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        INTERVIEW         PHYSIOTHERAPIE NEU GEDACHT

          Digitale Lösungen können den Zugang zur Krankengymnastik stark verbessern, wie das Unternehmen Herodikos aus Oldenburg
          zeigt. Geschäftsführer Christian Wübbeling erklärt die innovative Hybridversorgung.



          Î 	Warum Physiotherapie mit digitaler Unterstützung?  der Entwurf des Digital-Gesetzes die DiGA für     Abb.: Herodikos
          Bei Rücken- oder Kniebeschwerden ist es oft schwer, zügig einen Arzt oder   eine stärkere Einbindung von Heilberuflern   CHRISTIAN WÜBBELING
                                                                                            ist Geschäftsführer von Herodikos.
          Therapeuten zu finden. Zudem kommen die leitliniengemäß empfohlenen Ei-  und Videosprechstunden öffnen könnte.
          genübungen in der Praxis mitunter zu kurz. Bei Herodikos können sich Pati-
          entinnen und Patienten deutschlandweit an unsere Partner-Ärztinnen und   Î 	Bieten Sie Ihre Versorgungsprogramme in Selektivverträgen an?
          -Ärzte wenden – auch binnen weniger Tage per Videosprechstunde. Die Ver-  Wir haben knapp 350 Ärztinnen und Ärzte, die mitmachen, und zusätzlich für
          sorgung erfolgt konsequent digital mittels multimodaler Eigenübungen in   das Plus-Versorgungsmodell mit der Telephysiotherapie auch eine Option zur
          unserer App unter Begleitung durch die teilnehmenden Ärzte oder unsere   Online-Verordnung. Drei bis vier Tage später starten sie in die Versorgung mit
          Therapeuten – ebenfalls oftmals per Videosprechstunde. Herodikos steht al-  dem physiotherapeutischen Aufnahmegespräch, auch per Videosprechstunde.
          so für hybride Versorgung, bei der die Patientinnen und Patienten nicht nur   Die Physiotherapeutinnen und -therapeuten sind bei uns derzeit überwiegend
          digital versorgt, sondern auch regelmäßig begleitet, Fortschritte evaluiert   angestellt, wir kooperieren aber auch mit einer Praxiskette und möchten das
          oder Probleme gelöst werden.                       Partnermodell ausbauen. Aktuell versorgen wir rund 500 Patientinnen und Pa-
                                                             tienten pro Monat. Selektivverträge existieren mit derzeit 57 Krankenkassen.
          Î 	Warum sind Ihre Anwendungen keine DiGA?
          Die DiGA machen einen Schritt in die richtige Richtung, nämlich Eigenübun-  Î 	Wie gehen Sie auf die Ärztinnen und Ärzte zu?
          gen in der Versorgung auszuweiten. Wir wissen aber aufgrund vieler Studi-  Vor allem müssen wir inhaltlich überzeugen. Ein wesentliches Argument ist,
          en, dass Patientinnen und Patienten eigentlich an die Hand genommen wer-  dass wir die Eigenübungen stark forcieren. Das kommt in der Regelversorgung
          den müssen, damit insbesondere die Adhärenz stimmt. Wir setzen deswegen  zu kurz. Es gibt außerdem über die Selektivverträge eine Zusatzvergütung für
          bei unserem Angebot Herodikos plus auf eine hybride Versorgung unter tele-  Verordnung und Beratung der Patientinnen und Patienten. Und dann koope-
          medizinischer Einbeziehung von Physiotherapeutinnen und -therapeuten.   rieren wir auch zum Beispiel mit dem Berufsverband für Orthopädie und Un-
          Das ist mit DiGA derzeit nicht möglich. Es ist aber interessant zu sehen, dass   fallchirurgie, gehen in ärztliche Qualitätszirkel und auf Kongresse.<




        BRUSTKREBS
        Genauere Diagnosen mit künstlicher Intelligenz                         sieren lassen. Bislang werden die Einzelunter-


                                                                             Abb.: Adobestock / Gorodenkoff  suchungen getrennt betrachtet und kombi-

                                                                               niert. Von der Kombination der verschiedenen
                                                                               Diagnosetechniken versprechen sich die For-
                                                                               scherinnen und Forscher eine präzisere Diag-
                                                                               nose, die letztendlich zu einer wirksameren
                                                                                                            �
                                                                               Therapie führt und dazu beiträgt, die Uberle-
                                                                               benschancen der Patientinnen zu erhöhen. Da-
                                                                               bei werden alle verfügbaren Datensätze zu ei-
                                                                               ner  Patientin  datenschutzkonform  in  eine
                                                                               cloudbasierte Plattform hochgeladen und für
                                                                               die Auswertung miteinander kombiniert. Diese
                                                                               erfolgt mittels künstlicher Intelligenz. Die He-
                                                                               rausforderung: Die am Projekt BosomShield
                                                                               beteiligten Kliniken verwenden verschiedene
                                                                               MRT- oder Ultraschallgeräte, die unterschied-
                                                                               lich eingestellt sind. Hinzu kommt, dass die Art
        BRUSTKREBS: Eine künstliche Intelligenz wertet Daten aus, die aus verschiedenen Quellen stammen.    der Datenerfassung bei den verschiedenen Ge-
                                                                               räten variieren kann. Durch die Verarbeitung
        Jedes  Jahr  erkranken  in  Deutschland  über  europäischen Konsortium, wie sich die übli-  dieser heterogenen Daten können Fehler ent-
        70 000 Frauen an Brustkrebs – der tödlichsten  chen Diagnoseverfahren Ultraschall, Mammo-  stehen. Eine Aufgabe der Forscherinnen und
        Krebsart  bei  Frauen.  Wissenschaftler  der  grafie und Biopsie miteinander kombinieren  Forscher besteht darin, die Daten vor der Aus-
        Hochschule Darmstadt untersuchen in einem  und mittels künstlicher Intelligenz (KI) analy-  wertung zu standardisieren.<     C H-DA.DE


    06   x.press 24.1 . 1                                                                                                                                                                                                            x.press 24.1   07
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