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KARDIOLOGIE KOLUMNE DIERKS‘ ANTWORT
Befunde aus der Cloud Seit April können Ärzte
Behörden in Europa und den USA haben Computer die Grenzlinien zwischen Herz- die VideosprechstundeAbb.: iStockphoto.com © akindo PROF. DR. DR.
eine cloudbasierte Software zugelassen, muskel und Kammerinnenräumen ein- als telemedizinische Abb.: Prof. Dr. Dr. Christian DierksCHRISTIAN DIERKS
die mit künstlicher Intelligenz Kardio- Leistung anbieten. Die ist Rechtsanwalt und
MRT-Datensätze auswertet – und dabei Videosprechstunde soll Facharzt für Allge-
mitlernt. Die Software stammt vom Un- das persönliche Erschei- meinmedizin. Vorwie-
ternehmen Arterys aus dem Silicon Valley nen des Patienten in gend berät er mit sei-
und trägt den Namen Cardio DL. Sie wur- der Praxis ersetzen. ner Kanzlei Leistungs-
de anhand einiger Tausend MRT-Da- erbringer im Gesund-
tensätze des Herzens trainiert. Der ÎÎSind Ärzte bei einer heitswesen. Ein
Software liegt ein neuronales Netz zu- Fernbefundung per Video Schwerpunkt liegt da-
grunde – ein Computernetzwerk, das sprechstunde eigentlich auf bei in den Rechtsfra-
ähnlich verknüpft ist wie ein menschli- der rechtlich sicheren Seite? gen von Telemed izin
ches Gehirn, mit den entsprechenden Seit Erfindung des Fern- und E-Health.
Möglichkeiten für Berechnungen und sprechers telefonieren Pa-
Vorhersagen. Das neuronale Netz hat aus tienten mit Ärzten. Wird
den Datensätzen insgesamt zehn Millio- diese Kommunikation um
nen „Regeln“ abgeleitet, die es jetzt für die zeichnen. Laut US-Zulassungsbehörde optische Echtzeit-Korrelate
Analyse neuer Datensätze verwendet. FDA veranschlagen Kardiologen für eine ergänzt, erhöht dies Informationsdichte und
Was die Software liefert, ist eine Auswer- MRT-Funktionsanalyse etwa eine halbe Sorgfalt. Dennoch: Telekommunikation, mit
tung der Ventrikelfunktion, die sogenann- Stunde, während die Software dies ge- oder ohne Video, darf nicht zu einem diagnosti-
te Segmentierung. Die Basisanalyse er- nauso zuverlässig nach Hersteller- schen Defizit führen.
folgt bei jedem Kardio-MRT-Datensatz angaben in nur 15 Sekunden ZAHL DES Ob diese Gefahr besteht, entscheidet
erledigt. Kardiologen kön- der Arzt nach eigenem Ermessen.
und liefert Informationen über die Aus- 54Q U A R TA L S Er schuldet den Facharztstan-
wurfleistung der Herzkammern und über nen die vorgeschlage- dard, der es gebieten kann, in
regionale Bewegungsstörungen der bestimmten Fällen den per-
nen Konturen bei Be- sönlichen Kontakt vorzuzie-
Herzwände. Für diese Analyse mussten darf korrigieren.?< hen. Genauso kann es aber
die Kardiologen bislang per Hand am C ARTERYS.COM
UMFRAGE II Jahre ist das Durchschnittsalter auch ausreichend sein, aus der
der niedergelassenen Ärzte Ferne zu diagnostizieren und
Offen für digitale Gesundheit in Deutschland zu therapieren.
Die KBV setzt die begonnene Be-
Der Digitalverband Bitkom und die (E-Mail oder SMS) erhalten Quelle: KBV handlung für die Videosprechstunde
B ayerische TelemedAllianz wollten von bereits 14 Prozent, weitere 45 ab April voraus, sie darf nicht für unbe-
den Deutschen wissen, wie sie zur Digi- Prozent möchten diesen Service in Zu- kannte Patienten eingesetzt werden. Auch muss
talisierung des Gesundheitswesens kunft ebenfalls nutzen. 48 Prozent kön- eine schriftliche Einwilligung vorliegen. Ich ver-
stehen. Ergebnis: Die Bevölkerung ist nen sich sogar eine Operation vorstellen, mute, damit ist Papier gemeint. Dies mag aus
E-Healt h gegenüber an der ein Spezialist vertragsarztrechtlicher Sicht praktisch sein, um
sehr aufgeschlossen Großes Interesse an aus der Ferne mitwirkt. mit Versichertenstammdaten systemkonform
und ist teilweise bereits Auch die elektronische abzurechnen. Auch berufsrechtlich ist dies,
mit digitalen Gesund- der elektronischen Patientenakte steht bei nach meiner Auffassung verfassungswidriger-
heitsdaten in Berüh- Patientenakte den Deutschen hoch im weise, immer noch geboten. Aus haftungsrecht-
rung gekommen. 32 Kurs – 60 Prozent der licher Sicht ist es jedoch nicht zwingend. Auch
Prozent der Befragten Befragten möchten sie jetzt dürfen unbekannte Patienten in der Praxis
haben Untersuchungsdaten wie etwa nutzen. Ebenso viele sind der Umfrage anrufen, ihre Symptome schildern und fragen,
MRT-Befunde schon einmal auf CD be- zufolge damit einverstanden, dass Ärzte ob sie sofort oder am Montag in die Sprechstun-
kommen. Weitere 43 Prozent möchten ihre Daten an einen anderen behandeln- de kommen sollen.
diese Daten in Zukunft ebenfalls digital den Arzt weitergeben. Und 24 Prozent Warum sollte das mit Video verboten sein?
erhalten. Ihre Arzttermine künftig online sind damit einverstanden, dass ihre Kran- Angebote aus dem Ausland werden diese Lücke
zu vereinbaren, können sich 40 Prozent kenkasse die Gesundheitsdaten kontrol- schlicht und ergreifend füllen.?<
der Befragten vorstellen – 18 Prozent liert. Die Befragung erfolgte unter 1?003
haben dies bereits schon einmal getan. repräsentativ ausgewählten D eutschen.?<
Eine elektronische Terminerinnerung C CBITKOM.ORG TELEMEDALLIANZ.DE
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