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Schaltstelle Radiologie Kolumne Dierks antwortet
Radiologieverbünde öffnen ihre digitalen Netzwerke zunehmend für Prof.. DDrr..DDr.r.CChhrirsitsitainanDiDeirekrsks
Zuweiser und Patienten.
Radiologen verstehen sich immer mehr als zentrale Schalt- und Prof. Dr. Dr. Christian Dierksist Rechts-
Anlaufstelle in der Versorgungskette. Digitale Bilddaten ein- anwalt und Facharzt für Allgemein-
richtungsübergreifend zur Verfügung zu stellen, ist dabei eine medizin. Vorwiegend berät er mit sei-
Kernaufgabe. Doch während Einrichtungen mit PACS-Zugriff ner Kanzlei Leistungserbringer im
vielerorts längst effizient Daten austauschen, erfolgt die Anbin- Gesundheitswesen. Ein Schwerpunkt
dung PACS-freier Zuweiser und Patienten oft noch per CD im liegt dabei in den Rechtsfragen von
Briefumschlag. Dass es anders geht, zeigt unter anderem der mit Telemed izin und E-Health.
DICOM-E-Mail arbeitende Westdeutsche Teleradiologieverbund.
Dessen Portal erlaubt Zuweisern ohne eigenes PACS mit Firefox- ?FDriaegCey?berattacken auf die Krankenhäuser
oder Chrome-Browser nicht nur den Upload einzelner Bilder, haben Verunsicherungen herbeigeführt.
sondern auch ganzer Bildordner. Auch Cloud-Umgebungen eignen DViieerlkes:HAänutsweorrpt.rüfen jetzt Verbote von Web-
sich für patientenzentrierte radiologische Befundübermittlungs-
prozesse. Das Unternehmen Telepaxx zum Beispiel baut sein
cloudbasiertes Langzeitarchiv, das derzeit von über 500 Radiolo- applikationen und die Benutzung privater Geräte
gien in Europa genutzt wird, zu einer gemischten Archivierungs- (BYOD, Bring Your Own Device). Wie sieht es da
und Datenaustauschplattform aus. Und in Erlangen wurde eine eigentlich mit der Haftung aus?
Community für das Mammographie-Screening aufgebaut, die
den Ärzten per E-Mail-Einladung den Zugriff auf Daten gemein- DIERKS: In vielen Häusern, aber auch in Pflegeheimen,
samer Patientinnen gestattet. www.medecon-telemedizin.de Wundzentren und MVZ herrscht leider immer noch ein
Zahl munteres Miteinander von Krankenhausinforma
tionssystemen, Praxissoftware, Stand-Alone-
Bessere häusliche Pflege 100.000des Quartals Lösungen und BYOD. Auch wenn die Einfalls
tore der Attacken noch nicht alle identifiziert
Chronisch kranke Patienten sollen mit einem integrier- sind, wird jedem klar sein, dass ein solch
buntes Bild mit gemischten oder sogar feh-
Dten Versorgungssystem zu Hause unterstützt werden. Ärzte und Psychotherapeuten sind im lenden Verantwortlichkeiten eine Risikoer-
ie Europäische Kommission hat das Forschungs- sicheren Netz der KVen aktiv. höhung darstellt. Entscheidend für die Zuord-
nung der Haftung beim potenziellen Einfallstor
Stand: 21. Juni 2016
projekt POLYCARE (POLY-stakeholders integrated Quelle: KBV „eigenes Device“ ist die Frage, ob in den Einrich-
CARE for chronic patients in acute phases) gestartet. Die tungen ein Mobile Device Management (MDM) ein-
Aufgabe der beteiligten Wissenschaftler besteht darin, eine gerichtet wurde. Und das ergibt sich geradezu zwangs-
integrierte patientenzentrierte Pflegelösung zu entwickeln, die läufig aus der jeder Verarbeitung personenbezogener
mithilfe von modernen Informations- und Kommunikationssys- Gesundheitsdaten vorausgehenden Risikoanalyse. MDM
temen die Betreuung und das Monitoring älterer chronisch kran- muss klare Instruktionen an das Personal enthalten, wel-
ker Patienten zu Hause auch in akuten Phasen ermöglicht. Ein che Funktionen auf eigenen Devices laufen dürfen (wenn
wichtiger Teilaspekt dabei ist die Entwicklung eines Monito- überhaupt). Alle Devices sind zu erfassen, Vorgaben für
ring-Systems zur kontinuierlichen Erfassung aller relevanten die Trennung der Applikationen von privaten Tools und
Gesundheitsparameter der Patienten – ohne deren Lebensalltag Regelungen für Updates, Verschlüsselung, Verlust, Aus-
einzuschränken. Individuell anpassbare, auf die besonderen tausch oder Personalwechsel sind essenziell. Hat die Ein-
Anforderungen von Senioren zugeschnittene Anwendungen richtung diese Vorgaben in einer MDM-Dienstanweisung
sollen die Patienten in ih- erlassen, sinkt das Haftungsrisiko deutlich. Verstöße ge-
rem persönlichen Gesund- gen die MDM können dann die Haftung zum Personal
heitsmanagement unter- verschieben. Die Grenzen der Arbeitnehmerhaftung un-
stützen. Ein Entscheidungs- Abb.: iStockphoto.com © DElight ter gefahrgeneigter Tätigkeit relativieren dies freilich.
unterstützungssystem soll Trotzdem wird eine solche heterogene Architektur nie so
die individuelle Medikation sicher sein wie ein KIS oder eine Praxissoftware aus ei-
und Vorhersage von uner- nem Guss, ohne Verästelungen. Deshalb ist es richtig,
warteten Gesundheitspro- wenn die Häuser und Zentren Konsequenzen ziehen und
blemen verbessern. die IT-Struktur von Wucherungen befreien.
www.polycare-project.com Senioren: IT-gestützte Lösung verbessert die Pflege.
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