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Vorhofflimmern aufgespürt Kolumne Dierks antwortet
Eine Hamburger Studie hat untersucht, wie gut sich mobile EKG- Prof.. DDrr..DDr.r.CChhrirsitsitainanDiDeirekrsks
Rekorder zur Früherkennung von Herzrhythmusstörungen eignen.
Herzrhythmusstörungen wie zum Beispiel Vorhofflimmern Prof. Dr. Dr. Christian Dierksist Rechts-
treten anfallartig auf und lassen sich deshalb mit herkömm- anwalt und Facharzt für Allgemein-
lichen Methoden wie einem Langzeit-EKG nur schwer nachweisen. medizin. Vorwiegend berät er mit sei-
Das Universitäre Herzzentrum Hamburg hat in einer Studie zwi- ner Kanzlei Leistungserbringer im
schen 2009 und 2014 insgesamt 790 Patienten mit wiederkehren- Gesundheitswesen. Ein Schwerpunkt
den Herzrhythmusstörungen für einen Zeitraum von zwei bis vier liegt dabei in den Rechtsfragen von
Wochen einen mobilen EKG-Rekorder (Tele-EKG) zur Verfügung Telemed izin und E-Health.
gestellt. Damit konnten die Patienten während eines Anfalls (zum
Beispiel Herzrasen, Herzschmerzen oder Luftnot) selbst eine ?FBraadgeen?-Württemberg hat als erster Kam-
EKG-Messung vornehmen, indem sie das Gerät auf ihren Brust- merbezirk eine Erlaubnisklausel für die
korb gelegt haben. Eine rund um die Uhr besetzte medizinische DTeielrekms:eAdnitzwinoretr. lassen. Ist das der Durch-
Hotline hat die insgesamt 11 775 telefonisch übertragenen EKGs
erfasst. Bei 73 Prozent der Probanden konnten die Ärzte eine
Herzrhythmusstörung nachweisen, in 14 Prozent aller Fälle sogar bruch für die Fernbehandlung?
Vorhofflimmern. Bei 40 Prozent der Patienten wurde Vorhofflim-
mern erstmals diagnostiziert. Nach Ansicht der Forscher stellt DIERKS: Der Beschluss der Kammer ist ein Schritt in die
der gezielte Einsatz eines Tele-EKGs eine sinnvolle Ergänzung in richtige Richtung. Fernbehandlung ist danach geneh-
der Diagnostik bei unklaren Herzbeschwerden dar. migungsfähig. Noch ist der Vorstoß nicht ganz in tro-
www.polycare-project.com ckenen Tüchern: Nach Prüfung durch die Aufsicht muss
Zahl die Berufsregel auch veröffentlicht werden, um in
Kraft zu treten. Dann ist in
Tele-Augenkonsil 259 000des Quartals Baden-Württemberg, ab- Interessant ist,
weichend von der Mus- dass noch nicht
Ein Projekt hat untersucht, ob Telemedizin die augenärzt- terberufsordnung, die gesehen wird,
Fernbehandlung auch dass Patienten
einen Anspruch
liche Untersuchung in Altenheimen unterstützen kann. Gesundheits-Apps gibt es dann zulässig, wenn auf Fernbe-
für iOS und Android Arzt und Patient einan- handlung
Alten- und Pflegeheime in ländlichen Gebieten der nicht bekannt sind haben.
leiden unter Fachärztemangel. Laut einer Studie Stand: Oktober 2016 und die Grenze der Beratung
Quelle: research2guidance
hatten bereits im Jahr 2005 rund 32 Prozent dieser Ein- zur Behandlung überschritten
richtungen keine augenärztliche Betreuung – obwohl in Deutsch- wird. Das geht über die Erläuterun-
land schätzungsweise zwei Millionen Senioren an altersbeding- gen der Bundesärztekammer vom Dezember 2015 hin-
ter Makuladegeneration leiden. Im Projekt aus. Solche Verfahren sind von der Kammer zu geneh-
„Mobiles Tele-Augenkonsil“ haben Mitarbei- migen und müssen evaluiert werden.
Abb.: iStockphoto.com © Ravennka ter des Tele-Ophthalmologischen Instituts Es geht also um Modellprojekte, die nun auf den
Erlangen (TOI) vor Ort die Sehschärfe, Weg gebracht werden können. Die Anforderungen
den Augeninnendruck, das Gesichtsfeld an die Evaluierung müssen sachgerecht gestellt wer-
sowie den vorderen und hinteren Au- den, damit das Ganze eine Chance hat. Interessant
genabschnitt untersucht. Ein Facharzt ist, dass noch nicht gesehen wird, dass Patienten ei-
für Augenheilkunde hat die Daten und nen Anspruch auf Fernbehandlung haben und dieses
Bilder anschließend telemedizinisch be- auch gerichtlich durchsetzen könnten. Und dass die
fundet. Vorläufiges Ergebnis nach 126 Un- nicht angebotene Fernbehandlung eine unterlasse-
tersuchungen: Bei 20,5 Prozent der unter- ne Hilfeleistung oder Unterschreitung des Standards
Augenleiden: Telemedizin suchten Heimbewohner stellten die Auge- darstellen könnte. Dies haben wir vor vielen Jahren
im Seniorenheim närzte eine altersbedingte Makuladege- im Rahmen einer simulierten Gerichtsverhandlung
neration fest. Darüber hinaus wurde bei in Tromsø bejaht. Vielleicht holt die Realität dieses
10,2 Prozent der Untersuchten eine degenerative Sehnervschä- Szenario bald ein.
digung und bei 11,8 Prozent Drusen (Ablagerungen von extra-
zellulärem Material unterhalb der Netzhaut) diagnostiziert.
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