherapie bei milder/moderater Depression Geld, Quartalsweise, 4 Ausgaben pro Jahr
sofern die jeweilige Krankenkasse das Thema nicht zufällig als Marketingthema für sich
Preis:
entdeckt hat. Wenn nicht mal das konsensfähig ist, wie bitte soll dann eine ganze Liste
Einzelheft 4,80 Euro, Jahresabonnement (4 Aus-
zustande kommen? gaben) 18,80 Euro, inklusive Versand (innerhalb
Von den elektronischen Patientenakten wollen wir gar WENN DIE GKV Deutschlands)
nicht reden. Oder doch. Denn hier muss jetzt erst mal ein Aboservice:
HOMÖOPATHIE
eigenes Datenschutzgesetz die Rahmenbedingungen fest- x.press-abo@medatixx.de
BEZAHLT, WARUM DANN
legen, nachdem irgendjemand im Bundesjustizministeri- Telefon. 069 840006 3001
NICHT AUCH EINE Abo Service x.press | HEALTH-CARE-COM GmbH
um festgestellt hat, dass es datenschutztechnisch irgend-
Kaiserleistraße 8A | 63067 Offenbach am Main
wie ein Rückschritt ist, wenn Arzt oder Ärztin komplette ASTROLOGIE-APP?
Anzeigen:
Krankheitshistorien online einsehen kann, ohne dass Patient
Beate Gehm
oder Patientin darauf im Detail Einfluss hat. Allen außer ein paar
Telefon. 069 840006 3030
Transparenzfreaks in der Ärzteschaft und dem Bundesgesundheits- Telefax. 069 840006 8030
minister war das eigentlich von vornherein klar, aber egal. b.gehm@health-care-com.de
Kurz und gut: Es gibt wenig Grund für echtes Digitalfrohlocken. Auflage:
Bis auf Weiteres muss E-Patient sich selbst helfen. Wen das de- 30 000
primiert, der kann das Depressionstool Moodgym nutzen – emp-
ISSN:
fohlen zwar nicht von BfArM oder G-BA, aber dafür von der
2192-0397
Stiftung Warentest. Wer es esoterischer mag, nimmt Seance, eine
App für personalisierte spirituelle Tipps und Horoskope. Solange Aufgrund der besseren Lesbarkeit verzichten wir
auf die geschlechtsspezifische Differenzierung.
die GKV Homöopathie bezahlt, ist es eigentlich schwer vermit-
Sämtliche Rollenbezeichnungen gelten im Sinne
telbar, dass für astrologische Dienstleistungen in die eigene der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Ge-
Tasche gegriffen werden muss. Mit dem Geld, das die GKV ein- schlechter. Eine Haftung für die Richtigkeit der
Veröffentlichungen kann trotz sorgfältiger Prü-
spart, weil die Honorare von Telematikverweigerern gekürzt
fung durch die Redaktion nicht übernommen
werden, ließe sich ein bisschen Geistheilen locker finanzieren.< werden.
Abb.: OX.11
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